Italien: Homophober General ins EU-Parlament?
Roberto Vannacci war wegen eines Buches in die Kritik geraten
Der hochrangige General Roberto Vannacci wurde nach umstrittenen Äusserungen über Homosexuelle und Migrant*innen vom Dienst suspendiert. Nun soll er ins EU-Parlament.
Mit homophoben und rassistischen Aussagen hatte Roberto Vannacci mehrfach für Empörung gesorgt. Nun holt ihn die rechtspopulistische Lega als EU-Wahl-Kandidaten.
Der 55-Jährige wurde erst Ende Februar auf Entscheidung von Verteidigungsminister Guido Crosetto für elf Monate freigestellt. Zudem wurden seine Bezüge in dieser Zeit um die Hälfte gekürzt. Der Minister von der rechten Regierungspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) hatte Vannacci zuvor schon die Leitung des Geographischen Instituts des Heeres entzogen.
Der General hatte vergangenes Jahr ohne Wissen von Minister und Armeeführung ein Buch mit dem Titel «Il mondo al contrario» veröffentlicht (MANNSCHAFT berichtete). Inzwischen gibt es davon auch eine deutsche Ausgabe («Verdrehte Welt»). Darin bezeichnete er Homosexuelle als «nicht normal» und sprach von einer vermeintlichen «Diktatur der Minderheiten».
Weiter heisst es beispielsweise: «Die Normalität ist die Heterosexualität. Wenn ihr etwas anderes als normal empfindet, ist das die Schuld der Machenschaften der internationalen Schwulenlobby.» Das Buch gehörte in Italien vorübergehend zu den meistverkauften Titeln.
Schon seit längerer Zeit wurde spekuliert, dass Vannacci bei der Europawahl im Juni für die Partei Lega antreten könnte – zusammen mit den Fratelli einer der drei Partner der Rechtskoalition in Rom.
Vannacci war für die italienische Armee an vielen Auslandseinsätzen beteiligt, auch auf dem Balkan, im Irak und im Jemen. Aufgrund mehrerer Anzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Rom gegen ihn inzwischen wegen «Anstiftung zum Rassenhass». Zudem laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Veruntreuung in seiner Zeit als Militärattaché der italienischen Botschaft in Moskau.
Joanne K. Rowling ist für ihre «Harry Potter»-Bücher und ihre transfeindlichen Äusserungen bekannt. Kürzlich störte sie sich an der Berichterstattung über einen Mordfall, der ausgesprochen brutal ist (MANNSCHAFT berichtete).
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