Türkisches Modehaus verbietet Regenbogen und Einhörner
Das Unternehmen ist «verstört» über die hohe LGBTIQ-Sichtbarkeit
LC Waikiki weist Angestellte in einer E-Mail an, Kleidung mit LGBTIQ-Symbolen von der Ladenfläche zu entfernen. Der türkische Modehändler ist auch in Deutschland tätig.
LGBTIQ-Personen sind in der Türkei weiterhin unter Beschuss. Lokalen Medien zufolge informierte der Modehändler LC Waikiki in einer E-Mail seine Angestellten, dass LGBTIQ-Symbole wie Regenbogen oder Einhörner «niemals verwendet» werden dürfen. Die Bildsprache der Pride – darunter würden auch Figuren fallen, die LGBTIQ-Personen «ähneln» – ist verboten.
Die Unternehmensleitung begründete die neue Regelung mit der hohen Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community während des Pridemonats Juni, die sie im E-Mail als «verstörend» bezeichnet. Darüber hinaus werden die Angestellten dazu angehalten, «weniger Farben zu verwenden.»
Ausgerechnet die humanitäre Organisation Hayder lobte auf Twitter den Schritt des Modehändlers. «Wir danken LC Waikiki», twitterte Hayder, «für die Versorgung unserer Waisenkinder mit Kleidung, für die jährliche Fürsorge, für den Schutz unserer nationalen, spirituellen und familiären Werten vor LGBTIQ-Organisationen.» Inzwischen kündigten LGBTIQ-Organisationen einen Boykott von LC Waikiki an.
Mit der neuen MANNSCHAFT durch den Sommer
LC Waikiki gehört zu den grössten Modeketten Europas und ist in mehreren Ländern mit Modehäusern vertreten, darunter in Polen, Serbien und Bosnien und Herzegowina. In Deutschland ist LC Waikiki mit einem Onlineshop aktiv. 2023 will das Unternehmen zu den Top 3 der europäischen Modehändler gehören.
LGBTIQ-Anliegen haben in der türkischen Gesellschaft nach wie vor einen schweren Stand. In den vergangenen Jahren wurden Prideumzüge wiederholt verboten und gewaltsam aufgelöst. Das unbestätigte Gerücht über eine schwule Rolle in einer türkischen Netflix-Produktion löste im April einen Sturm der Entrüstung aus (MANNSCHAFT berichtete).
Der Umgang der Türkei mit ethnischen und sexuellen Minderheiten beschäftigt den türkischen Schriftsteller Barbaros Altug immer wieder. «Ich glaube, es gibt in der Türkei eine tief verinnerlichte Überzeugung, dass man Minderheiten einfach umbringen kann, wenn sie einem nicht passen – ob Frauen, LGBTIQ, Alevit*innen, Kurd*innen oder Armenier*innen», sagt er gegenüber MANNSCHAFT aus Anlass seines neuen Romans «Sticht in meine Seele». «Wenn das aufhören soll, müssen wir lernen, unsere Schuld zuzugeben, und mit dem schlimmsten Kapitel anfangen: dem Völkermord.»
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