Schwulen-Ikone Günter Tolar wird 85 – und bleibt laut

Der Oberösterreicher scheut sich weiterhin nicht, anzuecken

Günter Tolar (Foto: Alexander Amon / www.amon.pics)
Günter Tolar (Foto: Alexander Amon / www.amon.pics)

Zeitlebens hat er sich für die Gleichberechtigung homosexueller Menschen eingesetzt, jetzt feiert Günter Tolar den 85. Geburtstag – und geht weiter seinen eigenen Weg.

Erst vor Kurzem hat Günter Tolar wieder auf sich aufmerksam gemacht, als er mit «Vom anderen Ufer» und «Alter Mann, was jetzt?» zwei sehr persönlichen Büchern publizierte. Ob als langjähriges Aushängeschild des ORF, Regisseur, Schauspieler oder Autor war der gebürtige Oberösterreicher stets ein Unikum, kritisierte scharf und forderte teils unkonventionelle Mehtoden ein, um der Marginalisierung von Minderheiten entgegenzuwirken.



Am 9. Juli 1939 in Wels als Sohn eines Buchhalters und einer Lehrerin geboren, lernte er seinen Vate er erst nach dessen Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg wirklich kennen. Er brach sein Lehramtsstudium ab, wurde lieber Regieassistent am Volkstheater in Wien und absolvierte eine Schauspielausbildung. 1969 kam er schliesslich zum ORF, wo er 30 Jahre lang tätig war.

Danach schrieb er Bücher, darunter im Jahr 1992 «Sein Mann», das für Tolars Outing als Homosexueller ausschlaggebend war. Vor fünf Jahren erschien derweil mit «Zwischensumme 80: Eine Abrechnung» ein Buch, in dem er sein Verhältnis zu Themen wie Langeweile, Sex, Tod oder Musik aufbereitete.

Auf seinem Weg setzte er sich als Gründer und Leiter des Vereins Positiv Leben jahrelang für HIV-Positive und Aids-Kranke ein (MANNSCHAFT berichtete). Für sein Engagement und seinen Einsatz wurde er 1997 mit dem Red Ribbon ausgezeichnet. Jahrelang war er Bundessprecher der Initiative Soho (Sozialismus & Homosexualität) und Delegierter im Bundesparteivorstand der SPÖ.

Mittlerweile hat sich Tolar allerdings etwas aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. «Ich widme mich immer mehr meiner Familie», sagte Tolar, der 2010 mit seinem Mann Gerald eine eingetragene Partnerschaft einging, vor einigen Jahren. Trotzdem postet er auf seinem Instagram-Kanal von Zeit zu Zeit noch kritische Beiträge zum aktuellen Geschehen.

«Zwischendurch – und eigentlich immer – schreibe ich. Ich veröffentliche – wenn überhaupt – nur im Selbstverlag, da mir die Verlage mit ihrer eigenartigen Politik auf den Nerv gehen. Ebenso die Buchhändler mit ihrer seltsamen Regalbetreuungs-Methodik», sagt Tolar auf seiner Internetseite. «Ich will mich nur noch um das kümmern, was ich will und nicht um das, was ich muss. Der Trugschluss ist mir schon klar, denn was ich will, das muss ich ja auch…»

Kurz vor seinem 85. Geburtstag am 9. Juli wurde Günter Tolar mit dem «Grossen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich» und dem «Queer-Legend-Award 2024» ausgezeichnet.

In Linz ist der Baustart für das erste LGBTIQ Kompetenzzentrum Österreichs erfolgt. Dort geht es u.a. um gesundheitliche Versorgung und Chancengleichheit (MANNSCHAFT berichtete).

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