«Schauspielerei schien mir als trans Frau nicht erfolgsversprechend»

Newcomerin des Sommers: «Anything’s Possible»-Star Eva Reign

Eva Reign (Foto: instagram.com/msevareign)
Eva Reign (Foto: instagram.com/msevareign)

Eva Reign spielt in «Anything’s Possible» trans Teenagerin Kelsa. Im Interview spricht die Schauspielerin über ihre Karriereschwierigkeiten als trans Frau und Vorbildfunktionen im Film.

Inmitten anhaltend schlechter Nachrichten, was die Sicherheit und Rechte junger queerer und nicht zuletzt trans Menschen in den USA angeht (MANNSCHAFT berichtete), bringt «Pose»-Star Billy Porter seinen ersten Film als Regisseur an den Start. Doch «Anything’s Possible» (neu bei Prime Video) ist kein bitteres Drama, sondern eine humorvolle und fast märchenhaft optimistische High School-Romanze, die er als Mutmacher und bewusstes Gegenmittel zu all den Hiobsbotschaften verstanden wissen will.

Der Plot – schlicht zusammengefasst: trans Teenagerin Kelsa (Eva Reign) und ihr Mitschüler Khalid (Abubakr Ali) verlieben sich ineinander – ist eher schlicht, alle Konflikte lösen sich schnell in Rauch und Wohlgefallen auf und die gutgemeinten Botschaften werden ein bisschen sehr dick aufgetragen. Mit allerlei charmanten und durchaus auch witzigen Momenten wartet «Anything’s Possible» trotzdem auf, und vor allem ist es natürlich wunderbar zu sehen, wie problemlos die Mechanismen der RomCom auch dann funktionieren können, wenn im Zentrum eine trans Person steht.

Apropos: einer der besten Gründe, sich Porters Film anzusehen, ist Neuentdeckung Eva Reign in der Hauptrolle. Wir konnten der 26-jährigen in einem Videotelefonat ein paar Fragen stellen.

Eva, Sie hatten den Traum von der Schauspielerei eigentlich schon aufgegeben, oder? Mehr oder weniger. Ich wollte lange Jahre unbedingt Schauspielerin werden, aber gewann zusehends den Eindruck, dass das als trans Frau nicht sonderlich erfolgsversprechend ist. Also arbeitete ich erst einmal als Journalistin, doch das Schreiben über Film und Musik hielt den Traum, selbst künstlerisch tätig zu sein, immer wach. Und viele meiner Freund*innen ermutigten mich, es einfach weiter zu versuchen, wenn es doch diese Sehnsucht gäbe. Also nahm ich irgendwann doch wieder Unterricht. Mein toller Kollege und Bekannter Morgan Sullivan erzählte mir dann irgendwann vom Casting zu Billy Porters «Anything’s Possible» und half mir, das Bewerbungsvideo aufzunehmen.

Wovon fühlten Sie sich denn in dem Drehbuch besonders angesprochen? Mir gefiel vor allem, dass hier eine positive Geschichte mit Happy End erzählt wird. Als ich anfing, über eine Schauspielkarriere nachzudenken, erschien es mir eigentlich unvorstellbar, dass ich als schwarzes trans Mädchen je vor der Kamera würde glücklich sein dürfen. Diese Narrative gab es nicht. Nun darf ich es – und das sogar in der Hauptrolle. Das zeigt doch, wie sehr sich unsere Welt verändert. Und ich kann nicht leugnen, dass ich einen Film «Anything’s Possible» als Schülerin sehr, sehr gerne gesehen hätte.

Ich hatte eine Mutter, die mich immer geliebt und alles für meine Sicherheit getan hat.

Ihre eigene High School-Zeit war vermutlich nicht ganz so harmonisch wie die im Film, oder? Ich bin im Süden von Illinois aufgewachsen, auf dem Land, im so genannten Bible Belt. Da war es in der Tat in Sachen Vielfalt und Offenheit nicht so weit her wie in unserer Geschichte. Ich habe als junge trans Person deutlich mehr Spannungen erlebt, meine Jugend war etwas turbulenter als im Film. Und ich selbst nicht so furchtlos wie Kelsa. Aber ich hatte auch ein paar tolle Freund*innen, die ihr Bestes getan haben. Und eine Mutter, die mich immer geliebt und alles für meine Sicherheit getan hat. Genau wie im Film war auch sie übrigens absolut dagegen, dass ich in YouTube-Videos aus meinem Leben erzähle!

Kurz noch eine Frage zu Billy Porter: warum war er – als cis Mann – der richtige Regisseur für diesen Film? Billy ist zwar selbst nicht trans, aber er ist schon immer ein Kämpfer für und enger Freund von trans Personen. Es gab und gibt in seinem Leben so viele tolle trans Frauen, denen er mit «Anything’s Possible» ein Denkmal setzen wollte. Was Queerness in Film und Fernsehen angeht, ist er ein echter Vorreiter, der unzählige Hindernisse aus dem Weg geräumt und dabei nie uns trans Personen vergessen hat. Ich empfinde es als grosse Ehre, dass er in seinem Regiedebüt ausgerechnet diese Geschichte erzählen wollte.

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