#mequeer: «Der ist schwul, aber sonst wirklich nett»
Im Zuge des Missbrauchsskandals um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein rief die US-Schauspielerin Alyssa Milano („Charmed“) im Herbst Frauen bei Twitter dazu auf, von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung zu berichten. Die Aktion unter dem Hashtag #metoo löste eine globale Debatte über Machtmissbrauch und die fehlende Gleichstellung von Mann und Frau aus. Auch der US-Schauspieler Kevin Spacey wurde im Zuge der Debatte beschuldigt, einst einen 14-jährigen Schauspielkollegen bedrängt zu haben – Spacey outete sich, es mehrten sich die Anklagen und seine Karriere war vorbei.
Andere Gruppen wurden dadurch ermutigt, ebenfalls von ihren Diskriminierungserfahrungen zu berichten. User mit Migrationshintergrund tauschen sich seit ein paar Wochen unter dem Hashtag #metwo über ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus aus. Nun kam in der vergangenen Woche #mequeer dazu. LGBTIQ-Nutzer berichten, wie sie wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität diskriminiert wurden oder noch werden. Die Geschichten, die sie erzählen, reichen von Selbstzensur über dumme Sprüche bis hin zu Gewalterfahrungen.
Auch wenn vor einem Jahr die Ehe in Deutschland geöffnet wurde und homosexuelle Paare dieselben Rechte genießen wie Heteros: Die alten Vorurteile und Klischees sterben nicht aus. Die Angst vor dummen Sprüchen oder vor Diskriminierung führt nicht selten dazu, die eigene Homosexualität vor anderen zu verleugnen.
Volker Beck (Grüne) sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, #meQueer zeige, dass trotz aller politischer Fortschritte und einem LGBTIQ-freundlicheren gesellschaftlichen Klima Vorurteile, abwertende Bemerkungen aber auch offene Diskriminierungen und Anfeindungen immer noch alltäglich seien. Eine demokratische Gesellschaft basiere auf der Gleichheit der Verschiedenen. #mequeer mache deutlich, dass nach der rechtlichen Gleichstellung im vergangenen Jahr noch eine Menge dafür zu tun sei, so Beck.
Neben schwulen und lesbischen Usern beteiligen sich auch trans Menschen an der Diskussion. Leider geht die Diskriminierung hier direkt weiter, wie ein Kommentar zeigt: Die meisten Menschen interessierten sich nicht für „transsexuelle Lebensmodelle“, behauptet ein User.
Auch Angehörige oder Freunde queerer Menschen beteiligen sich solidarisch an der Debatte – so wie diese Mutter:
Nicht immer klagen die Geschichten an, wie der Beitrag des queerpolitischen Sprechers der Grünen, Sven Lehmann, zeigt. Seine Mutter riet ihm, seiner Großmutter nichts von seinem Schwulsein zu erzählen – die reagierte allerdings gar nicht so, wie erwartet worden war:
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