Queeres Nachtleben hofft auf Covid-Zertifikat

Die neue Vorgehensweise macht auch das Zürcher «Heaven» zuversichtlich

Bald nicht mehr so leer? Das Heaven in Zürich. (Bild: Marco Uhlig)
Bald nicht mehr so leer? Das Heaven in Zürich. (Bild: Marco Uhlig)

Mit der angekündigten Einführung eines Covid-Zertifikates macht der Bundessrat dem Schweizer Nachtleben Hoffnung. Heaven-Betreiber Marco Uhlig freut sich über die Aussicht auf Normalität – hat aber auch noch einige offene Fragen.

Mit einem Covid-Zertifikat für geimpfte, genesene und negativ getestete Personen sollen auch Grossveranstaltungen wieder möglich werden. Dies teilte der Bundesrat vergangene Woche mit. Den Nachweis dürfte man künftig auch bei internationalen Flügen benötigen. Weiter werde das Covid-Zertifikat ausserdem ermöglichen, dass Orte mit erhöhtem Ansteckungsrisiko wie Diskotheken und Clubs wieder öffnen können.

Forderungen der Verantsalter*innen Die genaue Umsetzung mit den entsprechenden Verordnungsanpassungen soll am 11. Juni 2021 in Konsultation geschickt werden, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. Das Covid-Zertifikat soll der Bevölkerung spätestens bis Ende Juni zur Verfügung stehen.

«Nach Monaten durchaus positive News», schreibt Alexander Bücheli, Mediensprecher der Bar- und Club-Kommission Zürich, in einer Mitteilung. Doch damit das Nachtleben in Zürich tatsächlich eine Perspektive erhalte, müsse noch viel passieren.

Unter anderem fordert die Kommission bereits im Juni die Durchführung erster Pilotveranstaltungen im Clubsetting ohne weitere Schutzmassnahmen. Dies sei nötig, um die Umsetzbarkeit der Zugangsbeschränkungen im Sinne des Zertifikats zu prüfen. Auch müsse die Veranstaltungsbranche in den Entwicklungsprozess einbezogen werden.

Weiter will die Kommission einen «möglichst niederschwelligen und kostenlosen» Zugang zu den Tests. Dies verhindere eine Diskriminierung junger, ungeimpfter Menschen.

Offene Fragen Ein einfacher Zugang zu den Tests ist auch Marco Uhlig, Betreiber des Zürcher LGBTIQ-Clubs Heaven, ein grosses Anliegen. Dies betreffe den zeitlichen, aber auch den preislichen Aspekt. Schliesslich müssten sich dann ja jeweils tausende Menschen in Zürich zum Wochenendstart testen lassen können.

«Es ist auch noch nicht klar, ob die Tests so viel kosten, dass die Gäste plötzlich ihr Budget für den Ausgang massiv erhöhen müssten. Da sind noch viele offene Fragen», findet Marco. Er sei gespannt, wie man das alles technisch und datenschutzrechtlich umsetzen werde.

Insgesamt ist Marco Uhlig jedoch positiv gestimmt. Er freue sich auch bereits für alle Gastronomiebetriebe, die wieder im Innenbereich öffnen können.

Drei-Drittel-Lösung gefunden Für den Club Heaven gab es noch mehr gute News: Wie Marco berichtet, konnte er sich mit dem Vermieter und der Stadt Zürich auf das sogenannte «Drei-Drittels-Modell» einigen. Dies bedeutet, dass die Stadt für eine befristete Zeit einen Drittel der Lokalmiete übernimmt und der Vermieter auf einen Drittel verzichtet. Diese Lösung ermögliche es dem LGBTIQ-Club, einige Monate länger durchzuhalten.

Für den schlimmsten Fall hat die Bar- und Club-Kommission Zürich einen Fonds bereitgestellt, der das Zürcher Nachtleben in Zeiten von Corona und darüber hinaus unterstützen soll. Der Club Heaven beteiligte sich an einer entsprechenden Fundraising-Aktion (MANNSCHAFT berichtete). «Aber natürlich unternehmen wir alles, damit wir diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen müssen», sagt Marco.

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