Italienische Bischöfe fordern mehr Transparenz beim Thema Missbrauch
Im weltweiten Reformprozess sollen auch Fragen der sexuellen Orientierung stärker beachtet werden
Die italienischen Gläubigen wollen im weltweiten Reformprozess der katholischen Kirche Fragen der sexuellen Orientierung und Transparenz beim Thema sexueller Missbrauch stärker beachten.
«Der Mangel an Transparenz hat nach Meinung einiger Versandung und Unterlassen bei wichtigen Fragen wie dem Umgang mit wirtschaftlichen Ressourcen sowie geistigem und sexuellem Missbrauch begünstigt», hiess es in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben, das die italienische Bischofskonferenz an Maria Himmelfahrt (15. August) in den Vatikan schickte. Den Opfern von sexuellem und geistigem Missbrauch solle ausserdem besser zugehört werden. Anders als in Deutschland wird das Thema in Italien deutlich weniger diskutiert.
Unter anderem forderten die katholischen Gläubigen in Italien dem Dokument zufolge auch, oft vermiedene Fragen anzusprechen und sich gesellschaftlicher Unterschiede anzunehmen. Dazu zählten etwa Fragen zur sexuellen Orientierung, wie zu Menschen aus der Gruppe der LGBTIQ und ihren Eltern.
Papst Franziskus rief 2021 zu dem sogenannten weltweiten synodalen Prozess auf. Dieser ist nicht mit dem Reformweg der deutschen katholischen Kirche – dem synodalen Weg – zu verwechseln. Der 2019 begonnene Synodale Weg der Deutschen Bischofskonferenz strebt Reformen in vier Bereichen an: dies sind der Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral, die Position der Frauen und die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester (Zölibat). Erst im Juli hatte der Vatikan in einer offiziellen Erklärung die deutschen Katholik*innen vor zu weitgehenden Reformen gewarnt (MANNSCHAFT berichtete).
In Deutschland sind im vergangenen Jahr so viele Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten wie noch nie. 359.338 Katholik*innen kehrten ihr allein 2021 den Rücken, wie die Deutsche Bischofskonferenz im Juli mitgeteilt hatte (MANNSCHAFT berichtete).
Für den weltweiten Prozess wollte Franziskus, dass sich die Gläubigen in der ersten Phase des Reformprozesses über ihre Ortskirchen einbringen. Der Vatikan erhält Zusammenfassungen der weltweiten Bischofskonferenzen. In Phase zwei will die Kirche auf grösseren kontinentalen Konferenzen über die Ideen diskutieren.
In puncto der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare hatte die Kirche in einer sogenannten Responsum ad dubium (Antwort auf einen Zweifel) im März 2021 klargestellt, dass sie sich dazu nach eigener Einschätzung nicht befugt sehe. Hintergrund war damals, dass sich in einigen kirchlichen Bereichen «Projekte und Vorschläge» verbreiteten, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen.
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