Zwischen Bedrohung und Schikane: CSD als «Spass­veranstaltung»?

Symbolbild: Helmut Fricke/ dpa
Symbolbild: Helmut Fricke/ dpa

Am 30. September findet der 3. CSD in Stendal statt. Motto: «United in Love – Hier bin ich Mensch, hier will ich sein.» Für den CSD hat Landrat Patrick Puhlmann die Schirmherrschaft übernommen.

Bisher gab es bei CSDs in anderen Städten von Sachsen-Anhalt Angriffe: Beim CSD in Schönebeck kam es zu Eierwürfen gegen Teilnehmer*innen, beim CSD in Dessau-Roßlau wurden Flugblätter vom «Dritten Weg» verteilt, und es sei zu Übergriffen durch das Ordnungsamt der Stadt gekommen, wie der Christopher-Street-Day Sachsen-Anhalt e.V. mitteilte. Beim CSD in Wernigerode wurden Fäkalbeutel gegen Teilnehmer*innen geworfen (MANNSCHAFT berichtete), in Weißenfels Flaschen. Die Liste ist lang. Zuletzt kam es beim CSD in Halle zu einem Angriff auf Teilnehmer*innen nach dem Ende des Stadtfestes (MANNSCHAFT berichtete).

Falko Jentsch, der Sprecher des Christopher-Street-Day Sachsen-Anhalt e.V., dem Dachverband der CSD-organisierenden Gruppen und Vereine in Sachsen-Anhalt, äusserte sich besorgt über die zunehmende Bedrohungslage für CSDs und deren Teilnehmer*innen.

Auch Zuwanderer, die aus Unwissenheit oder religiösen Gründen gegen queere Menschen agieren, tragen zur Einschüchterung der Teilnehmer*innen bei.

«Rechte Gruppierungen schüren Hass gegen die LSBTIQ-Community in Sachsen-Anhalt, während linksextreme Gruppen versuchen, die CSDs für ihre Zwecke zu vereinnahmen und dabei gegen Organisator*innen und Polizei auf dem CSD ins Feld ziehen. Auch Zuwanderer, die aus Unwissenheit oder religiösen Gründen gegen queere Menschen agieren, tragen zur Einschüchterung der Teilnehmer*innen bei.»

Die Veranstaltung in Stendal beginnt um 12 Uhr auf dem Marktplatz mit einer Kundgebung. Das DRK stellt Sitzgarnituren zur Verfügung, das Theater der Altmark bietet ein Programm, und die Freiwilligenagentur Stendal unterstützt organisatorisch. Die Schwestern der perpetuellen Indulgenz und queere Künstler*innen unterstützen die Abschlusskundgebung. Doch das Ordnungsamt macht dem Orga-Team das Leben schwer.

Laura Köppen vom CSD Stendal erklärte, man habe Ende August bei einem Erörterungsgespräch mit dem Ordnungsamt LK Stendal erfahren, «dass durch uns eine Strassenabsperrung um den Marktplatz beauftragt werden soll».

Am 5. September erhielt Falko Jentsch, der Versammlungsleiter, nach eigenen Angaben einen Anruf aus dem Ordnungsamt LK Stendal, in dem die angemeldete Abschlusskundgebung um 15:00 Uhr als «Spassveranstaltung» bezeichnet und angekündigt worden sei, keine Sitzgelegenheiten für die Kundgebung zuzulassen.

Schliesslich sei noch eine E-Mail mit einem Ultimatum bis 13. September gefolgt, mit der Bitte «um Darlegung eines konkreten Ablaufplans», um die Versammlungsanmeldung abschliessend beurteilen zu können. Insbesondere bitte man um Aussagen zu den erwarteten Redner*nnen, Musiker*n etc.

Köppen vom CSD Stendal betonte, dass bis zu diesem Zeitpunkt den Forderungen nicht nachgekommen werden könne und dass dieser Vorgang aus ihrer Sicht ein einmaliges Ereignis darstelle, das man bisher in keiner anderen Stadt in Sachsen-Anhalt erlebt habe.



Angesichts der Ereignisse in Sachsen-Anhalt und der Gefährdungslage hofft das CSD-Team auch auf Unterstützung vom Ordnungsamt des Landkreises Stendal.

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