Viele queere Highlights auf Grazer Filmfestival Diagonale
Von «What a Feeling» über «Saturn Return» bis «Mädchen in Uniform»
Nach der Viennale gehört die Grazer Diagonale zu den führenden Filmfestivals Österreichs.
Am 4. April startet die Grazer Diagonale. Sechs Tage lang werden in der zweitgrössten Stadt Österreichs über 195 Filme gezeigt, darunter befinden sich viele Österreich- und Weltpremieren. Abseits der Leinwände gibt es auch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Diesmal sind auf dem Festival auch zahlreiche queere Filme zu sehen. MANNSCHAFT bringt einen Überblick über die queeren Highlights.
Am 5. April wird auf der Diagonale der Film «What a Feeling» der Regisseurin Kat Rohrer präsentiert. Dabei geht es um eine lesbische Liebesbeziehung von zwei Frauen, die um die 50 sind. In der Komödie wird die Ärztin Marie Theres (von Caroline Peters gespielt) von ihrem Mann verlassen. Um den Trennungsschmerz zu überwinden, geht die Ärztin in eine Lesbenbar. Dort lernt sie die bindungsscheue Iranerin Fa kennen.
Die Beziehung der beiden Frauen verläuft turbulent. Denn die bürgerliche Ärztin passt überhaupt nicht in das Beuteschema von Fa. Die Regisseurin will mit dem Film eine lesbisch-queere Geschichte zeigen, weil solche Themen im Kino unterrepräsentiert sind. Ab 19. April wird der Film österreichweit in den Kinos zu sehen sein.
Am 6. April steht auf der Grazer Diagonale der queer-feministische Film «Asche» von Elena Wolff auf dem Programm. Darin geht es um die Lebenswelten von Künstler*innen, die der Wiener Kunstschickeria angehören. Konkret erzählt der Film die Geschichte von drei Liebespaaren und einem Aussenseiter. Dabei wird viel Kritik an der Kunstszene und am Patriarchat geübt (MANNSCHAFT berichtete). Weitere Themen sind der Drang nach Selbstverwirklichung, künstlerische Geltungssucht, Schönheit und Einsamkeit.
Ebenfalls am 6. April wird in Graz der Film «Bis ans Ende der Nacht» des deutschen Regisseurs Christoph Hochhäusler zu sehen sein. In der Produktion geht es um die Beziehung des schwulen Robert und der trans Frau Leni. Beide wollen als verdeckte Ermittler*innen einen Drogenboss fangen, was eine besondere Herausforderung ist.
Die Grazer Diagonale wagt auch einen Blick in die Filmgeschichte und zeigt Filmklassiker mit dem Titel «Mädchen in Uniform». In diesen Filmen geht es um Frauen, die in einer Welt voller Drill und Strenge leben (MANNSCHAFT berichtete). Trotzdem nähern sich die Frauen an – und es kommt sogar zu Kuss-Szenen. Dies ist bemerkenswert, da die Filme aus einer Zeit stammen, als queere Liebe auch in vielen westlichen Ländern verboten war.
Einen spannenden Blick in die erotische Filmgeschichte mit queeren Neuinterpretationen wagt der Film «Saturn Return» von Daniela Zahlner. Dabei geht es um die erste österreichische Filmproduktionsgesellschaft namens Saturn-Film, die von 1906 bis 1910 erotische Filme herstellte. In diesen standen angezogene Männer ausgezogenen Frauen gegenüber. Diese Aspekte greift die Regisseurin auf und schafft mit «Saturn Return» eine fantasievolle und queere Neuinterpretation der alten erotischen Filme.
Auch im Kurz-Filmprogramm der Diagonale werden viele queere Filme präsentiert wie «Die Räuberinnen» von Isa Schieche. Hier treffen sich drei trans Frauen, um einen Raubüberfall zu planen. Dazu müssen sich die trans Frauen als Männer tarnen, was aber alles andere als einfach ist. So studieren die trans Frauen maskulin gelesenes Verhalten ein. Doch das bringt sie an ihre Grenzen.
Von einem Saunabesuch handelt der Film «Im Traum sind alle Quallen feucht» von Marie Luise Lehner. Die Regisseurin geht darin der Frage nach, was passiert, wenn sich die Menschen beim Saunabesuch nicht an die Regeln halten, sondern sich ihren Sehnsüchten stellen. Der Film ist eine skurril-liebevolle Hommage auf queere Körper und Identitäten.
Auf der Diagonale wird auch der schwule Porträtfilm «After Work» von Jan Soldat gezeigt. In dem Kurzfilm treffen sich zwei schwule Männer nach der Arbeit zu einem Sexdate. Die beiden sich ziehen sich aus. Doch sie merken nach dem Oralsex, dass das Treffen doch nicht so funktioniert wie es sich die beiden Schwulen erhofft haben. Jan Soldat setzt sich in seinen Filmen gerne mit der Darstellung von sexueller Praktiken und Vorlieben auseinander.
Im Film «An Art Historian’s Recipe» geht es um den US-amerikanischen Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Aids-Aktivist Douglas Crimp. Der 2019 verstorbene Aktivist hat sich in seinen Arbeiten viel mit dem Umgang der Gesellschaft mit Aids beschäftigt. In dem Film wird Crimp beim Kochen gezeigt, begleitet von Auszügen aus seinen Memoiren. Die in Teheran geborene Filmemacherin Tara Najd Ahmadi war mit Crimp befreundet. Der Film ist eine wunderschöne kulinarische Hommage auf den Aids-Aktivisten.
«Cancel Culture»: Eine neue Form von LGBTIQ-Wadenbeisser-Aktivismus im Internet zielt darauf ab, unliebsame Menschen moralisch zu boykottieren, zu beschämen und aus dem öffentlichen Diskurs zu tilgen (MANNSCHAFT berichtete).
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