Ist der Regenbogen gefährlich? In Wien jedenfalls nicht

Wenn Zebrastreifen und Ampelpaare den Unterschied machen

Farbige Übergänge in Wien (Fotos: Kriss Rudolph)
Farbige Übergänge in Wien (Fotos: Kriss Rudolph)

Berlin will Regenbogenhauptstadt sein. Wien auch. Aber wie verdient sich eine Stadt diesen Titel? Wenn es nach der reinen Symbolik geht, dürfte die Sache klar sein.

Wer durch Wien spaziert, kommt an den zahlreichen Zebrastreifen in Regenbogenfarben nicht vorbei. In der österreichischen Hauptstadt gibt es nach Auskunft der Magistratsabteilung 46, zuständig für Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten, an 14 Standorten 18 «Regenbogenschutzwege» und zwei sogenannte «Trans-Pride-Schutzwege». Dazu kommen an 62 Standorten Ampelpärchen.

Von offizieller Seite heisst es auf MANNSCHAFT-Anfrage zum Thema Zebrastreifen aus Wien: «Kriterien hierfür sind etwa, dass die weisse Schutzwegmarkierung nicht beeinträchtigt werden darf, das heisst u.a., dass sie fünf Zentimeter abgegrenzt werden müssen und dass an der Kreuzung eine Verkehrslichtsignalanlage existiert. Damit ist auch die Sicherheit gewährleistet bzw. wird nicht beeinträchtigt.»

Unbedenklich sind nach offizieller Aussage der Stadt auch die Ampelpärchen. Hier habe sich die Verkehrssicherheit sogar deutlich erhöht, da das Licht eine grössere Fläche habe und damit mehr Aufmerksamkeit errege. «In beiden Fällen hat sich das daher nicht negativ auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt», teilte man uns mit.

In Berlin gibt es weder regenbogenbunte Zebrastreifen noch queere Ampelpärchen. Ausser im letzten Sommer. Da klebten Mitglieder des Vereins Liberale Schwulen und Lesben in Berlin (LiSL) mit dem Vorsitzenden der FDP-Fraktion Berlin, Sebastian Czaja mitten im Regenbogenkiez Regenbogenstreifen auf eine Mittelinsel, als Zeichen für Sicherheit und Weltoffenheit (MANNSCHAFT berichtete).

Missverständnisse bei Fahrzeugführenden können nicht ausgeschlossen werden.

Der verkehrspolitischer FDP-Sprecher im Abgeordnetenhaus Henner Schmidt befragte den Senat nach den rechtlichen Voraussetzungen für einen Zebrastreifen, vielleicht auch in einer besonderen Farbgebung. Die Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz lautete:

Da die StVO keine derartigen farblichen Markierungen vorsehe und im Strassenverkehr nur durch die StVO zugelassene Verkehrszeichen (zu denen auch Markierungen gehören) von der Strassenverkehrsbehörde angeordnet werden könnten, hätte ein «Zebrastreifen in Regenbogenfarben» keine rechtsverbindliche Wirkung. Es gab auch Sicherheitsbedenken.

«Da aufgrund der Ähnlichkeit mit einem regulären Fussgängerüberweg (Streifen auf der Fahrbahn) aber Missverständnisse hinsichtlich des damit verbundenen Regelungscharakters bei den Fahrzeugführenden nicht ausgeschlossen werden könnten, ist aus Verkehrssicherheitsgründen das Aufbringen einer solchen Markierung auf der Fahrbahn ausgeschlossen. Farbliche Markierungen ausserhalb der Fahrbahn, z.B. auf Mittelinseln, wären denkbar, da diese keine verkehrsrechtliche Bedeutung bzw. Folgen haben», so der Verkehrssenat.

Solche Bedenken teilt man übrigens auch in Köln. Das Ansinnen der FDP, dort bunte Zebrastreifen zu installieren, wurde von der Stadt Anfang des Jahres abgelehnt. Begründung: Die Sicherheit der Bürger*innen sei in Gefahr, Zebrastreifen in Regenbogenfarben wirkten irritierend und seien gefährlich (MANNSCHAFT berichtete)

In Berlin sind nicht nur die Liberalen für deutliche Zeichen wie etwa regenbogenbunte Zebrastreifen. Sebastian Walter (Grüne), Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin mit Wahlkreis im Regenbogenkiez, erklärte gegenüber MANNSCHAFT. «Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir das auch in Berlin unkompliziert machen könnten. Das gilt im übrigen auch für queere Ampelpärchen.»

Es ist natürlich nicht so, dass es in Berlin gar keine sichtbare Symbolik gibt: Der Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Behrendt (Grüne), hisst etwa zum Intersex Awareness Day die inter Flagge (MANNSCHAFT berichtete).

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