§175-Drama «Grosse Freiheit» auf der Oscar-Shortlist!
Auch «Ich bin dein Mensch» von Maria Schrader darf sich Hoffnungen machen
In Cannes wurde «Grosse Freiheit» bereits ausgezeichnet, das Drama ist österreichischer Kandidat für den Auslands-Oscar. Und hat nun eine wichtige Hürde genommen.
Ende März werden die Oscars verliehen, jetzt haben es 15 Filme auf die Shortlist geschafft: Unter den vorausgewählten Shortlist-Kandidaten in der Sparte «International Feature Film» finden sich unter anderem die Filme «Grosse Freiheit» (Österreich), Auch der deutsche Film «Ich bin dein Mensch» hat die wichtige Hürde genommen. Ebenso wie «Drive my Car» (Japan), «The Hand of God» (Italien), «Compartment No 6» (Finnland), «Flee» (Dänemark) und «A Hero» (Iran).
Das teilte die Oscar-Akademie im kalifornischen Beverly Hills am Dienstag mit. Beiträge aus 93 Ländern hatten sich für 2022 um den Oscar in der Sparte «International Feature Film» beworben.
Das Drama über die Unterdrückung und Verfolgung von Homosexuellen in Deutschland mit Franz Rogowski «Grosse Freiheit» läuft aktuell in den Kinos. Der 35-jährige Rogowski war für seine Hauptrolle für den Europäischen Filmpreis nominiert (MANNSCHAFT berichtete), ging aber leer aus (MANNSCHAFT berichtete).
Er spielt Hans, der zunächst von den Nationalsozialisten und auch die folgenden Jahrzehnte regelmässig wegen seiner Homosexualität verurteilt wird. Im Gefängnis trifft er auf Viktor, der ihn anfangs verachtet. Dann aber nähern sich die Männer an und es entsteht eine enge Bindung. Regisseur Sebastian Meise zeigt, wie Hans menschenunwürdig behandelt wird, sich nach Liebe und Nähe sehnt – und ihm all das verwehrt wird, nur weil er Männer mag.
Im Gefängnis begegnet er Viktor, die beiden Männer waren bereits früher Zellengenossen. Viktor verbüsst eine Strafe wegen eines aus Eifersucht begangenen Totschlags. Und Hans wegen des berüchtigten Paragraphen 175, der Liebe unter Männern unter Strafe stellt. Aus anfänglicher Abneigung entwickelt sich im Laufe der Zeit zwischen Hans und Viktor eine intensive Verbindung voller Respekt, Empathie – und vielleicht sogar so etwas wie Liebe.
«Schwule Liebe war rechtlich bis Mitte der 90er Jahre verboten in Deutschland», daran hatte Rogowski («Undine», «Happy End») zur Premiere des Films beim Filmfestival Cannes im Sommer der Deutschen Presse-Agentur erinnert. Dort lief «Grosse Freiheit» in der renommierten Nebenreihe Un Certain Regard und wurde mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Auf dem Athen International Film Festival erhielt er den Publikumspreis und den Preis der griechischen Filmkritik für die beste Regie.
Rogowski sagte zu dem Film weiter: «Die Generation unserer Eltern hatte noch Angst vor Schwulen, weil Deutschland ihnen beigebracht hat, dass Schwulsein kriminell ist.» Mittlerweile seien wir zwar «schon ganz aufgeklärt», «aber die Geschichte wirkt in uns», fand der in Freiburg geborene Schauspieler. «Deutschland hat den Paragraph 175 120 Jahre lang kultiviert. Deswegen beschäftigt uns das Thema noch heute.» In Österreich feierte man unlängst 50 Jahre Legalisierung von Homosexualität (MANNSCHAF berichtete).
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