1 Jahr Ehe für alle – Appenzell Innerrhoden ist Schlusslicht

Die meisten queeren Trauungen gab es in Zürich

Bild: AdobeStock
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2021 brachte die Volksabstimmung das Ja zur Ehe für alle (MANNSCHAFT berichtete). Im Juli 2022 war es soweit: Die Schweiz öffnete die Ehe für homosexuelle Paare. Ein grosser Erfolg! Doch was hat sich nun innerhalb eines Jahres getan?

Michael Zangger begleitet queere Paare als Hochzeitsplaner und leitet das Unternehmen «PassionUP Weddings». Zudem gründete er zusammen mit Michael Fay «Swiss Queer Wedding Association» (SQWA), der Verband für LGBTIQ-freundliche Dienstleister aus der Schweizer Hochzeitsbranche (MANNSCHAFT berichtete).

Es gibt einen leichten Aufwärtstrend

Welche Erfahrungen hat Zangger innerhalb dieses Jahres gemacht? «Es gibt durchaus Nachfragen, und einen leichten Aufwärtstrend», sagt er gegenüber MANNSCHAFT. Mehr Frauen oder mehr Männer? Das Verhältnis ist sehr ausgeglichen, sagt er.

Im Moment begleitet Zangger gerade ein Männerpärchen (beide 60), das, sage und schreibe, 300 Gäste eingeladen hat – der bisher grösste Anlass, dem er beiwohnen darf. Dass Eltern einer Trauung fernblieben, weil sie die Ehe für alle ablehnten, hat er übrigens noch nicht erlebt.

Was die genauen Zahlen für die Ehe für alle angeht, so teilt das Bundesamt für Statistik (BFS) mit:  «Bis zum 31. Dezember 2022 wurden 749 gleichgeschlechtliche Ehen registriert; 394 waren Männerpaare (53%), 355 Frauenpaare (47%).



Zwei Drittel dieser Ehen wurden in der Grossregion Zürich, in der Genferseeregion und im Espace Mittelland geschlossen. In den ersten beiden Regionen gaben sich mehr Männerpaare das Ja-Wort als Frauenpaare (Zürich: 59%, Genferseeregion: 61%). Im Espace Mittelland waren hingegen Frauenpaare in der Mehrzahl (63% gegenüber 37% Männerpaare).»

Zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember 2022 wurden laut BFS 2234 Umwandlungsgesuche gestellt, 60% (1337) stammten von Männerpaaren. 30% der Umwandlungen einer eingetragenen Partnerschaft in eine Ehe wurden allein in der Grossregion Zürich beantragt, wobei deutlich mehr Gesuche von schwulen Paaren gestellt wurden.

Der Espace Mittelland, die Genferseeregion und die Nordwestschweiz folgten mit 403, 342 bzw. 337 Anträgen. Die eingetragene Partnerschaft war seit ihrem Inkrafttreten (2007) bei Männern stets beliebter als bei Frauen. Dies erklärt teilweise, warum mehr Männerpaare eine Umwandlung der Eingetragenen Partnerschaft in eine Ehe beantragen als Frauenpaare.» (aus dem Bericht des BFS vom 20.03.2023)

Einzig das Kanton Appenzell Innerrhoden bildet das traurige Schlusslicht: Nur eine einzige gleichgeschlechtliche Trauung, die im Sommer 2022 durchgeführt wurde, kann das Zivilstandesamt bisher vermelden, wie MANNSCHAFT auf Nachfrage erfuhr.

Offiziell werden die Zahlen im Jahrestakt erhoben. MANNSCHAFT hat stichprobenartig in Basel und Bern nachgefragt: Was die Zahlen des laufenden Jahres betrifft, so teilte uns das Zivilstandesamt Basel-Stadt mit, dass sich bis 22. Juni nochmal 29 queere Paare das Ja-Wort gegeben haben, zudem wurden 25 Umwandlungen registriert.

Laut Zivilstandesamt Bern-Mittelland gab es von Januar bis Ende Mai dieses Jahres dort 21 neu geschlossene Ehen queerer Paare, 16 Umwandlungen wurden gezählt.



In den USA gibt es eine breite Zustimmung: Mehr als zwei von drei Befragten finden die Ehe für alle gut und richtig. Die Befragung fand im Mai statt (MANNSCHAFT berichtete).

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