Recht auf sexuelle und geschlechtliche Identität = Menschenrecht
Österreichische Gesellschaft für Public Health warnt vor unethischen Lehrinhalten
Menschenrechte beinhalten auch das Recht auf sexuelle und geschlechtliche Identität: Unwissenschaftliche und unethische sexualpädagogische Lehrinhalte gefährden die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, warnt die Österreichische Gesellschaft für Public Health (ÖGPH)
Die Organisation TeenSTAR in Österreich betrachtet Homosexualität als krankhaft und heilbar. und vermittelte diese Position bisher auch an einigen Schulen. Anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember teilt die ÖGPH mit:
«Die sexuelle Entwicklung ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen, verläuft auf kognitiver, emotionaler, sensorischer und körperlicher Ebene und wird häufig von Ängsten, Schamgefühlen, Unsicherheiten und Fehlinformationen begleitet. Kinder und Jugendliche in ihrer sexuellen Entwicklung zu unterstützen, ist deshalb eine zentrale Aufgabe und ein Prozess, in dem nicht nur die Eltern, sondern auch Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle spielen.»
Ewa Dziedzic, Bundesrätin der Grünen und Demokratiesprecherin, kritisierte am Montag in einer Mitteilung, dass es noch immer keinen Diskriminierungsschutz für Lesben, Schwule und trans Personen ausserhalb des Arbeitslebens gebe. Österreich hinke bei Menschenrechten hinterher: Bei den Rechten von Menschen auf der Flucht, den Rechten von MigrantInnen, in Bezug auf die Meinungsfreiheit, aber eben auch bei LGBTIQ-Anliegen.
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Die ÖGPH mahnte zudem, eine zugewandte, offene Haltung gegenüber den Fragen der Kinder und Jugendlichen und die Vermittlung von ethisch und wissenschaftlich anerkannten Inhalten zu Sexualität, Geschlecht und Rollenbildern sei wichtig. «Dies gilt v.a. für all jene Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Kontexten zu tun haben. Vor diesem Hintergrund erfüllt eine zeitgemässe und qualitätsgesicherte Sexualpädagogik einen bedeutsamen präventiven Beitrag für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Pädagog*innen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen, denen Kinder und Jugendliche aber auch Eltern und Erziehungsberechtigte grosses Vertrauen entgegenbringen, nehmen hierbei zentrale Vermittlerrollen ein.
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Die Vermittlung von Wissen zu Sexualität, Rollenbildern und geschlechtlicher Identität ziele insgesamt auf eine Stärkung der Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen ab und trage damit auch zu einem aktiven Gewaltschutz bei. In diesem Verständnis sei Sexualpädagogik integraler Teil von Public Health, die den Rechten von Kindern (laut UN-Kinderrechtskonvention) zuarbeitet.
«Bedauerlicherweise wurden nun in Österreich Fälle bekannt, wo die Grundsätze von Ethik und Wissenschaftlichkeit bei der Vermittlung von sexualpädagogischen Inhalten nicht gewahrt wurden», heisst es in der Mitteilung vom Montag.
Die ÖGPH-Kompetenzgruppen für Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, Public Mental Health sowie Kinder- und Jugendgesundheit nehmen dies zum Anlass und sprechen sich entschieden gegen Lehrinhalte und Sichtweisen aus, die:
- eine Heilung oder Therapienotwendigkeit von Homosexualität in Aussicht stellen bzw. nahelegen
- ideologiegeleitet auf das sexuelle Verhalten von Kindern und Jugendlichen einwirken möchten
- eine undifferenzierte Geschlechterdichotomie vertreten
- Mädchen und Jungen normierte gesellschaftliche Rollen zuteilen.
«Zudem werden aus Gründen der Gesundheitsgefährdung und Ethik entschieden alle Therapieverfahren und Beratungen abgelehnt, die auf eine Korrektur der sexuellen Orientierung abzielen. Solche Konversionstherapien (auch reparative Verfahren oder Reorientierungstherapien genannt) entbehren jeder wissenschaftlichen (theoretisch und methodisch soliden) Grundlage und können vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu psychischen Störungen und Erkrankungen (wie Depressionen, Angsterkrankungen) bis hin zu selbstschädigendem Verhalten und zu Suizidalität führen.
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Eindeutig und unmissverständlich gegen Konversionstherapien Die drei ÖGPH-Kompetenzgruppen stehen mit der vorliegenden Stellungnahme in einer Reihe mit zahlreichen anderen nationalen und internationalen Fachgesellschaften (wie z.B. mit den US-amerikanischen Fachgesellschaften für Psychiatrie, für Kinder- und Jugendpsychiatrie und für Psychologie, dem Referat Sexuelle Orientierung in Psychiatrie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie oder der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die sich eindeutig und unmissverständlich gegen Konversionstherapien ausgesprochen haben.
Die vertretenen ÖGPH-Kompetenzgruppen betonen abschliessend die Bedeutung fundierter (sexualpädagogischer, entwicklungspsychologischer, medizinischer und therapeutischer) Kenntnisse in den Aus- und Fortbildungen für pädagogische Berufe und Gesundheits- und Sozialberufe sowie die Bereitstellung und Vermittlung evidenzinformierter und qualitätsgesicherter Lehrinhalte.»
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