Zürcher Modelagentur-Inhaber wegen sexueller Nötigung verurteilt
Die Vorfälle liegen teilweise mehrere Jahre zurück und wurden letztes Jahr bekannt
Der Inhaber einer Zürcher Model-Agentur wurde am Mittwochabend zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Er habe seine Position als Agentur-Chef ausgenutzt und junge Männermodels bedrängt.
Das Zürcher Bezirksgericht belegt den 34-Jährigen zudem mit einem Tätigkeitsverbot, das jegliche regelmässige Arbeit mit Minderjährigen umfasst. An mehrere Betroffene muss er Genugtuungen zahlen. Das Gericht verurteilte den Inhaber wegen sexueller Nötigung und sexueller Belästigung, unter anderem an Minderjährigen.
Der Verteidiger stritt die Anklage in einem mehrstündigen Plädoyer ab und forderte einen vollumfänglichen Freispruch. Jegliche Handlungen seien einvernehmlich gewesen. Dem hielt der Staatsanwalt entgegen, dass der Beschuldigte seine Position ausgenutzt habe. Der Agentur-Inhaber habe den jungen Männern vorgegeben, dass nur er ihnen ihren Traum von einer Modelkarriere wahr werden lassen könne.
In der Anklage sind 16 Geschädigte aufgeführt, wovon einer zum Tatzeitpunkt minderjährig war. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann vor dem Zürcher Obergericht angefochten werden.
Der Fall des Agentur-Inhabers E.M. (Name geändert) wurde im Juni 2020 bekannt. Damals hat ein mutmassliches Opfer auf einem Instagram-Kanal belastende Chats, Bilder und Sprachnachrichten gesammelt (MANNSCHAFT berichtete). Gemäss den Chats habe E.M. den jungen Models mit dem Ende ihrer Karriere gedroht, sollten sie sich nicht seinen Wünschen fügen. Der Kanal wurde aber kurz nach bekanntwerden des Falles gelöscht.
Einige Betroffene berichteten daraufhin gegenüber den Boulevardmedien von ihren Erfahrungen. So berichtete M.H. dem Blick, dass er von E.M. auf einer Datingplattform für Schwule angesprochen und zum Modeln überredet worden sei. Am Abend vor dem Shooting wurde der junge Mann zu einem Partyabend in Luzern eingeladen. Der Agentur-Inhaber habe ihn in einen Club mitgenommen und ihn so abgefüllt, dass er nicht mehr alleine nachhause gehen konnte.
«Ein Freund von ihm hat darum angeboten, dass ich bei ihm auf einer Matratze übernachten könne», sagt M.H. zum Blick. Der Angeklagte habe im gleichen Zimmer geschlafen, jedoch nicht im selben Bett. «Als ich mitten in der Nacht aufgewacht bin, war er in mir drin. Ich war in Schockstarre und konnte nur noch fragen, ob er wenigstens ein Kondom benutzt habe.» Eine Anzeige bei der Polizei erstellte der junge Mann nicht – aus Angst, dass es Aussage gegen Aussage stehen würde und E.M. von seinen Freunden gedeckt werde. Damals war M.H. mit 17 Jahren noch minderjährig. Zum Shooting ist es nie gekommen.
Gegenüber 20 Minuten berichtete der Initiator des Instagram-Kanals, dass sich über 200 junge Männer gemeldet hätten, die von E.M. genötigt worden waren. Auch Kenny Leemann, der Ex der ehemaligen Bachelorette Andrina Santoro, sei als Minderjähriger bei einem Fotoshootings von E.M. unsittlich berührt worden. «Ich denke, dass er die jungen Männer zu manipulieren versucht und auf solche hofft, die sich quasi opfern», sagte Leemann gegenüber 20 Minuten.
Auch unser MANNSCHAFT-Kolumnist Marcel Mann hat sexuelle Belästigung erlebt. Er hat den Vorfall gefilmt und mit seinen Instagram-Follower*innen geteilt.
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