Homochrom geht in 2. Runde – Köln feiert queere Literatur
Insgesamt gibt es 36 Lesungen
Das Festival für deutschsprachige queere Literatur «homochrom» läuft an diesem Wochenende: Die Lesungen entführen das Publikum auf die griechische Mamma-Mia-Urlaubsinsel Skopelos und in die Sonne Siziliens, zum Womyn’s Music Festival in Michigan und in die kosmischen Sphären der ISS.
Abgesehen von Simone de Beauvoir, die ihren posthum veröffentlichten Roman »Die Unzertrennlichen« (MANNSCHAFT berichtete) verständlicherweise nicht selbst lesen wird, stellen alle teilnehmenden Autor*innen ihre eigenen Texte und Bücher vor. In ihren Kurzgeschichten, Monologen, Roman- und Sachbuchauszügen erzählen sie von Afghanistanrückkehrern, von Krebs, von heimlicher Homosexualität im Nachkriegsdeutschland, selbstbewusster Selbstbefriedigung, transidenter Selbsterkenntnis in frühstem Kindesalter, von homophober Gewalt und queerfreundlichen Reisen, dystopischen Zensurinstanzen, Hexen, Walküren und Astronautenfrauen, dem Berliner Ausgehverhalten, bisexuellen Punks, aromantischen Beziehungen, Urlaubsflirts und natürlich auch von der grossen Liebe.
Zusätzlich zu den Lesungen spricht das 2. Litfest homochrom in zwei Podiumsdiskussionen mit Autor*innen und Herausgeber*innen etwas ausführlicher über zwei Themen: einerseits am Eröffnungsabend über queere Jugendliteratur, andererseits am späten Samstagnachmittag über die Erfahrungen von nicht-heteronormativen Christen, insbesondere Katholiken.
Bis Sonntag zieht das Litfest für 25 weitere Lesungen, moderierte Publikumsgespräche sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema queeres Christentum ins Filmforum des Museums Ludwig direkt neben dem Dom. Zusätzlich werden an diesen drei Wochenendabenden sieben Clublesungen im neuen Café Bach der AIDS-Hilfe Köln stattfinden. Diese werden möglicherweise live gestreamt.
Ohnehin sollen fast alle Lesungen aufgezeichnet und anschliessend als online als Videos und Podcasts veröffentlicht werden, sodass auch das 2. Litfest homochrom wieder überregional erlebbar wird – doch nur vor Ort können die Besucher*innen über die (undotierten) Publikumspreise, die Chromies, abstimmen, die in den Kategorien Roman, Kurzgeschichte und Nachwuchs vergeben werden.
Von den Autor*innen, die zum 2. Litfest homochrom eingeladenen wurden, leben zwei direkt in Köln: Sina Vogt präsentiert ihre Kurzgeschichte »Hand zum Glück« und Drehbuchautor Hansjörg Nessensohn seinem dritten Roman »Mut. Machen. Liebe.« (2021, Ueberreuter). Viele weitere Schriftsteller*innen reisen aus allen Teilen Deutschlands an, z.B. aus Coburg, Hamburg, Leipzig, Saarbrücken, Wiesbaden und Wolfenbüttel.
Aus Berlin kommen gleich sechs Autor*innen, darunter der mehrfach ausgezeichnete gebürtige Bonner Andreas Stichmann, der als Abschlusslesung des 2. Litfests homochrom seinen dritten Roman »Eine Liebe in Pjöngjang« vorstellen wird. Die Drehbuchautorin Tatjana Scheels präsentiert mit »Vielleicht habe ich dich nur erfunden« (April 2022, Haymon) ihren Debütroman vor, ebenso wie ihr Verlagskollege Stefan Hornbach mit »Den Hund überleben« (2021, Haymon).
Aus Österreich kommen der Schauspieler und Autor Andreas Jungwirth mit seiner Erzählung »Wir haben keinen Kontakt mehr« (2019, Edition Atelier), seine Verlagskollegin Ursula Knoll mit ihrem Debütroman »Lektionen in dunkler Materie« (Februar 2022, Edition Atelier) sowie Nicole Stranzl mit ihrem siebten Roman »Tür im Sand« (Juli 2022, MAIN-Verlag).
Der mehrfach ausgezeichnete Schweizer Jugendbuchautor Sunil Mann stellt seinen Roman »Totsch« (2019, da bux) vor, der 2020 auf der Shortlist für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis stand (MANNSCHAFT berichtete). Das deutsch-holländische Reisebloggerpaar Karl Krause & Daan Colijn, das in Amsterdam lebt und als Couple of Men bekannt ist, wird den gleichnamigen ersten schwulen und sehr persönlichen Polyglott-Reiseführer vorstellen, der im Mai erschienen ist (MANNSCHAFT berichtete).
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