Wiener Dragqueen wird wegen ihres Outfits von sieben Taxis abgewiesen
Candy Licious fordert nach diesem Vorfall Schulungen für Taxifahrer*innen
Nach einem Auftritt in Wien wurde Dragqueen Candy Licious aufgrund ihres Outfits gleich von sieben Taxis in Folge abgelehnt. Es war für die Künstlerin nicht der erste Vorfall dieser Art.
Dragqueen Candy Licious hatte am vergangenen Samstag einen Auftritt auf einer queeren Veranstaltung am Wiener Prater. Ihr Outfit bestand unter anderem aus einem violetten Hosenrock, einem ausgeschnittenen Oberteil und lila Stiefeln mit Absätzen.
Siebenmal abgelehnt Candy berichtet der österreichischen Zeitung Heute, dass sie dann gegen halb vier Uhr morgens in ein Taxi einsteigen wollte, das neben dem Lokal bereitstand. Doch sowohl der erste Fahrer als auch derjenige eines zweiten Taxis hätten sie abgelehnt. «Der Fahrer des dritten Taxis sagte, dass er mich ja mitnehmen würde, aber er sei schon müde.»
Nachdem der siebte Versuch, in einem Wagen nach Hause chauffiert zu werden, gescheitert war, habe sie beim Unternehmen «Taxi 40100» angerufen, mit dem sie bisher gute Erfahrungen gemacht habe. Aber auch dieser Fahrer reagierte zunächst ablehnend. «Letztendlich hat er mich einsteigen lassen, aber die Fahrt hat sich ungut angefühlt. Ich wurde von fast acht Taxifahrern nicht mitgenommen, nur weil ich als Dragqueen unterwegs war», sagt Candy.
Schulung gefordert Für die Künstlerin und LGBTIQ-Aktivistin ist dies inakzeptabel: Taxifahrer*innen sollten allen Menschen – auch Dragqueens – ihre Dienstleistungen erbringen. Sie verlangt deshalb eine Klarstellung der österreichischen Taxiinnung. Auf Anfrage von Heute meinte ein Sprecher: «Die Wiener Taxiinnung verurteilt Diskriminierung auf das Schärfste. Die Fachgruppe bittet, Vorfälle via taxifeedback.at zu melden.»
Gegenüber MANNSCHAFT sagt Candy Licious, es habe sich bisher noch keine Person der betreffenden Taxiunternehmen bei ihr gemeldet. Und es sei längst nicht der einzige Vorfall dieser Art gewesen: Sie sei schon von Fahrern beleidigt, diskriminiert und sogar sexuell belästigt worden. Auch andere Dragqueens hätten solche Erfahrungen machen müssen. Candy fordert deshalb nun eine sensibilisierende Schulung für Taxifahrer*innen.
Sie setze, wenn immer es möglich sei, auf das kleine Taxiunternehmen «Volta Taxi», wo sie quasi einen eigenen Fahrer habe. «Bei dem muss ich nicht Angst haben, dass ich Diskriminierung erfahre.»
Premiere im Parlament Bei einer Umfrage zum Beitrag auf der Onlineplattform Heute gaben 54 Prozent der fast 19’000 Teilnehmenden an, dass sie Drag «nicht gut» fänden. Zudem gibt es unter dem Artikel zahlreiche diskriminierende Kommentare, in denen die Leser*innen das Verhalten der Taxifahrer*innen begrüssen. «Das ist nur ein Grund, warum ich weiterhin für eine diskriminierungsfreie Welt einstehe, damit Menschen das nicht erfahren müssen», sagt Candy gegenüber MANNSCHAFT.
Am 13. Juni hat die Queeros-Gewinnerin für Österreich übrigens eine bedeutsame Premiere: Sie wird gemeinsam mit Politiker Mario Lindner von der SPÖ die erste Dragqueen-Führung durch das österreichische Parlament geben. Der im Rahmen der Vienna Pride 2023 durchgeführte Anlass ist bereits ausgebucht.
Vor genau einem Jahr musste eine Lesung von Candy Licious unter Polizeischutz stattfinden (MANNSCHAFT berichtete). Auch in Zürich fand kürzlich eine Drag Story Time für Kinder statt, bei der es im Vorfeld zu Drohungen gekommen war. Der Anlass selbst ging dann aber ohne Zwischenfall über die Bühne (MANNSCHAFT berichtete).
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