Übergriffe gegen LGBTIQ erreichen den Wahlkampf
Die Community präsentiert ihre Forderungen
Anlässlich der kommenden Nationalratswahl haben die bedeutendsten Interessenvertretungen der LGBTIQ-Community ein Positionspapier erarbeitet. Grosses Thema ist der Schutz vor Übergriffen.
Die HOSI Wien, Vienna Pride, Queer Base und VIMÖ haben die grössten Probleme für LGBTIQ-Menschen zusammengefasst und leiten daraus die wichtigsten Forderungen ab, die sie der nächsten Bundesregierung mit auf den Weg geben. Wie ein roter Faden zieht sich dabei ein Thema durch: der Schutz vor Übergriffen. Denn während viele rechtliche Diskriminierungen bereits beseitigt wurden, oft von den Gerichten, so gebe es doch noch viele Situationen, in denen LGBTIQ-Menschen gar nicht geschützt seien, obwohl sie ein besonders erhöhtes Risiko haben.
Pseudotherapien oft enormen psychischen Schaden an und treiben Jugendliche in Depression und immer wieder auch in den Suizid.
Das zeige sich besonders bei LGBTIQ-Jugendlichen, erklärt Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien: «Es passiert immer noch, dass meist Jugendliche von ihren Eltern zu sogenannten ‚Konversionstherapien‘ geschickt werden. Das sind, meistens fundamentalistisch-religiös motivierte, Programme, in denen die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität geändert werden soll – auch bekannt als ‚Homo-Heiler‘. Und während es zwar für die Angehörigen von Medizinberufen verboten ist, so etwas durchzuführen, so gibt es genug Nicht-Mediziner*innen, die das immer noch legal tun. Dabei richten diese Pseudotherapien oft enormen psychischen Schaden an und treiben Jugendliche in Depression und immer wieder auch in den Suizid. Deshalb spricht sich auch der Weltärztebund dagegen aus.»
Sie fordert deshalb, «Konversionstherapien» müssten endlich verboten werden. «Nicht nur für Minderjährige, sondern auch für jene Erwachsenen, die nicht für sich selbst entscheiden können. Entscheidend ist dabei, dass der Schutz auch die Geschlechtsidentität umfasst, sonst bleibt da erst wieder eine Hintertür für gefährliche Quacksalberei offen.»
Katharina Kacerovsky-Strobl, die Organisatorin von Vienna Pride, macht klar, dass Schutz nicht nur LGBTIQ-Menschen allein betreffe: «Sondern auch alle, die – oft fälschlich – dafür gehalten werden. Aber auch ihre Familien leiden oft darunter. Gerade als Mutter ist mir wichtig, dass Kinder nicht erleben müssen, dass ihre Eltern diskriminiert werden. Denn Kinder brauchen Geborgenheit und Schutz, um bestmöglich aufzuwachsen. Es widerspricht dem Kindeswohl, dass Regenbogenfamilien aus einem Lokal geworfen werden können oder man ihnen eine Wohnung verweigern kann, nur, weil die Eltern LGBTIQ-Menschen sind.»
Den vollen Diskriminierungsschutz, wie es ihn bereits bei Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft oder dem Geschlecht gibt, brauche es nicht nur, weil es richtig sei, sondern auch zum Schutz von Kindern. «Ausserdem geht es um die Frage, in welcher Gesellschaft sie aufwachsen sollen: einer offenen, in der Liebe und Vielfalt selbstverständlich sind, oder einer, in der man ausgegrenzt wird, wenn man nicht zur Norm gehört.»
Zu den Menschenrechten gehöre auch die körperliche Unversehrtheit, die derzeit für inter Menschen oft nicht gegeben sei. Noch immer würden an inter Kindern geschlechtsnormierende Operationen durchgeführt, die medizinisch nicht notwendig sind. Dabei hinterlassen diese oft schwere Folgen, vom Verlust der sexuellen Empfindsamkeit bis hin zu jahrelangen psychischen Problemen. Luan Pertl, Obmensch VIMÖ – Zweigverein Wien, sagt dazu: «Die österreichische Politik muss den Schutz aller Kinder gewährleisten, somit auch den Schutz von intergeschlechtlichen Kindern vor nicht konsensuellen medizinischen Eingriffen, medizinische Gewalt muss endlich ein Ende haben.»
Und abschliessend dürften auch jene LGBTIQ-Menschen nicht vergessen werden, die in ihren Heimatländern Verfolgung bis hin zur Ermordung ausgesetzt sind. Marty Huber vom Verein Queer Base – Welcome and Support for LGBTIQ Refugees sagt: «Das Recht einen Asylantrag zu stellen ist massiv unter Beschuss! Wir müssen für alle und insbesondere für LGBTIQ Geflüchtete, den Zugang zu den Menschenrechten offen lassen und dem Rechtsruck im Asyl- und Menschenrechtsbereich mit vereinten Kräften entgegen treten.»
Unterstützung signalisieren die Grünen: «Queere Rechte sind Menschenrechte, dafür setzen wir uns als Grüne schon seit Jahrzehnten ein. Daher stimmen wir Grüne allen Forderungen der queeren Community im vorgestellten Positionspapier zu. Das spiegelt sich auch in unserem Wahlprogramm wider: Wir Grüne sind für eine echte Gleichstellung queerer Menschen. Gerade weil rechtsextremistische Parteien und Gruppierungen immer öfter gegen die queere Community hetzen, ist es für uns Grüne wichtiger denn je, dass wir aktiv an der Seite der Community stehen», so der LGBTIQ-Sprecher der Grünen, David Stögmüller.
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