Homophober Nazi macht Berliner Verkehrs­betriebe sicher?

Das Unternehmen habe bereits reagiert

Rechtechtsextreme demonstrieren in Leipzig zeitgleich zum CSD (Foto: Sebastian Willnow/dpa)
Rechtechtsextreme demonstrieren in Leipzig zeitgleich zum CSD (Foto: Sebastian Willnow/dpa)

Ein Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe war in Leipzig bei den Protesten gegen den CSD dabei, in rechtsextremen Chat-Gruppen posierte er mit Waffen – das Unternehmen habe bereits reagiert.

Michael N. (Name geändert) arbeitet in Berlin für ein Sicherheitsunternehmen, das im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe für den Schutz von Fahrgästen in Bahnhöfen und Fahrzeugen zuständig ist. Wie der Tagesspiegel (+) recherchiert hat, soll er seit einigen Wochen Mitglied des rechtsextremen Netzwerks «Deutscher Störtrupp» (DST) sein.



Am 17. August sei er mit dem Bus nach Leipzig gereist und habe dort gegen den CSD protestiert (MANNSCHAFT berichtete). Einen Tag vor seiner Fahrt habe er in einer rechtsextremen Chatgruppe eine Sammlung an Messern, Pfefferspray und einem Teleskopschlagstock präsentiert.

«Das ist meine vorläufige Ausrüstung, für die Schlacht», soll er dazu geschrieben haben und bezog sich wohl auf die geplante Anti-CSD-Aktion in Leipzig. In einem weiteren Video zeigte der Rechtsextremist ein Beil und schrieb darunter «meine Kampfaxt». «Ich werde, wenn es sein muss, wie ein Tiger kämpfen», sagte N. zudem in einer Sprachnachricht, die er in die Gruppe schickte.

Am Ende hätten aber offenbar die Bedenken von Mitstreitern in der Chatgruppe dazu, dass N. auf die Mitnahme der Waffen nach Leipzig verzichtete, auch aus Furcht vor einer möglichen Polizeikontrolle.

Dem Tagesspiegel soll ausserdem ein Foto vorliegen, das N. vor dem Leipziger Bahnhof zeigt. Er posiert hier mit acht Kameraden des «DST» für ein Gruppenbild. N. hat eine Bierflasche in der Hand, in der Mitte ist die Fahne der Neonazi-Organisation zu sehen. Auf dem T-Shirt eines der Männer findet sich der Schriftzug «gesichert rechtsextrem».

Die Sicherheitsfirma, bei der N. beschäftigt ist, wurde von der BVG als Subunternehmen beauftragt und ist ein enger Partner der Verkehrsgesellschaft. Auf Nachfrage teilte der Geschäftsführer des Betriebs dem Tagesspiegel mit, dass sich die Unternehmensgruppe «nachdrücklich gegen jegliche Form von Ausgrenzung, Rassismus, Homophobie, Sexismus, Antiislamismus und Antisemitismus» einsetze. Sollte dem Unternehmen Verhalten bekannt werden, das gegen diese Werte verstösst, werde dies «umgehend» thematisiert und gegebenenfalls auch arbeitsrechtlich geahndet.

Aus Datenschutzgründen sei jedoch keine Angabe zu einzelnen Mitarbeitern zu machen. «Wir tolerieren keinerlei Gewalt, Diskriminierung und Rassismus», teilte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe unterdessen mit. Die BVG sei ein weltoffenes und vielfältiges Unternehmen und stehe «mit vollem Einsatz für Toleranz und eine offene Gesellschaft», heisst es weiter aus der Pressestelle.

Das Sicherheits-Subunternehmen habe die BVG nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort informiert und zugesichert, dass bis «zur lückenlosen und rechtlichen Aufklärung der Situation» die betroffene Person zu keinem Zeitpunkt bei der BVG eingesetzt wird, hiess es auf Tagesspiegel-Anfrage.

Die BVG stand 2023 in der Kritik, nicht sonderlich tolerant gegenüber Queers zu sein. Das bemängelte auch die damalige, lesbische Chefin Eva Kreienkamp (MANNSCHAFT berichtete), die kurze Zeit später entlassen wurde.

Vor der Landtagswahl in Sachsen am Sonntag liegen AfD und CDU in Umfragen Kopf an Kopf. Im Wahlkampfendspurt gibt es klare Worte von der Unionsprominenz – und einen Appell aus der queeren Community (MANNSCHAFT berichtete).

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