++ Lesbische Sichtbarkeit in Bayern? ++ Keine PrEP für Staatsbedienstete? ++
Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ News aus Deutschland ab dem 19. April 2021!
++ Lesbische Sichtbarkeit in Bayern? ++
Die Grüne Landtagsabgeordnete und queerpolitische Sprecherin Tessa Ganserer fordert die Staatsregierung auf, einen Preis für lesbische Sichtbarkeit in Bayern zu initiieren. Lesbische Frauen seien häufig mit diskriminierenden und benachteiligenden Bedingungen sowie mit Gewalt konfrontiert. «Sexismus und Homofeindlichkeit sind zwei Fronten, an denen lesbische Frauen zu kämpfen haben!», so Ganserer.
Gleichzeitig sind Lebenssituationen und spezifische Herausforderungen im Zusammenhang mit lesbischen Leben weder einer allgemeinen noch einer queeren Öffentlichkeit ausreichend bekannt. Lesben sind zwar meist mitgemeint, wenn es um queere Themen geht, aber sie werden kaum angemessen sichtbar. «Sichtbarkeit und gesellschaftliche Anerkennung machen anderen Menschen Mut zu sich zu stehen», weiss Ganserer aus eigener Erfahrung. Das Land Berlin vergibt seit 2018 jährlich ein Preis für lesbische Sichtbarkeit (MANNSCHAFT berichtete).
++ Keine PrEP für Staatsbedienstete ++
In der kleinen Anfrage wollte Tessa Ganserer wissen, ob Bayern dem Land Berlin folgen wird. Dort hatte der Senat angekündigt, dass die Kostenerstattung der PrEP in die Landesbeihilfeverordnung übernommen werde. In knappen Antwort verwies das Staatsministerium für Finanzen und Heimat auf die Zuständigkeit der Länder in einem föderalen Staat, und dass möglicherweise in einem Entwurf einer Verordnungsänderung darüber nachgedacht werde, über eine Erstattung zu entscheiden. Ohne über die Position Bayerns Auskunft zu geben, verweist die Antwort auf die Teilnahme des Freistaats an einer bundesweiten Umfrage zum Thema.
Ganserer kritisiert: «Solche Wischiwaschi-Aussagen schützen keinen Menschen vor HIV.» Entweder die Staatsregierung wolle effektiv gegen HIV-Neuinfektionen vorgehen oder eben nicht. Doch offensichtlich tue sich die bayerische CSU-Regierung schwer, sich aus der Ideologie der 80er Jahre zu befreien und einem konstruktiven Umgang mit der Krankheit zu finden. «Um Menschen effektiv vor HIV zu schützen, müsse die Kostenerstattung der Präexpositionsprophylaxeauch bei Staatsbediensteten von der Beihilfe übernommen werden», so Ganserer.
++ Crowdfunding für LGBTIQ Game ++
Das erste Online Game Deutschlands über Sexualität und Geschlecht will Vielfalt in die Schule bringen: 2019 gegründet, entwickelt das Berliner Kollektiv «Food For Thought» das Serious & Educational Game «Sibel’s Journey» für Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren. Entstanden sind bereits vier Episoden, in denen die Jugendlichen spielerisch mit fundiertem Wissen und einer positiven Einstellung zu den Themen Sexualität, Geschlecht und Körper ausgestattet werden. Mit dem Spiel verfolgt das Team einen intersektionalen Ansatz und vermittelt Themen wie Anatomie, Körperbilder, Geschlechtsidentitäten, Kommunikation, gesunde Beziehungen, Verhütung und vieles mehr. Mobile Spiele seien inzwischen eine bewährte Methode zum Selbstlernen und im Zuge der Digitalisierung eine Chance für die Integration in den Schulunterricht und die Jugendarbeit, erklären die Entwickler*innen.
Für Entwicklung und Umsetzung der ersten vier Episoden ist das Kollektiv, bestehend aus Frauen, trans Personen, Queers, Migrantinnen und Müttern von Teenager*innen, auf Fördermittel aus öffentlicher und privater Hand angewiesen. Im Rahmen des Förderprogramms und Wettbewerbs «Mitwirken» der Hertie-Stiftung startet die zweite Crowdfunding Kampagne. Gespendet werden kann hier ab 21. April.
++ HIV-Spezialist vor Gericht ++
In Berlin muss sich ab Montag ein HIV-Spezialist vor Gericht verantworten. Mehrere Männer werfen ihm sexuellen Missbrauch vor. Im Vorfeld hatte es juristische Auseinandersetzungen über Berichte gegeben, in denen mutmasslich Betroffene Anschuldigungen erhoben hatten. Der international renommierte Allgemeinmediziner war gegen die Berichterstattung vorgegangen und hatte eine einstweilige Verfügung gegen Buzzfeed und Vice erwirkt: Deren Artikel waren online nicht mehr zu finden. Nun, zum Prozessbeginn, kann man die Recherchen etwa auf Buzzfeed aber nach 19 Monaten wieder lesen.
Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte bereits vor über fünf Jahren Anklage erhoben wegen sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses an fünf Patienten. So soll der 62-Jährige versucht haben, sie zu küssen. Auch habe er die Männer ohne erkennbaren Grund oder Erklärung aufgefordert, sich vollständig auszuziehen, und ihnen Komplimente für ihre Geschlechtsteile gemacht, die die Patienten als unangenehm empfunden hätten.
++ Tessa Ganserer auf Platz 13 der Landesliste ++
Tessa Ganserer auf den Platz 13 der Bayerischen Landesliste gewählt. Sie ist die erste und einzige trans Landtagsabgeordnete, die sich für ein Bundestagsmandat bewirbt. Die Nürnberger Grünen-Politikerin sicherte sich am Wochenende im ersten Wahlgang 58 Prozent der Stimmen. Ganserer ist seit 2013 Mitglied des bayerischen Landtags und Nürnberger Direktkandidatin für die Bundestagswahl im September.
«Danke für dieses starke Ergebnis. Danke für dieses klare Zeichen für eine offene und vielfältige Gesellschaft», schrieb die Nürnberger Politikerin kurz nach ihrer Wahl auf Facebook und erklärte, sie stehte für eine offene Gesellschaft ein, «in der Menschen sich in ihrer Vielfalt bereichern und ergänzen und trotz ihrer Verschiedenheit zusammen halten».
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