Bericht: Katar finanziert teils umstrittene Moscheevereine

U.a. in Berlin und Hamburg

In Bandar Seri Begawan: Jame’Asr-Hassanal-Bolkiah-Moschee
(Foto: Pixabay/ Public Domain Pictures)
In Bandar Seri Begawan: Jame’Asr-Hassanal-Bolkiah-Moschee (Foto: Pixabay/ Public Domain Pictures)

Dokumente aus Datenleaks von katarischen Wohltätigkeitsorganisationen zeigen offenbar, dass aus Katar Millionen Euro an teils problematische Moscheevereine in Deutschland geflossen sind. Das ergaben Recherchen von ARD und Zeit.

Ausgewertet wurden bisher unbekannte Dokumente zweier Wohltätigkeitsorganisationen aus Katar mit Bezügen zu Deutschland. Ein Investigativ-Team der ARD-Politikmagazine «Kontraste» und «Report München» sowie der Wochenzeitung Zeit konnten sie einsehen, etwa Zahlungspläne und Dankschreiben zwischen den Vereinen und den Wohltätigkeitsorganisationen mit Sitz in Doha.

Die Wohltätigkeitsorganisationen, darunter «Qatar Charity», werden von Mitgliedern der katarischen Herrscherfamilie kontrolliert und geben weltweit und grosszügig Geld für karitative und religiöse Zwecke. In den jetzt ausgewerteten Dokumenten finden sich auch Hinweise auf Moscheevereine u.a. in Hamburg, Frankfurt (Main) und München, hiess es am Donnerstag.

Laut den Dokumenten könnte möglicherweise ein Berliner Verein grösster Nutzniesser in Deutschland sein: Das «Interkulturelle Zentrum für Dialog und Bildung» (IZDB) habe demnach mutmasslich rund 6 Millionen Euro erhalten. Ob das Geld tatsächlich floss, beweisen die Dokumente allerdings nicht. Anfragen bei IZDB und Qatar Charity blieben unbeantwortet.

Ein weiterer Berliner Moscheeverein wird genannt, die «Neuköllner Begegnungsstätte» (NBS), auch bekannt als «Dar-as-Salam-Moschee». Imam Mohamed Taha Sabri gehört zu den bedeutendsten muslimischen Persönlichkeiten Berlins mit gutem Draht in die Landespolitik. Vom damaligen Regierenden Bürgermeister, Wowereits Nachfolger Michael Müller (SPD), erhielt er 2015 den Landesverdienstorden Berlins. Obwohl laut RBB-Recherchen der saudische Hassprediger Muhammad al-Arifi dort schon 2009 aufgetreten war. Wegen seiner Hetze u.a. gegen Homosexuelle hätte er gar nicht in die Staaten des Schengen-Raumes einreisen dürfen.



Scharfe Kritik übte damals der Islamismus-Experten Ahmad Mansour am Umgang Müllers mit dem Moscheeverein. Sabri, so Mansour, bereite, «durch die Verbreitung seines Islamverständnisses in der muslimischen Community eine «Basis für Islamismus». Mansour sagte, er erwarte von einem Regierenden Bürgermeister, dass er in der Lage sei, «seine Partner sorgfältig abzuklären, vor allem in so einem sensiblen Bereich.»

In einem Video, produziert von der Qatar Charity, sei den Recherchen von ARD und Zeit zufolge Sheikh Ahmed Hammadi, ein Vertreter der Qatar Charity zu Besuch bei Imam Sabri in Neukölln zu sehen. Sabri bedankt sich darin herzlich für die finanzielle Unterstützung: «Diese Moschee wurde im Jahr 2007 Gott sei Dank mit der Hilfe und der Übernahme des Grossteils der Kosten durch Menschen aus Katar gekauft. Möge Gott ihnen für Ihre Taten danken.»

In wenigen Wochen findet in Katar die Fussball-WM statt (MANNSCHAFT berichtete). Emir Tamim Bin Hamad Al Thani hat in einer Rede bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen erneut betont, dass alle Fans bei der anstehenden Fussball-Weltmeisterschaft ohne Diskriminierung willkommen seien. «Die Menschen aus Katar werden Fussball-Fans aus allen Gesellschaftsschichten mit offenen Armen empfangen», sagte er am Dienstag (Ortszeit) in New York.

Kurz zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch homosexuelle Fussballfans vor Reisen zur WM in den Golf-Staat gewarnt (MANNSCHAFT berichtete).

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