GayStarNews.com stellt den Betrieb ein

Die LGBTIQ-Newsplattform meldet Insolvenz an, zirka 20 Mitarbeitende verlieren ihre Stelle

Die Gründer Tris Reid-Smith und Scott Nunn verabschieden sich auf GayStarNews.com. (Bild: Screenshot)
Die Gründer Tris Reid-Smith und Scott Nunn verabschieden sich auf GayStarNews.com. (Bild: Screenshot)

GayStarNews.com stellt den Betrieb ein. Nach ersten Meldungen durch andere Medien bestätigte die LGBTIQ-Newsplattform die Gerüchte. Die Gründer verabschieden sich mit einem langen Brief von ihren Leser*innen.

Nach sieben Jahren online Berichterstattung meldet GayStarNews.com Insolvenz an. Die englischsprachige LGBTIQ-Newsplattform mit Sitz in London muss den Betrieb per sofort einstellen, rund 20 Mitarbeitende verlieren den Job. Grund sind «finanzielle Schwierigkeiten».

«Die Website wird nicht länger aktualisiert», schreiben die Gründer Tris Reid-Smith und Scott Nunn in einem Brief auf GayStarNews.com. «Wir wissen nicht, wie lange sie online bleibt, aber wir versuchen, sie so lange wie möglich zu erhalten.» Sie wollen die Gelegenheit nutzen, um ihrer Leserschaft und ihren Unterstützer*innen zu danken und so gut wie möglich die Gründe für das Aus zu erläutern.

Brexit und «Rainbow-Washing» Ben Hunte, LGBTIQ-Korrespondent der BBC, war einer der ersten, der über die anstehende Insolvenz berichtete. «Die Angestellten wurden angeblich 48 Stunden vor dem Zahltag im Rahmen einer Sitzung informiert», twitterte er. PinkNews.co.uk, einer der direkten Konkurrenten von GayStarNews.com, übernahm kurz darauf die Meldung.

 

Finanzielle Schwierigkeiten waren der massgebende Grund für die Schliessung der Plattform, wie Reid-Smith und Nunn schreiben. Obwohl man das Jahr optimistisch angefangen habe, seien viele Entscheidungen verschoben und Projekte abgesagt worden. «Doch die grösste Veränderung war der Vertrauensverlust vieler Marken und Unternehmen aufgrund des Brexits und der damit verbundenen Unsicherheit», so die beiden Gründer. «Es überrascht niemanden, dass viele Medien mit demselben Problem kämpfen.»

Ein weiteres Problem sei das «Rainbow-Washing», wie es Reid-Smith und Nunn bezeichnen. «Statt mit uns zu arbeiten und sich das ganze Jahr über mit LGBTIQ-Personen zu befassen, tauchen sie ihr Logo wärend der Pridewoche oder des Pridemonats in Regenbogenfarben und – im Idealfall – spenden einen kleinen Betrag an eine LGBTIQ-Organisation», schreiben sie. «Noch schlimmer: Wir haben erfahren, dass einige Marken das tun, während sie zur gleichen Zeit LGBTIQ-feindliche Politiker*innen mit Millionen unterstützen. Das ist Alibimarketing vom schlimmsten.»

Solche Firmen seien das eine, Unternehmen die sich gar nicht um LGBTIQ kümmerten das andere. «Sie ignorieren LGBTIQ-Kund*innen und Kolleg*innen komplett. Jede*r, die je versucht haben, Firmen auf unsere Community aufmerksam zu machen, wissen, dass man mehr Absagen als Interessensbekundungen erhält.

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Für ihre direkte Konkurrenz, darunter eben PinkNews.co.uk oder das Schwulenmagazin Attitude, haben Reid-Smith und Nunn nur gute Worte übrig. «Das sind unsere Freunde. Unsere gemeinsamen Feinde waren stets Apathie und das Alibimarketing», schreiben sie. «Wenn Firmen und Sponsoren uns als LGBTIQ-Personen nur halb so ernst nehmen würden, wie wir es verdienten, gäbe es mehr von uns und wir wären sehr erfolgreich.»

Reid-Smith und Nunn betonen, dass die einzigen Sorgen stets finanzieller Natur waren. «Unseren Zahlen zufolge ist GayStarNews.com heute so weit verbeitet und international beliebt wie noch nie», schreiben sie. «Es ist ein trauriges Paradox, dass unsere Beliebtheit nicht unser Überleben sichern konnte. Wir sind überzeugt, dass wir den Betrieb in einer Zeit einstellen, in der Menschen mehr denn je unsere Dienstleistung wollen und brauchen.»

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