«Wenn Frauen sich in Frauen verlieben, ist es was ganz Normales»

Hanna aus Hannover steht nicht gerne im Mittelpunkt

Princess Charming: Hanna Sökeland (Foto: Michael Matthey/dpa)
Princess Charming: Hanna Sökeland (Foto: Michael Matthey/dpa)

Brasilianische Wurzeln, Baustellenleiterin, Hauptfigur der lesbischen Dating-Show «Princess Charming» – wie passt das zusammen? Für Hanna Sökeland aus Hannover geht es in der TV-Sendung um viel mehr, als nur ihre Traumfrau unter 19 Kandidatinnen auszuwählen.

Von Melissa Erichsen, dpa

Hanna Sökeland mag keine Schubladen. Und selber passt sie auch nicht in eine rein. Denn Hanna verbindet vermeintliche Gegensätze. Zum Treffen kommt sie mit dem Auto angefahren, denn sie ist im Moment viel unterwegs. Die 28-Jährige trägt lässige Kleidung, ein zerrissene Jeans, ist braun gebrannt und ganz entspannt. Die Hannoveranerin ist die aktuelle «Princess Charming» der gleichnamigen lesbischen Dating-Show (RTL+, Vox) und somit im Fernsehen sichtbar (MANNSCHAFT berichtete).

19 Frauen kämpfen in Griechenland um ihre Gunst. Sie darf entscheiden, wer bleibt und wer gehen muss. Umso überraschender ist es also, als sie eröffnet, dass sie es eigentlich nicht so mag, vor der Kamera zu sein. Sie stehe nicht gerne im Mittelpunkt, sagt Hanna. Doch wie passt das zusammen?

Die 28-Jährige hat vier jüngere Schwestern, ihre Mutter kommt aus Brasilien, ihr Vater ist Deutscher. Die verschiedenen Eigenschaften dieser Kulturen trage sie alle in sich. Hanna sagt: «Brasilianer sind spontan, flexibel und stehen für das ein, was sie für richtig halten. Sie gehen vielleicht auch mal ein Risiko ein.»

Deutsche hätten eher den Ruf, verantwortungsvoll und auf die Arbeit fokussiert zu sein. Solche Eigenschaften bringe sie auch mit, erzählt die 28-Jährige, die gern tanzen geht. Es müsse ja nicht immer das eine oder das andere sein. Ihre Zielstrebigkeit hat sie auch im Beruf unter Beweis gestellt. Sie hat eine Ausbildung im Trockenbau gemacht. Am Ende schloss sie sogar als Jahrgangsbeste in diesem Bereich ab.

Heute arbeitet sie als Projektleiterin und leitet verschiedene Baustellen. «Jede Baustelle ist anders und überall triffst du auf neue Probleme, das macht dich automatisch zu einem lösungsorientierten Menschen», sagt sie. In dem eher männerdominierten Beruf müsse man sich als Frau durchsetzen und ein professionelles Auftreten haben.

Wenn Frauen sich in Frauen verlieben oder wenn Männer sich in Männer verlieben, dann ist es was ganz Normales.

Die Sendung «Princess Charming» habe sie auch ein wenig wie einen Job betrachtet, sagt Hanna. Es sei zwar etwas sehr Emotionales, aber sie wisse auch, dass sie selbst viel Verantwortung trage, denn es wird in der Sendung viel über Sexualität gesprochen. «Da passiert so viel Aufklärung», sagt die 28-Jährige. «Wenn Frauen sich in Frauen verlieben oder wenn Männer sich in Männer verlieben, dann ist es was ganz Normales. Und ich glaube, dass sich viele, viele Menschen das einfach nicht so richtig vorstellen können», sagt Hanna bestimmmt.

Von der lesbischen Dating-Show erhofft sich die neue Hauptperson, dass Klischees aufgebrochen werden und Menschen sich freier fühlen können, so zu sein wie sie sind. Seit dieser Woche läuft die zweite Staffel von «Princess Charming» auf RTL+ und zeitversetzt auch auf Vox. Die TV-Sendung war unter anderem für den Grimme-Preis nominiert (MANNSCHAFT berichtete) und gewann im letzten Jahr den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie «Beste Unterhaltung Reality».

Princess Charming
Princess Charming

Eigentlich hatte sich Hanna nur zum Spass beworben, und zwar als Kandidatin. Mal eine entspannte Zeit erleben und ein paar Frauen kennenlernen, dachte sich die Baustellenleiterin. Ausserdem sei die Message der Sendung total cool. Es sei nicht nötig, sich mit Nationalitäten, Sexualität oder Labels identifizieren zu müssen, meint die neue «Princess Charming»: «Jeder ist anders und das ist ganz normal.» Es sind also keine Schubladen nötig.

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