Polens Konsulat in Edinburgh mit Regenbogenfahnen geschmückt

Die Solidaritätsaktion kam von einem ausgewanderten Polen

Regenbogenfahnen am polnischen Konsulat (Foto: Mariuzs Chyzynski)
Regenbogenfahnen am polnischen Konsulat (Foto: Mariuzs Chyzynski)

In einer Woche finden in Polen Präsidentschaftswahlen statt. Amtsinhaber Duda, der den homofeindlichen Kurs der nationalkonservativen Regierungspartei PiS stützt, führt in den Umfragen – kommt aber nur auf rund 40 %. Derweil wurde das Generalkonsulat in Schottland für ein paar Stunden mit Regenbogenfahnen geschmückt.

Mariusz Chyzynski hat seine Heimat Polen vor 15 Jahren verlassen und lebt jetzt in Edinburgh. Dort verteilte er am Dienstag Regenbogenflaggen am polnischen Generalkonsulat.

Regenbogenfahnen
Regenbogenfahnen

«Ich hatte ein sehr höfliches Gespräch mit einem der Mitarbeiter des Konsulats – dann fuhr er weg, ohne die Fahnen zu entfernen. Es war später Nachmittag und er hatte gerade Feierabend, glaube ich. Am nächsten Tag gab es eine Solidaritätsdemonstration (ich konnte nicht teilnehmen, weil ich gearbeitet habe) und auf den Fotos konnte man meine Flaggen nicht mehr sehen. Ich vermute, dass sie am Morgen entfernt wurden», so Mariusz gegenüber MANNSCHAFT.

Der Protest am Mittwoch richtet sich gegen Präsident Andrzej Duda, der offiziell die homofeindliche Familiencharta unterstützt, die die Ehe zwischen Schwulen oder Lesben ausschliesst ebenso wie das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare (MANNSCHAFT berichtete).

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Die Regenbogenfahnen hängte Mariusz auf, weil er Solidarität mit LGBTIQ zeigen wollte. «Ich bin selbst nicht schwul, aber meine schwulen Freunde sagten, dass es eine gute Idee wäre.»

Mariuzs stammt aus Ostpolen, aus der Stadt Zamość. In seiner Heimatstadt wurde vergangenes Jahr eine Erklärung abgegeben, die sich den homofeindlichen Äusserungen von Erzbischof Jęsraszewski anschloss: Der hatte zum Jahrestag des Warschauer Aufstands von einer neuen «Seuche in den Farben des Regenbogens» gesprochen und die Community verunglimpft.

Am 28. Juni finden die polnischen Präsidentschaftswahl statt. In Umfragen kommt weder Amtsinhaber Andrzej Duda noch der LGBTIQ-freundliche Oppositionspolitiker Rafał Trzaskowski, seit 2018 Warschaus Stadtpräsident, auf mehr als 50 Prozent – eine Stichwahl wird demnach wahrscheinlich. Das geht aus zwei Umfragen der Meinungsforschungsinstitute Kantar und Pollster hervor.

Duda käme auf rund 40 Prozent der Stimmen, Herausforderer Trzaskowski auf bis zu 32 Prozent. Wahrscheinlich wird es also zu einer Stichwahl zwischen den beiden kommen.

Bei der Hetze gegen LGBTIQ machen neben der Kirche auch die staatlichen Medien mit. Der Berlin-Korrespondent des Senders TVP Cezary Gmyz nannte Homosexuelle in den Konzentrationslagern kürzlich «Degenerierte und Vergewaltiger» (MANNSCHAFT berichtete).

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Die polnischen Homohasser*innen in Regierung, Kirche und Medien bekommen aber jetzt Gegenwind: Anfang letzter Woche entschied das Bezirksgericht Warschau, dass der polnische öffentlich-rechtliche Rundfunk TVP die Verbreitung einer homophoben Doku stoppen müsse (MANNSCHAFT berichtete). Die EU-Kommission hat zudem letzte Woche einen Brief an fünf sogenannte «LGBT-freie Zonen» geschickt, in dem sie droht, finanzielle Mittel zu streichen (MANNSCHAFT berichtete)

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