«Yadriel und Julian» – Verliebt in einen Geist
Die deutsche Übersetzung der «Cemetery Boys» von Aiden Thomas ist seit diesem Dienstag auf dem Markt
Alle in der Familie von Yadriel können heilen oder Geister beschwören, aber weil Yadriel trans ist, verwehrt man ihm das entscheidende Initiationsritual. Aber der junge Brujo lässt sich nicht aufhalten.
Die ersten Zeilen Yadriel lebte schon immer auf dem Friedhof, und eigentlich war ihm das Betreten der Kirche nicht verboten. Es heimlich zu tun bedeutete allerdings eindeutig, eine moralische Grenze zu überschreiten.
Das Genre Der Coming-of-Age-Roman «Yadriel und Julian – Cemetery Boys» ist das Debüt des trans Autors Aiden Thomas und ein New YorkTimes-Bestseller.
Der Inhalt Los Angeles: Kurz vor dem Tag der Toten will der trans Junge Yadriel seiner traditionellen lateinamerikanischen Familie beweisen, dass er ein Brujo ist. Alle in seiner Familie können Geister beschwören – wie die Männer – oder haben Heilkräfte – wie die Frauen. Aber heilen kann Yadriel nicht (er hat es vergeblich an einer verletzten Katze versucht), und Geister beschwören darf er nicht. Weil er trans ist, lassen sie ihn nicht das Ritual durchlaufen, so wie bei den anderen Jungs, wenn sie 15 werden.
Aber mit Hilfe seiner toughen Cousine Maritza schafft er es allein. Doch bei seiner ersten Geisterbeschwörung geht etwas daneben, und plötzlich steht Julian vor ihm, der Geist des frisch verstorbenen Highschool-Rabauken. Und der hat überhaupt keine Lust, ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit die beiden Jungs gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht. Der ist als Neu-Toter zwar recht anstrengend ist, aber irgendwie auch süss.
Das Urteil Auch wenn sich der Roman eher an Heranwachsende richtet: Die Geschichte versetzt einen beim Lesen in eine wahrhaft zauberhafte Stimmung, die schnell süchtig macht, und dass der Autor auf den ersten Seiten manches, das er zuvor bereits etabliert hat, ein bisschen zu oft erklärt, verzeiht man ihm schnell.
Die Atmosphäre – viele Szene spielen auf dem Friedhof, vorzugsweise bei Dunkelheit, oder in gruseligen Kirchen – erinnert an den Kosmos des Zauberlehrlings Harry Potter, und hier wird auch tatsächlich gezaubert oder vielmehr gehext oder geheilt – und was bei Potter der Zauberstab ist, das nennt sich hier Portaje – ein individueller Dolch, den jeder Brujo braucht, um Geister auf dem Weg aus der irdischen Welt zu helfen.
Eine Coming-of-Age-Geschichte rund um einen trans Charakter, eingebettet in einen Abenteuerroman unter Hex*ern – das funktioniert richtig super. Von der vegan lebenden Cousine, die Herrin zweier Pitbulls ist, bis hin zur gemütlichen Grossmutter, die den ganzen Tag lang die leckersten Dinge backt und kocht, findet man in dem Personal dieses Buches viele liebenswerte Figuren mit Wiederkennungswert. Vor allem natürlich Yadriel und Julian, denen man beim Lesen schon bald eine gemeinsame Perspektive als Paar wünscht.
«Yadriel und Julian – Cemetery Boys» von Aiden Thomas Übersetzung: Stefanie Frida Lemke Gebundene Ausgabe oder E-Book Dragonfly/HarperCollins, 400 S.
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