«Shrinking» mit Jason Segel, Harrison Ford und schwulem besten Freund

Den spielt in der neuen Comedy-Serie bei AppleTV+ Michael Urie

Jason Segel (l.) und Harrison Ford in «Shrinking» (Foto: AppleTV+)
Jason Segel (l.) und Harrison Ford in «Shrinking» (Foto: AppleTV+)

Ein Psychiater wirft nach dem Tod seiner Frau alle Regeln seines Berufs über Bord und erzielt damit überraschende Reaktionen. Jason Segel und Harrison Ford glänzen in der witzigen wie ergreifenden Feelgood-Comedy «Shrinking» von den «Ted Lasso»-Machern.

Von Philip Dethlefs, dpa

Die klassische Sitcom mit Gelächter aus der Konserve, die in den 1990er und 2000er Jahren ihren Höhepunkt hatte, ist im Streaming-Zeitalter zuletzt ein wenig in den Hintergrund geraten. Auch die neue als Comedy angekündigte Serie «Shrinking» setzt bei weitem nicht nur auf Gags. In zehn Episoden gibt es zwar viele Momente zum Kaputtlachen und auch klassische Sitcom-Gags. Vor allem aber erzählt «Shrinking» (seit 27. Januar bei AppleTV+) eine emotional berührende Geschichte.

Jimmy (Jason Segel) hat den Unfalltod seiner Frau nicht überwunden. Jeden Abend bekämpft er seinen Schmerz mit Alkohol, Tabletten und anderen Dingen. Seiner Rolle als Vater eines Teenagers wird er nicht mehr gerecht. Um seine ebenfalls trauernde Tochter Alice (Lukita Maxwell), die wegen seines Verhaltens kaum noch mit Jimmy spricht, kümmert sich stattdessen seine Nachbarin Liz (Christa Miller). Fast alle sind genervt vom Verhalten des Witwers.

Direkt und drastisch Nicht immer ganz nüchtern oder zumindest verkatert, geht Jimmy tagsüber seinem Job als Psychotherapeut (in den USA «Shrink» genannt, daher der Serientitel) nach. Es fällt ihm immer schwerer, den aus seiner Sicht banalen Sorgen seiner Patienten zuzuhören. Eines Tages platzt es aus ihm heraus. Er rät seiner Stammpatientin Grace, sich von ihrem Ehemann zu trennen, sonst müsse sie sich einen anderen Therapeuten suchen. Dass Grace seinem Ratschlag folgt, ist für Jimmy ein Aha-Erlebnis.

Shrinking
Shrinking

Sein grantiger, aber väterlicher Chef Paul (Harrison Ford) und seine überdrehte Kollegin Gabby (Jessica Williams), die zugleich die beste Freundin seiner Frau Tia war, raten ihm vehement davon ab. Doch Jimmy geht bei der Arbeit nun nach seiner neuen, radikalen Methode vor und sagt seinen Patienten immer direkt und drastisch, was er denkt. Besonders wächst ihm dabei ein Kriegsveteran mit Aggressionsstörungen ans Herz, den er sogar bei sich zuhause aufnimmt.

Jimmys Ansatz scheint anfangs erfolgreich zu sein, doch die Aufgabe sämtlicher Grenzen zwischen Psychotherapeut und Patienten bringt mehr Probleme mit sich, als Jimmy lösen kann. Dabei hat der Witwer doch erstmal eine Menge eigener Herausforderungen zu bewältigen – wie übrigens auch die frisch geschiedene Gabby und der an Parkinson erkrankte Paul, der kaum Kontakt zu seiner erwachsenen Tochter hat.

Überraschende Wendungen Schon in den ersten Episoden prasselt einiges auf das Publikum ein. Es braucht einen Moment, bevor man bei «Shrinking» den Überblick über die Lebens- und Beziehungsumstände der vielen Personen hat. Doch sofort wecken die unterschiedlichen, vielschichtigen Charaktere Interesse und Mitgefühl. Das liegt einerseits an einem hervorragenden Drehbuch mit einigen überraschenden Wendungen, andererseits der fantastischen Besetzung.

Jason Segel, der als Marshall Eriksen aus der Kult-Sitcom «How I Met Your Mother» weltbekannt wurde, ist absolut überzeugend als verzweifelter, launenhafter Witwer. Die Rolle des Leidenden liegt ihm einfach. «Hör auf, ein trauriges Gesicht zu machen», sagt ihm Gabby. «Das ist einfach nur mein Gesicht», entgegnet er.

Der 80 Jahre alte Harrison Ford, der im Sommer als Indiana Jones in die Kinos zurückkehrt und aktuell beim Apple-Konkurrenten Paramount+ in der Serie «1923» die Hauptrolle spielt, läuft als liebenswürdiger Grantler zu absoluter Höchstform auf. Sein Paul zählt definitiv zu den Höhepunkten in der langen Karriere des Hollywood-Superstars. Und sein Carpool-Karaoke-Moment mit Gabby zu Sugar Rays «Every Morning» ist einer von vielen guten Gründen, sich «Shrinking» anzuschauen.

Köstliche Nebenrollenbesetzung Komikerin Jessica Williams, die zuletzt in den «Phantastische Tierwesen»-Filmen mitwirkte, sorgt als Gabby für viele Lacher.

Shrinking
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Ebenfalls köstlich: Michael Urie als Jimmys schwuler, bester Freund Brian und Ted McGinley als Nachbar Derek. Der 64-jährige McGinley, am besten bekannt als Al Bundys gutaussehender Kumpel Jefferson D’Arcy in «Eine schrecklich nette Familie», hat sich optisch seitdem kaum verändert und spielt eine ähnliche Figur. Als angehender Pensionär Derek geht er seiner Ehefrau Liz auf die Nerven.



Wenn es an «Shrinking» überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann allenfalls, dass die Gags über Rassismus mitunter etwas erzwungen wirken, und dass es absurd wirkt, wenn praktisch alle Personen mit allen anderen sehr ausführlich über ihr Sexleben sprechen. Am hohen Unterhaltungswert der Serie ändert das aber nichts.

«Shrinking» stammt aus der Feder Jason Segels und der «Ted Lasso»-Macher Bill Lawrence und Brett Goldstein. Das Trio beweist ein gutes Fingerspitzengefühl für das perfekte Verhältnis von Komödie und Tragödie. Noch dazu wird die kurzweilige Serie zu keinem Zeitpunkt kitschig. Obwohl die unterschiedlichen Schicksale, insbesondere von Jason und Paul, in einigen Szenen zu Tränen rühren, überwiegen die Lacher und das Positive. Das macht «Shrinking» zu einer wunderbaren Feelgood-Serie.

Michael Urie spielte zuletzt auch in der LGBTIQ-Weihnachtsgeschichte «Single All the Way» bei Netflix mit (MANNSCHAFT berichtete).

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