Täglich mehr Astronaut*innen in der «Milchstrasse»

Die Entwickler*innen der Kennenlern-App ziehen eine positive Zwischenbilanz

Die Milchstrasse ist eine App zur Vernetzung queerer Jugendliche. (Bild: Milchjugend)
Die Milchstrasse ist eine App zur Vernetzung queerer Jugendliche. (Bild: Milchjugend)

Über 1’700 Profile finden sich bereits in der «Milchstrasse» – und täglich kommen neue hinzu. Die Schweizer LGBTIQ-Organisation «Milchjugend» ist sehr zufrieden mit ihrer Kennenlern-App, die im vergangenen Frühling startete (MANNSCHAFT berichtete). Ist die Corona-Krise mal überstanden, werde die «Milchstrasse» erst ihr volles Potenzial entfalten können, sagt Philipp Manser, Vorstandsmitglied der Milchjugend, im Interview.

MANNSCHAFT: Die Facebookgruppe «LGBT Rheintal SG» (über deren spannende Gründungsgeschichte wir hier berichtet haben) machte kürzlich eine kleine Umfrage zur «Milchstrasse». Dabei zeigte sich, dass nur zwei von 28 Personen eure Kennenlern-App nutzen; 18 Gruppenmitglieder haben noch nie etwas von der Milchstrasse gehört. Das ist natürlich keine repräsentative Erhebung – dennoch die Frage: Seid ihr mit der Grösse und dem Wachstum bisher zufrieden oder braucht es mehr Astronaut*innen in der Milchstrasse? Philipp: Generell sind wir sehr zufrieden mit der Resonanz und dem Feedback, das wir bis jetzt erhalten und auch aktiv gesucht haben. Momentan gibt es auf der Milchstrasse über 1’700 Profile – und es kommen fast täglich neue dazu. Die Aktivität hat nach dem Crowdfunding ihren Peak erreicht, womit wir auch gerechnet hatten. Die Zahlen und Rückmeldungen zeigen uns, dass sich viele eine queere Plattform wünschen, auf der man sich unter Gleichgesinnten austauschen und kennenlernen kann.

Für zukünftige Milchstrassen-Nutzer*innen: Wie ist die Plattform aufgebaut? Welche Funktionen gibt es? Die Milchstrasse kombiniert Forum mit Chats und Userprofilen zum Durchscrollen. Während in privaten oder öffentlichen Kanälen (sogenannten «Threads») alle Nutzer*innen mitdiskutieren und plaudern können, besteht auch die Möglichkeit, private Chatnachrichten zu versenden. Eine weitere wichtige Funktion ist die Agenda, wo queeren Veranstaltungen zu finden sind. Im integrierten Veranstaltungschat können User*innen Fragen und Informationen teilen. Leider kam dieser Teil der App bisher nicht so zum Tragen, weil ja die meisten Veranstaltungen dieses Jahr ausfielen…

Eine App ist in erster Linie immer eine technische Herausforderung: Läuft alles fehlerfrei? Wir sind ständig am Verbessern, denn eine App ist nie fertig. Neben der Beseitigung von Bugs und dem generellen Unterhalt der App versuchen wir, sie den Bedürfnissen der Nutzer*innen anzupassen. Wir haben im Rahmen einer Umfrage sehr viele hilfreiche Feedbacks erhalten.

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Sind vielleicht sogar bereits neue Funktionen geplant? Wir liebäugeln momentan mit dem Ausbau der Profile und einer visuellen Aufwertung der Plattform. Neue Funktionen sind aber sehr teuer. Wer die Entwicklung der Milchstrasse finanziell unterstützen will, kann auf milchjugend.ch spenden oder Milchkuh werden!

Euer Zwischenfazit ist also alles in allem positiv. Ja, wir sind sehr zufrieden mit der Milchstrasse. Sie kostet zwar viel Zeit und Geld, aber wir sehen primär das Positive. Dass die Nutzer*innen miteinander kommunizieren können, neue Bekanntschaften machen, voneinander lernen. Wir hoffen, dass die Milchstrasse bald ihr volles Potenzial als Trittstein in die Community entfalten kann. In Zukunft können sich Menschen hoffentlich wieder verabreden und gemeinsam queere Veranstaltungen besuchen. Bis dahin bleiben wir im virtuellen Raum, geben uns Comingout-Tipps, empfehlen queere Bücher und organisieren gemeinsames Online-Gaming.

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