Sardinien: Schwuler Kicker Jakub Jankto von jubelnden Fans empfangen
Der tschechische Nationalspieler wechselt in die höchste italienische Liga
Jakub Jankto ist nach seinem Wechsel zu Cagliari der erste offen schwule Fussballer der italienischen Serie A. Zuvor hatte Sportminister Andrea Abodi noch mit einer Aussage für Kopfschütteln gesorgt.
Diese Bilder könnten anderen queeren Fussballprofis Mut machen: Jakub Jankto, der sich im Februar als schwul geoutet hatte (MANNSCHAFT berichtete), wird auf Sardinien von jubelnden Fans empfangen. Die Anhänger*innen von Cagliari Calcio feiern die Ankunft ihres neuen Mittelfeldspielers am vergangenen Dienstag, viele wollen ihn persönlich mit Handschlag begrüssen, einige bedecken ihn gar ungeniert mit Küssen, es sind Rufe wie «Grande Jankto» zu hören. Der Neuankömmling hält strahlend einen Schal in den Vereinsfarben, den ihm zuvor jemand feierlich um den Hals gelegt hatte, in die Höhe.
Fernsehkameras begleiten Jankto dann durch den Flughafen, während er einem Reporter erste Fragen in fliessendem Italienisch beantwortet. «Ich werde alles dafür tun, um die Leute auf Sardinien glücklich zu machen.»
Rückkehr nach Italien Der 27-jährige Tscheche hat laut der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera beim Aufsteiger einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Dieser soll Jakub Jankto ein Gehalt von rund einer Million Euro bescheren und ihm die Option für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr bieten.
Jankto ist mit dem italienischen Fussball bestens vertraut. Er spielte hier von 2014 bis 2021, bevor er an Getafe (Spanien) verkauft und von dort dann an Sparta Prag ausgeliehen wurde. In seiner Heimatstadt lief es aber nicht besonders gut: Im April 2023 wurde er vom tschechischen Rekordmeister freigestellt, nachdem er bei einer Verkehrskontrolle einen Drogentest verweigert hatte (MANNSCHAFT berichtete).
«Wir sind eine Familie» Auch Cagliari-Trainer Claudio Ranieri ist für Jankto kein Unbekannter: Die beiden kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Sampdoria Genua von 2019 bis 2021. Nun holt der legendäre Coach, der in seiner Karriere schon den FC Chelsea, Juventus Turin und die AS Rom trainierte, seinen einstigen Schützling in sein Team zurück.
Die Aufregung um dessen Coming-out kümmert den 71-Jährigen wenig. Jankto sei ein grosser Profi, der zuhöre und versuche, die Wünsche des Trainers in die Tat umzusetzen. «An anderen Dingen bin ich nicht interessiert», sagte Ranieri gemäss Newsplattform Ruetir.
«Wir sind eine Familie, es wird keine Probleme geben. Vielleicht wird es in den Stadien ein paar Idioten geben, aber wir werden weitermachen. Ich glaube, dass ein Junge, der das tut, was er getan hat, innerlich sehr stark ist.»
Minister sorgt für Empörung Weniger souverän äusserte sich hingegen der italienische Sportminister Andrea Abodi aus dem rechtsradikalen Meloni-Kabinett zum Transfer. «Mir gefallen solche öffentlichen Zurschaustellungen nicht», kommentierte Abodi im Interview mit Radio24 Janktos Coming-out. «Aber ich respektiere die persönlichen Entscheidungen jeder Person.»
Für diese Aussage wird der Minister nun scharf kritisiert; oppositionelle Politiker*innen fordern eine Entschuldigung. Für Elly Schlein, offen bisexuelle Politikerin und Mitglied der italienischen Abgeordnetenkammer, sind es «sehr schlimme und unangemessene Aussagen». Es sei typisches homophobes Verhalten. «Hier geht es nicht um eine öffentliche Zurschaustellung, sondern um die Erklärung, was ein Mensch ist», sagt Schlein.
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