Rapper: Obdachlosen niedergestochen, weil er dachte, er sei schwul

Der Mann hatte ihn angesprochen mit «Wie geht’s dir?»

Kidd Creole (r.) bei einem Konzert 2009 (Foto: Alice Lowndes / Wiki Commons)
Kidd Creole (r.) bei einem Konzert 2009 (Foto: Alice Lowndes / Wiki Commons)

Der 62-jährige Rapper Kidd Creole wurde von einem US-Gericht wegen Totschlags für schuldig befunden – er hatte auf einen Obdachlosen in Manhattan eingestochen, weil er ihn für schwul hielt.

Der Musiker, Gründungsmitglied der Kultband Grandmaster Flash and The Furious Five, hatte am 1. August 2017 in der East 43rd Street den obdachlosen John Jolly (55) niedergestochen. Jolly soll den Rapper angesprochen haben mit «Wie geht’s dir?».

Während des Prozesses behauptete Kidd Creole, er hätte sich nur verteidigt. Sein Anwalt Scottie Celestin sagte den Geschworenen laut Nachrichtenagentur AP, dass Creole damals gedacht habe, Jolly könnte versuchen, ihm Schaden zuzufügen.

«Meine Damen und Herren, das fand in New York City statt», so Celestin. «Um 12 Uhr nachts. Wer sagt mit guten Absichten ‹Wie geht’s dir?› zu dir? Dass er Angst um sein Leben hatte, war vernünftig.»

Creoles Anwalt argumentierte weiter, dass Jolly an einer Dosis des Beruhigungsmittels Benzodiazepin gestorben sei, das ihm in einem Krankenhaus verabreicht wurde, nicht an den Stichwunden.

Mit Steakmesser in die Brust gestochen Laut US-Medien erklärten die Staatsanwälte der Jury jedoch, der Rapper habe Jolly zweimal mit einem Steakmesser in die Brust gestochen, nachdem er in einer Art «Gay Panic» wütend geworden war. (MANNSCHAFT berichtete über einen österreichischen Rapper, der zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, wegen Liedern gegen Schwule und Muslime.)

In einem aufgezeichneten Interview mit der Polizei hatte Kidd Creole erklärt, er sei «ein wenig nervös» gewesen, als Jolly sich ihm näherte: «Um die Wahrheit zu sagen, ich dachte, er sei schwul, weil er ‹Wie geht’s dir?› zu mir sagte. Da dachte ich, dass er dachte, ich sei auch schwul. ( …) Ich habe versucht, mich ein wenig zurückzuziehen, und er ist vorwärts gegangen, und dann habe ich einfach das Messer genommen und auf ihn eingestochen … Ich wünschte, ich hätte ihn nie gesehen.» Außerdem habe er sein Opfer geschlagen.

Jolly wurde Minuten nach dem Angriff von Touristen schwer verwundet aufgefunden.

«Es ist alles meine Schuld, weil ich mich entschieden habe, zuzustechen. Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen», so Kidd Creole, der seit 2017 im Gefängnis sitzt.

Das Strafmass wolle das Gericht noch im April verkünden, heisst es. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Sexismus und Homophobie noch immer zu viel Raum im Rap einnehmen.)

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