Mean Girls und Muckis: So war die 1. Folge «Prince Charming»

Die schwule Kuppelshow ist gestartet – Achtung Spoiler!

Wen schickt Prince Charming als erstes nach Hause? (BIld: TVNOW)
Wen schickt Prince Charming als erstes nach Hause? (BIld: TVNOW)

Die erste Folge von «Prince Charming» kommt nicht richtig in die Gänge, dann schickt der Prinz Nicolas Puschmann auch noch zwei der spannenderen Kandidaten nach Hause. Ein Kommentar von Greg Zwygart.

Die Gleichstellung ist erreicht. Mit «Prince Charming» gibt es nun Trash-TV ausschliesslich mit schwulen Männern. Endlich kann man uns zusehen, wie wir uns anschreien, begrapschen, anbitchen und uns gegenseitig fertigmachen wie die Heterosexuellen auch.

Das war mein erster Gedanke, als die Mediengruppe RTL die Realitysendung «Prince Charming» bekanntgab. Der Prinz ist der 28-jährige Nicolas Puschmann, der seinen Traummann sucht, und dabei 20 Kandidaten zur Auswahl bekommt, Schauplatz ist eine romantische Villa auf Kreta.

21 schwule Männer beim Verlieben und Rummachen zu beobachten ist 2019 für die Allgemeinbevölkerung also zumutbar. Oder vielleicht doch nicht so ganz, denn die Kuppelshow, die dem Format der genauso verschmähten wie beliebten «Bachelor(ette)»-Franchise angelehnt ist, läuft nicht etwa auf einem Free-TV-Sender wie RTL II oder VOX, sondern als Premium-Content auf der Streamingplattform TVNOW.de in Deutschland und TVNOW.ch in der Schweiz.

Man muss also zuerst einmal in die Tasche greifen, um sich «Prince Charming» reinzuziehen – knapp 5 Euro pro Monat, um genau zu sein. Damit will man wohl homophobe Reaktionen vermeiden, die es bei einer Ausstrahlung im Free-TV wohl sicherlich gegeben hätte, und bittet gleichzeitig diejenigen zur Kasse, die das Format unbedingt sehen wollen: die Community sowie ihre Freund*innen und Familie.

Diese 20 Männer buhlen um «Prince Charming»

Schade, täte es doch sicherlich so einigen RTL-II-Zuschauer*innen gut, sich mit uns Schwulen auseinanderzusetzen. Ein gutes Vorbild aus der ersten Folge, die ab heute, 30. Oktober, gestreamt werden kann, ist Angelika, die 58-jährige Mutter von Prince Nicolas. «Das Wichtigste sind meine Kinder und dass sie ihren Weg gehen und glücklich sind», sagt sie zu Beginn der Sendung. «Ob Frau/Frau, Mann/Mann oder Mann/Frau ist völlig unerheblich.»

Unterhaltungstechnisch bleibt die erste Folge von «Prince Charming» unter den Erwartungen, hatte doch der Trailer ziemlich viel Drama versprochen! Da fallen Sätze wie «Wie kann man nur so hinterfotzig sein», «Schlampe» oder der Klassiker «Wir sind nicht hier, um Freunde zu sein». Es kullern Tränen – und das gleich bei mehreren Kandidaten –, es wird rumgezickt und bei zwei Männern geht es unter der Bettdecke auch gleich zur Sache.

Doch davon ist in der ersten Folge leider gar nichts zu sehen. In knapp 75 Minuten bekommen wir Prince Charming und die 20 Kandidaten vorgestellt, es folgt das Eintreffen in der Villa irgendwo auf Kreta und schliesslich der grosse Auftritt vom Prinzen himself. Als er die Schlafzimmer inspizieren will, kreischen einige Kandidaten auf, haben sie doch ihren Koffer offen und unaufgeräumt im Raum stehen lassen. Nach einigen belanglosen Kennenlerngesprächen und platten Sprüchen verfängt sich das Ganze plötzlich in eine Grundsatzdiskussion über Monogamie, die bei schwulen Paaren angeblich ja sowieso nie klappt – so jedenfalls das Fazit des behaarten Bulgaren Kiril.

Achtung Spoiler

Momente zum Fremdschämen gibt es in der ersten Folge jedoch zu Genüge, mit Sätzen wie «Meine Lieblingsfarbe ist Gelb, weil mich das am besten repräsentiert» von Aaron oder «Wichtig ist, dass ich einen Mann nicht brauche, sondern, dass ich ihn will» von Manuel. Aha. «Ich bin kein typischer schwuler Mann», sagt dann Kiril, der wohlgemerkt als Flugbegleiter arbeitet.

Mit Schnitt und Ton haben die Produzent*innen den Geschmack der Zielgruppe gut getroffen. Der Sekt fliesst in rauen Mengen und bei den Kandidatenvorstellungen kommen weder Madonna-Songs noch nackte Ärsche zu kurz. Auffallend: Viele Kandidaten sind sportlich und durchtrainiert und stellen gerne ihre Muckis zur Schau.

Der einzige rote Faden, der sich durch die erste Folge zieht, ist Podcaster Lars, der für ein Experiment der MANNSCHAFT vier Wochen lang auf Sex verzichtet hat. Er ist der erste, der die Villa betritt und auch einer der wenigen, der sich zu schade ist, wie ein Hündchen dem Prince Charming auf Schritt zu folgen, als dieser dann endlich auftaucht und seine Runden über das Grundstück zieht. Während sich die Kandidaten um den Prinzen scharen und mit Fragen durchbohren, sitzen Lars und Kumpel Dan am anderen Ende des Tischs und schlürfen genüsslich ihren Sekt. «Sollen wir uns den Bademantel anschmeissen und an den Pool gehen?», fragt Lars. «Das ist ja wohl sowas von gelogen», findet Dan, als Prince Charming beteuert, kein bestimmtes Beuteschema zu haben. Haben wir es hier mit den designierten Mean Girls der Sendung zu tun?

Viel Zeit bleibt den 20 Herren nicht, beim Prinzen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, denn schon am ersten Abend müssen die ersten Kandidaten nach Hause. Statt wie in anderen Kuppelshows rote Rosen werden hier schwarze Krawatten verteilt. Plumpen Dialog gibt es natürlich auch hier. «Du magst Sport, ich mag Sport, insofern würde es mich freuen, wenn du eine Krawatte annehmen würdest», sagt der Prinz zu Simon. «Ich hoffe, ich kann dir noch was zeigen», meint Aaron schmunzelnd. «Tu es einfach», so der Prinz zurück. Schauder.

Keine Krawatte erhalten – erneute Spoiler-Warnung – der ehemalige DSDS-Kandidat Robin, der Stylist Robert und der Kölner Dan. Bei Robert scheint der Fall klar, ist der in der gesamten Folge doch praktisch kaum zu sehen. Schade hingegen ist es um Robin, der mit seiner aufgeweckten Art und seinem Auftreten doch eine erfrischende Abwechslung zum durchtrainierten und gestylten Einheitsbrei darstellt. Dem Abgang von Mean Girl Dan trauere ich auch nach, hätte ich ihn doch gerne mehr in Action mit Mean Girl Lars gesehen.

Es war wohl unumgänglich, dass in der ersten Folge von «Prince Charming» viel Erzähl- und Vorstellungsarbeit geleistet werden musste. Trotzdem hoffe ich doch, dass die nächsten Episoden dem Ruf von Trash-TV mit all seinen Zickereien und Intrigen besser gerecht werden. Sind wir ehrlich: Mehr wollen wir doch nicht.

Episoden-Bewertung: 2/5 Stars der Episode: Lars und Dan Nervfaktor: der aufdringliche Martin Sinnfreie Beobachtung: Hier wird viel geraucht!

Neue Folgen von «Prince Charming» sind jeweils mittwochs auf TVNOW.de und TVNOW.ch verfügbar.

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