Nach 28 Jahren: Berliner Schwulenbar «Hafen» soll schliessen

Die Traditionsbar im Regenbogenkiez Schöneberg soll zum 3.1.2019 schliessen - der Mietvertrag wurde nicht verlängert

Foto: Hafen
Foto: Hafen

Nach 28 Jahren soll der «Hafen», eine lokale Grösse des Regenbogenkiezes in Berlin-Schöneberg endgültig das Licht ausmachen. Laut Betreiber Ulrich Simontowitz habe es in fast zwei Jahren keine Einigung über eine Verlängerung des Mietvertrages gegeben.

Über die Gründe lasse sich nur spekulieren, heisst es in einer Pressemitteilung. Der Eigentümer, aber leider auch andere Gastwirte der Community «hüllen sich diesbezüglich in Schweigen» so Simontowitz. «Ein Umstand, der mich und mein gesamtes Team empört, traurig und wütend macht.»

Über ein Jahr habe keiner von den Verantwortlichen mit dem Team reden wollen. Nicht nur von Eigentümerseite sei nach dem zurückgezogenen Angebot eines weiterführenden Vertrages keine Antwort mehr gekommen. «Auch beteiligte Dritte aus der gewerbetreibenden Community stellten ihre Ohren auf Durchzug.»

Der Hafen galt seit seiner Gründung im November 1990 als fester Bestandteil der queeren Szene Berlins. Er wurde nicht nur zu einem Anziehungspunkt für Nachtschwärmer aller Art, sondern engagierte sich vielfältig für mehr Akzeptanz und Toleranz gegenüber Homosexuellen in der Gesellschaft.

Wir waren der erste Laden ohne Klingel und mit einem offenen Schaufenster

«Wir waren der erste Laden ohne Klingel und mit einem offenen Schaufenster. Das war damals eine grosse Sache, sich so offen zu seiner Sexualität zu bekennen. Das war eine kleine Revolution im Kiez, ein grosser Schritt hin zu mehr Akzeptanz und Toleranz.»

Hafen Berlin
Hafen Berlin

Doch der Hafen habe nicht nur in Punkto Sichtbarkeit Pionierarbeit geleistet: «Wir waren auch treibende Kraft hinter der Gründung des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes hier in der Motzstrasse.»

Homophobe Attacke auf Schwulenbar in Berlin-Schöneberg

Nun hofft Simontowitz wenigstens auf Unterstützung aus der Community. «Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir als Community zusammenhalten und uns nicht wehrlos verdrängen lassen. Wir wollen wachrütteln und darauf aufmerksam machen, dass immer mehr Schutzräume für die Community schliessen, oder von der Schliessung bedroht sind, aber wir brauchen diese Räume!»

Man wolle gerne weitermachen, mit Koninginnedag, Schlagernacht, dem Stand zum Stadtfest und vielen anderen grossen Ideen, für die man nun aber vielleicht keinen Raum mehr hat.

Politik und Gesellschaft sollen endlich gegen die sinnlosen Entscheidungen der Immobilienspekulanten vorzugehen

Am 3. Januar will man darum feiern, mitten am Tag,  und der Community zeigen, wie ungeheuer wichtig eine einfache Bar für viele sein kann. «Wir können die Schliessung des Hafen vielleicht nicht mehr rückgängig machen, aber wir können gegen die Willkür und Ignoranz einiger Vermieter in dieser Stadt ein Zeichen setzen!»

Die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft fordert Simontowitz auf, «endlich gegen die sinnlosen Entscheidungen der Immobilienspekulanten vorzugehen»!

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