Shirley MacLaine wird 90 und steht weiter vor der Kamera

Zu ihren bisherigen grossen Rollen zählen eine lesbische Erzieherin und eine Prostituierte

16.02.1999, Berlin: Hollywood-Schauspielerin Shirley MacLaine nach ihrer Ankunft am Flughafen Berlin-Tegel (Bild: Andreas Altwein/dpa)
16.02.1999, Berlin: Hollywood-Schauspielerin Shirley MacLaine nach ihrer Ankunft am Flughafen Berlin-Tegel (Bild: Andreas Altwein/dpa)

Shirley MacLaine steht selbst in hohem Alter noch immer im Rampenlicht. Die ältere Schwester von Warren Beatty spricht gerne über Esoterik und extraterrestrische Phänomene – und dreht weiterhin Filme.

Von: Barbara Munker, dpa

Für ihren 90. Geburtstag am Mittwoch hat Shirley MacLaine nichts Grosses geplant, doch der Hollywood-Star bleibt bis ins hohe Alter seinem Metier treu. Sie werde das runde Jubiläum mit ein paar guten Freund*innen verbringen und etwas tun, was ihr immer noch Spass mache – «einen neuen Film drehen – was für eine wunderbare Art und Weise zu feiern!», schrieb die Schauspielerin in ihrem jüngsten Newsletter für April.

In dem Rundschreiben an Freund*innen und Fans berichtet sie weiter, dass sie in dem Film «People Not Places» eine rüstige Frau spiele, die eine ungewöhnliche Freundschaft mit einem obdachlosen Mann beginnt, während sie eine schwierige Beziehung mit ihrem Sohn zu flicken versucht. Brad Furman («Der Mandant», «City of Lies») ist als Regisseur an Bord.

Mit «Game of Thrones»-Star Peter Dinklage (54) ist sie derzeit in der Tragikomödie «American Dreamer» zu sehen, als reiche Witwe mit einer grossen Villa, die einem unterbezahlten Professor einen Deal anbietet, bei ihr einzuziehen und das Haus zu erben. Sie hätten sich auf Anhieb bestens verstanden, erzählte MacLaine im März in der US-Sendung Extra TV. Dinklage schwärmte von der Zusammenarbeit mit der Film-Ikone als eine der «grossartigsten Erfahrungen» seiner Karriere.



Die Oscar-Preisträgerin ist eine der letzten Hollywood-Legenden, schlagfertig, talentiert, mit einem Hang zur Esoterik. Ihr einst feuerroter Haarschopf ist in den vergangenen Jahren ergraut. Der Alt-Star mischt vor der Kamera und auch mit Diskussionen und Ideen weiter kräftig mit.

MacLaine redet oft über Sinnfragen und Ausserirdische. «Ich lese viel über Prophezeiungen und darüber, wie Menschen solche Vorhersagen aufnehmen. Ich interessiere mich genauso für das Phänomen der Ufos, möchte so viel wie möglich über diese Realität erfahren», sagte sie 2011 der Deutschen Presse-Agentur.

Ich interessiere mich genauso für das Phänomen der Ufos, möchte so viel wie möglich über diese Realität erfahren

«Wenn ich mir etwas für die Zukunft wünschen dürfte, wäre es, dass wir Menschen uns vom Materialismus abkehren und uns wieder mehr der Natur zuwenden.» In ihrem aktuellen April-Rundschreiben teilt sie ihre Gedanken über den «Earth Day» (Tag der Erde), die Heilkraft der Natur, Meditation und ausserirdische Lebewesen.

1961 folgte das Drama «Infam» («The children’s hour») – ein Klassiker des queeren Kinos: An der Seite von Audrey Hepburn spielte Shirley MacLaine die lesbische, aber verschlossene Martha Dobie. Die Frauen leiten ein Mädcheninternat. Der Film untersucht die erschütternden Auswirkungen, die Homophobie auf das Leben sowohl queerer Menschen als auch der wichtigsten Menschen in ihrem Leben hat.

In den 1960er-Jahren gehörte MacLaine zu Hollywoods begehrtesten Komikerinnen. Unter der Regie von Billy Wilder drehte sie mit Jack Lemmon die Liebeskomödie «Das Appartement» (1960), gefolgt von der Wilder-Comedy «Das Mädchen Irma La Douce» (1963). MacLaine glänzt darin als naive Prostituierte in Paris mit Lemmon als Ex-Polizist, der unfreiwillig ihr Zuhälter wird.

Shirley MacLaine
Shirley MacLaine

Ihr erster Berlinale-Auftritt 1959 brachte ihr für Charles Waters‘ Komödie «Immer die verflixten Frauen» einen Silbernen Bären ein, ein weiterer folgte 1971 für ihre Darstellung einer verbitterten Ehefrau in dem Psychodrama «Verzweifelte Menschen».

Auf einen Oscar musste die Schauspielerin lange warten: Nach mehreren Nominierungen bekam sie 1984 für die Hauptrolle als kratzbürstige Witwe in «Zeit der Zärtlichkeit» endlich auch diese Auszeichnung. Es war ihre fünfte Oscar-Nominierung als Hauptdarstellerin. «Das habe ich verdient», sagte sie damals triumphierend auf der Bühne.



Bei der Oscar-Verleihung im Jahr 2017 schallte der Schauspielerin lauter Applaus entgegen, als sie zusammen mit Charlize Theron die Trophäe für den besten Auslandsfilm verlieh. In dem Jahr stellte sie in «Zu guter Letzt» ihr Können wunderbar unter Beweis. In der Komödie verwandelt sie sich in eine biestige alte Dame, die kurz vor ihrem Ableben nichts dem Zufall überlassen will und noch zu Lebzeiten einen Nachruf in Auftrag gibt. Pech nur, dass niemand in ihrem Umfeld etwas Gutes über die reiche Rentnerin zu sagen hat.

In ihrer 2011 erschienenen Autobiografie «Damit bin ich durch: und weitere Geständnisse» erzählte MacLaine freimütig über frühere Affären mit Schauspielern, Regisseuren und Politikern. Ihre 1982 geschiedene Ehe mit dem Produzenten Steve Parker hielt zumindest auf dem Papier fast 30 Jahre. Ihr einziges Kind, Tochter Sachi Parker, kam 1956 zur Welt.

In dem Buch «Lucky Me: My Life With – and Without – My Mom, Shirley MacLaine» (2013) klagte die Tochter über eine einsame, lieblose Kindheit und Entfremdung von ihrer Mutter. MacLaine wies die Darstellung damals als «frei erfunden» zurück und bedauerte die «unehrlichen» Behauptungen ihrer Tochter, wie People.com berichtete. Aus Hollywood setzte sich der Star früh ab: MacLaine lebt auf einer kleinen Farm nahe Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico und im kalifornischen Malibu.

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