Gruppenschlägerei nach CSD in Karlsruhe: Kritik an Polizei
Nach dem Pride-Marsch wurde Teilnehmenden die Regenbogenflagge entrissen und verbrannt
Wie das Polizeipräsidium Karlsruhe mitteilt, kam es am Samstagabend gegen 22 Uhr im Bereich des Karlsruher Schlossparks zu einer Schlägerei nach der CSD-Parade und Abschlussparty. Diese entwickelte sich, als eine «Personengruppe» den CSD-Teilnehmenden eine Regenbogenflagge entrissen und diese verbrannt haben soll.
Im Zuge der Schlägerei sollen mehrere Personen «an Haaren gezogen» und «zu Boden gebracht» worden sein, teilt die Polizei Baden-Württemberg mit.
Am Boden sei weiter auf die Personen eingeschlagen und getreten worden. Es habe mehrere Leichtverletzte gegeben, ein 27-Jähriger wurde vorsorglich mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. «Andere wurden vor Ort von Rettungsteams begutachtet», wird in Beamtendeutsch ergänzt. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass es jeden Tag in Deutschland drei registrierte Fälle von LGBTIQ-feindlicher Hassgewalt gibt.)
«Junge Männer und Frauen von südländischer Erscheinung» Eine Fahndung nach den Angreifenden – eine Gruppe «junger Männer und Frauen von südländischer Erscheinung» – sei erfolglos geblieben, schreibt die Polizei. Die weiteren Ermittlungen habe jetzt die Kriminalpolizei übernommen.
Soweit die offizielle Faktenlage. Eine freie Journalistin namens Armilla Brandt (von Red Flag Journalism «mit Haltung» und «klar antifaschistisch») postete auf Twitter ein Foto der verbrannten Fahne. Sie schreibt als scheinbare Augenzeugin: «Nachdem weitere ehemalige Besucher*innen des CSDs zur Hilfe geeilt waren wurden auch diese queerfeindlich beleidigt und schliesslich angegriffen. Im Affekt kam es zu mehreren Verletzten welche u. a. an Knalltraumata, Gehirnerschütterungen, und Knochenbrüchen leiden.»
Weiter schreibt Brandt: «Die hinzugerufene Polizei reagierte extremst unangemessen auf die Situation, lies Täter*innen ohne Kontrolle weiterlaufen und beleidigte Betroffene queerfeindlich. So soll wohl u. a. die Aussage ‹Ihr habt noch nicht genug abbekommen› gefallen sein.»
Brandt ergänzt: «Trotz einer Polizeipräsenz von mindestens 10 Wannen stiegen lediglich 9 Polizist*innen aus und kümmerten sich um die Betroffenen.»
Für Armilla Brandt sei die Reaktion der Polizei auf den CSD-Vorfall «geradezu lächerlich». (MANNSCHAFT berichtete über einen Polizeieinsatz in Wien im Zusammenhang mit einer Dragqueen-Lesung am vergangenen Wochehende, wo ein Unterstützer von Candy Licious verhaftet wurde, nicht die queerfeindlichen rechten Gegendemonstrant*innen.)
Oberbürgermeister Frank Mentrup schaltet sich ein Die Organisator*innen des CSD Karlsruhe riefen ihrerseits Zeug*innen des Vorfalls auf, sich zu melden, um zu erfahren, ob Brandts Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen. Wer Fehlverhalten der Polizei beobachtet habe, könne sich direkt an den CSD-Verein wenden: «Wir sammeln und sichten grade», schreiben die Pride-Organisator*innen auf Twitter. Oberbürgermeister Frank Mentrup von der SPD kümmere sich persönlich um den Fall, heisst es.
Am Pfingstmontag schrieb das Orga-Team des CSD Karlsruhe: «Eines wird durch das schreckliche Ereignis jedenfalls deutlich: Wir brauchen alle CSDs, wir brauchen Sichtbarkeit und wir brauchen bessere Gesetze und Schutz! Das Verbrennen einer Flagge ist ein Akt von tiefster Verachtung, Gewalt und Hass!»
Und weiter: «Diese Gewalt wird die queere Community nicht länger tolerieren! Wir haben genug! Alle queeren Generationen haben ein Recht auf ein gewaltfreies Leben! Wir solidarisieren uns zu 100 Prozent mit allen Betroffenen und kämpfen für euch um die Tat aufzuklären!»
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