Neue Strasse in Bochum erinnert an Verfolgung Homosexueller
Hermann Hußmann nahm sich 1943 in der Untersuchungshaft das Leben
Zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller: Die Stadt Bochum benennt am Freitag eine neu erschlossene Strasse hinter dem Justizzentrum nach dem Bergmann Hermann Hußmann.
Die Würdigung Hußmanns soll gleichzeitig ein sichtbares Zeichen der Erinnerung setzen an die Ächtung, Verfolgung und Ermordung homosexueller Männer im Nationalsozialismus, erklärt die Pressestelle der Stadt Bochum. Die Bezirksvertretung Mitte hatte im September nach Anregung des Vereins «Rosa Strippe e.V.» der Benennung einstimmig zugestimmt.
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Am Freitag, 20. Dezember, um 12 Uhr, weiht Bezirksbürgermeisterin Gabriele Spork gemeinsam mit Projektbeteiligten die neue Strasse ein. Jürgen Wenke vom ehrenamtlichen Projekt «Stolpersteine für Homosexuelle» (MANNSCHAFT berichtete) gibt Einblick in seine historischen Recherchen über Hußmann.
Hermann Hußmann, geboren am 20. Dezember 1908 in Bochum-Riemke, war nicht vorbestraft. Bis zu seiner Verhaftung wegen des Vorwurfes homosexueller Kontakte war er ein unbescholtener Bergmann. Er gab im Polizeiverhör vom 6. Februar 1943 an, weder der NSDAP noch der SS anzugehören. Er war Mitglied der DAF, einer Organisation, die von den Nationalsozialisten nach Zerschlagung der freien Gewerkschaften gegründet worden war mit dem Ziel der Eingliederung der Arbeiter in das nationalsozialistische Macht- und Kontrollsystem. Ansonsten gehörte er keiner Parteigliederung der Nazipartei an.
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Aus den überlieferten Schriftstücken der Staatsanwaltschaft Bochum, die im Landesarchiv Münster aufbewahrt werden, geht die Abfolge der NS-staatlichen Verfolgung des Hermann Hußmann hervor:
Am 2. Februar 1943 wurde der 21-jährige Friedrich Pula von der Bochumer Polizei verhaftet wegen des Vorwurfs, «Unzucht» mit Männern getrieben zu haben. Im Laufe der Polizeiverhöre fiel der Name Hußmanns. Dieser wurde daraufhin ebenfalls verhaftet und zwar am 5. Februar 1943 ebenfalls durch die Bochumer Polizei. Pula überlebte die Verfolgung und die NS-Zeit, er starb 1980 in Herne.
Am 9. Februar 1943 um 11.20 Uhr wurde der erteilte Haftbefehl des Amtsgerichts Bochum umgesetzt und Hußmann vom Polizeigefängnis in die Bochumer Untersuchungshaftanstalt in der ABC-Strasse gebracht und dort inhaftiert. Begründung: Unzucht mit Männern. Am 18. Mai 1943 ersuchte der Oberstaatsanwalt die Bochumer Untersuchungshaftanstalt, den Angeklagten Hermann Hußmann zum Termin am 31. Mai 1943 vor der Strafkammer des Landgerichts in Bochum vorzuführen.
Doch da war Hußmann bereits tot. Am 20. Mai 1943 schrieb der Gerichtsvollzieher aus der Untersuchungshaftanstalt zurück:
«Wie bereits am 12.5.1943 zu dem hier bekannten Aktenzeichen 12 Gs 55-43 des Amtsgerichts in Bochum schriftlich mitgeteilt wurde, ist Hermann Hußmann am 11. Mai 1943, 23,30 Uhr in der hiesigen Anstalt verstorben.» Er hatte sich erhängt.
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