«Geschichtsvergessen»? Ziemiak nimmt Vorwürfe gegen Emcke zurück

Zuvor hatte er der lesbischen Publizistin eine geschichtsvergessene Entgleisung vorgeworfen

Carolin Emcke (Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)
Carolin Emcke (Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)

Nach Irritationen wegen einer Videobotschaft von Carolin Emcke beim Grünen-Parteitag hat CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak mit der Publizistin gesprochen und Vorwürfe zurückgenommen.

Er habe ein längeres und gutes Telefonat mit Emcke geführt, schrieb Ziemiak am Dienstagabend auf Twitter. «Miteinander reden ist besser als übereinander. Bin immer besonders sensibel, wenn ich Vergleiche mit Juden höre.» Im Kontext der ganzen Rede werde deutlich, dass Emcke Hass und Lügen gegen Juden nicht vergleiche oder verharmlose. Ziemiak hatte Carolin Emcke ursprünglich eine «geschichtsvergessene Entgleisung» vorgeworfen – dafür war Ziemiak aber ebenfalls von mehreren Seiten kritisiert worden.

Hintergrund ist ein Auftritt von Emcke, die unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Carl-von-Ossietzky-Preis ausgezeichnet wurde, in Form einer Videobotschaft am ersten Tag des Grünen-Bundesparteitags. Sie hatte am Freitagabend gesagt: «Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.» Emcke zeigte bei dem kritisierten Zitat im Video Gänsefüsschen, etwa vor der Formulierung «Eliten» oder «Juden und Kosmopoliten».

Die Bild-Zeitung berichtete darüber am Samstag. Ziemiak schrieb dazu ebenfalls am Samstag auf Twitter: «Das ist eine unglaubliche + geschichtsvergessene Entgleisung auf dem Parteitag der Grünen.»

Am Dienstag erklärte Ziemiak nach dem Telefonat, Emcke engagiere sich seit jeher für die Demokratie und gegen Antisemitismus. «Diese klare Haltung wollte ich nicht infrage stellen. Eine differenzierte Auseinandersetzung erfordert bei diesem Thema meistens mehr Raum als einen Tweet – das nehme ich mir zu Herzen», erklärte Ziemiak.

Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz reagierte umgehend und antwortete ebenfalls auf Twitter: «Finde ich gut, Paul. Danke!»

Emcke hatte kürzlich auch den Rosa-Courage-Preis 2021 erhalten. Die Laudatio hielt MANNSCHAFT-Kolumnist Jan Feddersen.

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