Tony Awards mit Novum in der LGBTIQ-Geschichte

Zwei Preisträger*innen sind nicht-binär

Foto: ABC News
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Mit Entertainment kennt man sich in den USA bekanntlich aus. Doch selbst für Show-Profis war diese Preisverleihung etwas besonderes: eine zur Primetime ausgestrahlte Gala ganz ohne Skript.

Von Luzia Geier, dpa

«Well, well, well… welcome to the 76th Annual Tony Awards»: Mit diesen Worten begrüsste US-Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin (für«West Side Story») Ariana DeBose am Sonntagabend (Ortszeit) ihr Publikum im New Yorker United Palace und kam dann schnell zum Punkt. «Wir haben kein Drehbuch, Leute – ich bin live und ohne Drehbuch!»



Die TV-Übertragung des wichtigsten Musical- und Theaterpreises der USA war zuvor auf der Kippe gestanden, weil die Autor*innen-Gewerkschaft «Writers Guild of America» derzeit streikt. Im Fernsehen ausgestrahlte Preisverleihungen folgen allerdings einem Drehbuch.

Als bestes Theaterstück wurde das Drama «Leopoldstadt» ausgezeichnet, das die Geschichte einer jüdischen Familie in Wien über mehrere Generationen hinweg erzählt. Der 1937 geborene Autor Tom Stoppard floh als kleines Kind mit seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei vor den Nazis und kam nach Grossbritannien, wo er seine jüdische Identität weitgehend ablegte und nicht wusste, wie viele Familienmitglieder im Holocaust getötet wurden.

Die Trophäe für das beste Musical erhielt die Komödie «Kimberly Akimbo» von Autor David Lindsay-Abaire und Komponistin Jeanine Tesori. Das Stück handelt von einer einsamen aber aufgeweckten Teenagerin in New Jersey, die wegen einer Krankheit aussieht wie eine alte Dame.

Zwei Preisträger*innen schrieben unterdessen LGBTIQ-Geschichte: J. Harrison Ghee wurde als bester Musical-Hauptdarsteller in «Some Like It Hot» ausgezeichnet. Alex Newell erhielt den Award als bester Musical-Nebendarsteller*in in «Shucked». Die Künstler*innen sind die ersten Tony-Gewinner*innen, die sich zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung offen als nicht-binär bezeichnen.



Wie bei den Oscars gibt es bei den Tonys nur geschlechtsspezifische Kategorien. Ghee und Newell hatten im Vorfeld einer potenziellen Nominierung für die Kategorie «Schauspieler» zugestimmt. Das Publikum reagierte mit stehendem Applaus, im Saal flossen Tränen.

Statt in der Radio City Music Hall im Herzen Manhattans fand die Preisverleihung dieses Jahr im nördlicher gelegenen Washington Heights statt. Die Entscheidung für den Ortswechsel war laut New York Times eine finanzielle: So sei die Miete für den United Palace – ein pompöser Kinosaal aus den 1930er Jahren – schlichtweg günstiger gewesen.

Die Tony Awards gelten als wichtigster Preis für Musicals und Theaterstücke in den USA, berücksichtigen aber nur Produktionen, die im zurückliegenden Jahr in einem der rund 40 Broadway-Häuser im New Yorker Theaterviertel neu aufgeführt wurden.

Bei den diesjährigen Critics Choice Awards in Los Angeles setzt Cate Blanchett ihre Siegesserie fort. Und Brendan Fraser kann endlich auch jubeln (MANNSCHAFT berichtete).

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