Kontroverse um «Gender­zwang» in Bayern: Gab es Beschwerden?

Wissenschaftsminister Blume kündigt Verbot an

28.12.2021, Tübingen: Das Wort «Besucher» ist auf einem Schild in der Innenstadt mit dem Zusatz «:innen» versehen (Bild: Marijan Murat/dpa)
28.12.2021, Tübingen: Das Wort «Besucher» ist auf einem Schild in der Innenstadt mit dem Zusatz «:innen» versehen (Bild: Marijan Murat/dpa)

Markus Blume (CSU) plant gesetzliche Massnahmen gegen vermeintlichen «Genderzwang» – Studierendenvertretungen widersprechen und fordern Fokus auf dringendere Probleme.

Im neusten Streit um Gender-Probleme an Bayerns Hochschulen hat Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) jegliche Kritik an seinen Aussagen zurückgewiesen und zugleich ein entsprechendes Verbot für dieses Jahr angekündigt.



Es gebe die klare Vorgabe des Ministeriums, dass die Einhaltung von Sprachnormen, die vom amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung abweichen, weder gefordert noch bewertungsrelevant sein dürfe. «Wir werden das in diesem Jahr gesetzlich im Bayerischen Hochschulinnovationsgesetz klarstellen.»

Blume reagierte damit auf Kritik der Studierendenvertretungen mehrerer bayerischer Hochschulen. «Uns haben als Studierendenvertretungen noch nie Beschwerden zu einem ‹Genderzwang› erreicht, auch zu schlechteren Bewertungen durch ein ‹Nicht-Gendern› ist an allen Hochschulen, die an diesem Schreiben beteiligt sind, kein Fall bekannt», heisst es in einer Erklärung mehrerer Studierendenvertretungen namhafter Hochschulen. Die Studierendenvertreter*innen warfen Blume vor, das Thema ohne Grund zu forcieren.

Unterzeichnet wurde die Erklärung von den Studierendenvertretungen der Universität Erlangen-Nürnberg, Würzburg, der Ludwig-Maximilians-Uni und der Technischen Uni München, der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning, der Hochschule München sowie der Katholischen Stiftungshochschule München. Es sei verwunderlich, dass solch angebliche Probleme das Staatsministerium in Form von Beschwerden erreicht haben sollten, den Hochschulen selbst jedoch keine solchen Vorkommnisse bekannt seien, hiess es.

Die Kritik bezog sich auf eine Aussage Blumes, wonach ihn «immer wieder Beschwerden» erreichten, dass es Benachteiligungen bei Prüfungen gebe, weil jemand «irgendeinen Gender-Leitfaden nicht beachte». Sein Haus gehe diesen Meldungen nach und «tatsächlich scheint sich hier einiges verselbstständigt zu haben».

Blume verwies dagegen auf vorliegende Beschwerden, die ihn von Absolvent*innen erreicht hätten und auf seinem Schreibtisch lägen: «Wir haben natürlich Probleme mit dem Gendern an Bayerns Hochschulen.» Die Realität sei eine andere, als die Studierendenvertretungen wahrhaben wollten, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München.



Die Vorgaben der Genderleitfäden würden mancherorts höher gehängt als die Vorgaben der Prüfungsordnung. «Wir müssen diejenigen schützen, von denen offen oder verdeckt gefordert wird so zu formulieren, wie es nicht von der amtlichen Rechtschreibung gedeckt ist.»

Dies stimmt aus Sicht der Studierendenvertretungen wiederum nicht. «Wir weisen darauf hin, dass die Ressourcen des Wissenschaftsministeriums besser für die Lösung dringender Probleme im Hochschulbereich eingesetzt werden sollten. Es enttäuscht uns zutiefst, dass das Staatsministerium sich auf solch populistische Behauptungen einlässt. An den Hochschulen gibt es keinerlei Sprachregelungen bei schriftlichen Arbeiten zur geschlechtsspezifischen Sprache.»

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