Wallis: Mit Aktionsplan gegen LGBTIQ-Diskriminierung
Pink Cross bezeichnet das Vorhaben als «Pionierleistung»
Der Kanton Wallis präsentiert gleich mehrere Massnahmen, die für mehr Aufklärung und weniger LGBTIQ-Diskriminierung sorgen sollen. Der Plan widmet sich unterschiedlichen Problembereichen des öffentlichen Lebens und basiert auf einer tiefgründigen Analyse.
Das Wallis beginnt das neue Jahr gleich mit einer Kampfansage – und zwar gegen LGBTIQ-Diskriminierung. Am gestrigen Dienstag präsentierte die Walliser Regierung einen umfassenden Aktionsplan, für dessen Umsetzung 130’000 Franken bereitstehen. Dazu gehören Beratungen, Schulungen sowie eine Sensibilisierungskampagne gegen Homophobie und Transphobie, die im Mai durchgeführt werden soll.
«Es gibt viel zu tun» Die Schaffung einer psychosozialen Anlaufstelle entlastet Vereine, die diese Arbeit bisher ehrenamtlich geleistet haben. Im Kantonalen Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) wird ausserdem eine neue Stelle geschaffen; sie wird sich LGBTIQ-Themen widmen. Hinzu kommen Schulungen von Fachpersonen und Schüler*innen auf allen Bildungsstufen.
Treibende Kraft hinter diesem umfassenden Aktionsplan ist Walliser Staatsrat Mathias Reynard von der SP. Reynard sass 2011 bis 2021 im Nationalrat und galt dort als grosser Supporter der Ausweitung der Anti-Rassismusstrafnorm. Mit deren Annahme durch das Schweizer Stimmvolk erstrahlt aber nicht automatisch für alle im Kanton ein Regenbogen über dem Matterhorn. «Es gibt bisher kaum Informationen für die Bevölkerung und die Fachleute. Es gibt viel zu tun», sagt Reynard gegenüber SRF.
LGBTIQ zieht es in die Stadt Dass der Südschweizer Bergkanton für LGBTIQ-Menschen ein hartes Pflaster ist, zeigen auch einzelne Berichte des Vereins Queer Wallis. Eine junge Frau etwa schilderte dem SRF-Regionaljournal, wie sie und ihre Freundin von Jugendlichen beschimpft wurden. Sie hätten dem lesbischen Paar den Tod gewünscht.
Die fehlende Anonymität stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. «Es spricht sich schnell im Dorf herum», sagt eine andere junge Frau. Die Folge davon: Viele queere Menschen zieht es in die Stadt.
Wie schlimm es mit der Diskriminierung tatsächlich ist, lässt sich leider nicht mit Zahlen veranschaulichen. Die Walliser Polizei muss weiterhin keine Statistik über Gewalt an LGBTIQ-Personen führen. Ein Postulat, welches genau dies verlangt hätte, hatte der bürgerlich dominierte Grosse Rat in der vergangenen Legislaturperiode abgelehnt.
Lob von Pink Cross Der Walliser Aktionsplan basiert indes auf einem vom Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur in Auftrag gegebenen Bericht. «Man merkt, dass das Ganze gut durchdacht ist», lobt Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross, gegenüber SRF. Vor allem die Vielfalt der Massnahmen kommt beim Dachverband positiv an. «Ich glaube, der Walliser Aktionsplan ist tatsächlich eine Pionierleistung», so Heggli.
Ein Fall von Diskriminierung aus dem Wallis, der kürzlich für Aufsehen gesorgt hat, ereignete sich am Eggishorn. Zwei Väter wollten mit ihren beiden Kindern auf den Berg fahren und wandern. Doch am Schalter der Aletsch Bahnen verweigerte man ihnen das Familienticket: Sie seien keine «Traditionsfamilie». Die ganze Geschichte zum Nachlesen gibt es hier.
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