Zwei Tote nach Chemsex – 52-jähriger Wiener verurteilt
Er muss für sieben Jahre in Haft
In Österreich sind zwei schwule Männer an Chemsex gestorben, wie jetzt ein Gerichtsprozess zeigte. Ein 52-Jähriger wurde am Montag wegen Missbrauchs einer wehrlosen Person und Raubes verurteilt. Vom Vorwurf der Vergewaltigung mit Todesfolge wurde er freigesprochen.
Chemsex ist unter schwulen Männern weit verbreitet. Der Begriff beschreibt den Konsum von chemischen und süchtig machenden Substanzen beim Sex. Die Auswirkungen können tödlich sein. In Österreich sind bislang zwei schwule Männer an einer Überdosis gestorben, wie jetzt ein Gerichtsprozess zeigte. Der erste Vorfall ereignete sich im Mai 2021. Damals hatte ein mittlerweile 52-jähriger Wiener Sex mit einem anderen Mann. Dabei dürften chemische Substanzen eingenommen worden sein. Der Sexpartner des 52-Jährigen starb. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft stuften den Tod als Unfall ein. Der 52-Jährige bestritt jede Tötungsabsicht.
Im Oktober 2021, ein knappes halbes Jahr nach dem ersten Todesfall, geriet der 52-jährige Mann erneut in das Visier der Polizei. Denn in seiner Wohnung wurde die Leiche eines 43 Jahre alten Mannes entdeckt. Nachbar*innen hatten zuvor wegen starken Verwesungsgeruchs die Polizei gerufen. Die Leiche des zweiten toten Mannes lag mehrere Wochen in Müllsäcken verpackt in der Wohnung des 52-Jährigen, der daraufhin von der Polizei festgenommen wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Bei dem Opfer wurde am Ellenbogen eine Einstichstelle gefunden. Eine toxikologische Untersuchung förderte Spuren von GHB (Gammahydroxybuttersäure) zutag, offenbar in einer Menge, dass von einer Vergiftung auszugehen sei, berichtet meinbezirk.at.
Nun kam es zum Gerichtsprozess. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft sollen sich der 52-jährige Mann und der 43-Jährige Anfang Oktober 2021 im Internet auf einer schwulen Dating-Plattform zum Sex verabredet haben. Vor Gericht sagte der 52-Jährige aus, er habe nie nach Chemsex gesucht. Er sei da hineingefallen. Er, so der Angeklagte, wolle keinen «Drogensex», sondern «Liebe, Zuneigung und Geborgenheit». Seinen Worten zufolge sei der 43-Jährige schon «beeinträchigt» zu ihm gekommen.
Das Gericht verurteilte den 52-Jährigen am Montag wegen Missbrauchs einer wehrlosen Person und schweren Raubes zu sieben Jahren Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Freigesprochen wurde der Angeklagte vom Vorwurf der Vergewaltigung mit Todesfolge. Der 52-Jährige bekannte sich vor Gericht als nicht schuldig.
Bei dem Gerichtsprozess wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Video gezeigt. Dieses hatte der 52-Jährige aufgenommen. Auf der Aufnahme ist zu sehen, wie er sich an dem wehrlosen Mann vergangen hat. Ein medizinisches Gutachten kam zum Ergebnis, dass es dem 43-Jährigen zum Zeitpunkt der Aufnahme schlecht gegangen sei, doch er sei noch am Leben gewesen. Wenn der Angeklagte damals die Rettung gerufen hätte, wäre der 43-Jährige wohl nicht gestorben, so die Gerichtsmedizin. Die Staatswanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen des weiteren vor, dass er in die Wohnung des Opfers gefahren ist und dort einen Flachbildfernseher mitgenommen hat.
Vor bald einem Jahr wurde in Wien eine neue Beratungsinitiative zum Thema Chemsex präsentiert (MANNSCHAFT berichtete). Die Stadt Zürich unterstützt ebenfalls ein Angebot des kostenlosen und anonymen Testens von Chemsex-Substanzen (MANNSCHAFT berichtete).
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