Zieht Kolumnist Henryk M. Broder trans Personen ins Lächerliche?

Kritik kommt u.a. aus Bayern

Henryk M. Broder im Interview (Bildschirmfoto: Welt.de)
Henryk M. Broder im Interview (Bildschirmfoto: Welt.de)

Der Kolumnist Henryk M. Broder habe bei Welt trans Personen ins Lächerliche gezogen, findet ein SPD-Politiker und meint «Beim Karneval tritt man nach oben, nicht nach unten.»

Er «fühle schon lange», dass er «im falschen Körper geboren sei», sagte Broder in einem Gespräch, das auf Welt.de am Mittwochmorgen veröffentlicht wurde. Weiter führte der im polnischen Katowice geborene Autor aus, eigentlich ein Wikinger zu sein.

Die Aussagen lösten u.a. bei Twiter viel Kritik aus. Auch beim Vorsitzenden der SPDqueer Oberfranken. «Die verbale Entgleisung Herrn Broders kann ich nicht nachvollziehen. Herr Broder sollte sich erklären und klarstellen, ob diese gegen trans Personen gerichtet war oder nicht. Im Kontext betrachtet, liegt die Vermutung nahe, dass die Äusserung gegen trans Personen gerichtet ist», sagte Sebastian Kropp. «Beim Karneval tritt man nach oben, nicht nach unten. Das scheint bei Herrn Broder nicht angekommen zu sein.»

Weiter erklärte der 32-Jährige: «Herr Broder möchte auf eine angeblich übertriebene Sensibilität hinweisen. Wenn aber etwa die queere Community auf derartige Aussagen reagiert, ist das nicht sensibel, sondern schlicht und ergreifend richtig.» Für Kropp liege die Vermutung nahe, dass Broder diese Einstellung schon lange hege und sie nun unter dem «Deckmantel des Karnevals» äussere.

Hintergrund des Gesprächs war das Thema kulturelle Aneignung und speziell die Debatte um «Blackfacing» beim Karneval im hessischen Ober-Mörlen, wo in diesem Jahr erstmals die Figur des «Mohren» nicht dabei sein wird. Zuvor wurde dieser von einer weissen Person, die sich die schwarze Haut aufgeschminkt hatte, dargestellt, was aufgrund öffentlicher Kritik nun nicht mehr der Fall ist. «Wenn das die Sorgen sind, die Deutschland hat, dann ist das ein extrem glückliches Land», sagte Broder.



Umbenennungen von Lokalitäten mit dem gleichen Bezug oder die Besetzung von dementsprechenden Rollen in Theaterstücken hält der 76-Jährige ebenfalls für «albern». «Im Grunde ist in Deutschland das ganze Jahr Karneval», so Broder.

Henryk M. Broder ist seit 2011 Reporter bei der Welt. Er schrieb ausserdem für Spiegel, Tagesspiegel, Berliner Tageszeitung und veröffentlichte mehrere Bücher. Die Welt hatte im Sommer 2022 für grosses Aufsehen gesorgt, als in einem Gastbeitrag die Gendervielfalt negiert worden war (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren