«Rufmord»: Trainer verklagt NFL wegen geleakter «Schwu***el»-Mails

Dass E-Mails «selektiv» geleakt wurden, in denen Jon Gruden Football-Kollegen schwulenfeindlich beleidigt, nennt er «Rufmord im Sowjet-Stil»

Coach Jon Gruden 2018 beim Training, mit einem Oakland-Raiders-Logo auf der Brust (Foto: Louis Bricese / US Air Force / Wiki Commons)
Coach Jon Gruden 2018 beim Training, mit einem Oakland-Raiders-Logo auf der Brust (Foto: Louis Bricese / US Air Force / Wiki Commons)

Einen Monat nach seinem Rücktritt als Cheftrainer der Las Vegas Raiders verklagt Jon Gruden die American-Football-Profiliga NFL und ihren Commissioner Roger Goodell auf Schadenersatz.

Das geht aus einem Statement hervor, das sein Anwalt Adam Hosmer-Henner am Freitag herausgegeben hat. Demnach wäre Grudens private Korrespondenz «selektiv geleakt» worden, um seinen Ruf zu schädigen und ihn aus seinem Job zu drängen.

Der 58-jährige Gruden beklagt «Rufmord im Sowjet-Stil» sowie eine «bösartige und orchestrierte Kampagne», die seine Karriere zerstört habe. Er habe auch einen Sponsoren-Deal und einen Auftritt in einem NFL-Videospiel verloren. (MANNSCHAFT berichtete über das Phänomen Cancel Culture.)

Die NFL wies die Vorwürfe als «völlig unbegründet» zurück, die Liga werde «sich energisch gegen diese Behauptungen verteidigen», so Sprecher Brian McCarthy.

Satz von 650.000 E-Mails Anfang Oktober hatten mehrere Medien berichtet, dass sich der damalige Fernsehexperte Gruden zwischen 2011 und 2018 in E-Mails mehrfach rassistisch, sexistisch und schwulenfeindlich geäussert hatte. Die Nachrichten stammten aus einem Satz von 650.000 E-Mails, die die Liga im Zuge einer Untersuchung der Arbeitskultur beim Washington Football Team gesammelt hatte.

Gruden, der 2003 die Tampa Bay Buccaneers zum Super-Bowl-Sieg geführt hatte, war daraufhin wegen des Drucks in Las Vegas trotz eines lukrativen Zehnjahresvertrags zurückgetreten.

Unter anderem hatte Gruden in diesen Mail das Wort «Faggot» als Beleidigung benutzt, also «Schwuchtel». Auf diese Weise beschimpfte Gruden beispielsweise den Chef der NFL und nannte ihn ausserdem eine «clueless anti football pussy».

Ferner äusserte sich Gruden abwertend darüber, dass ein Football-Team Michael Sam als prominenten offen schwulen Spieler engagiert hatte, der 2014 unter grossem Medienecho sein Coming-out gefeiert hatte. Sam war der erste öffentlich homosexuelle, aktive Profi in der NFL. Wozu ihm sogar der damalige Präsident Obama beglückwünschte.

Volle Unterstützung für Carl Nassib Sam konnte sich jedoch als Sportler nicht durchsetzen und bestritt kein einziges NFL-Spiel (MANNSCHAFT berichtete). Nach dem Wesel nach Kanada nahm er eine Auszeit, weil er «emotional kaum in der Lage» sei, auf höchstem Niveau Football zu spielen. Woraufhin Sam sich zurückzog vom Profisport und verschiedene Auftritte als Sprecher oder bei der TV-Sendung «Dancing with the Stars» hatte.

Das Bekanntwerden der diversen homophoben Äusserungen löste Überraschung aus, weil Gruden mit Carl Nassib den ersten offen schwulen Profi in NFL-Spielen einsetzte (MANNSCHAFT berichtete über Nassib). Nach dessen Coming-out im Sommer 2021 bot Gruden Nassib seine volle Unterstützung an und erklärte: «Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass Unterschiede Männer stärker machen.»

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