«Jeder, der mit HIV lebt, kann jetzt Pilot werden»
Der 31-jährige Bushe aus Glasgow ist als erster HIV-infizierter Mensch in Europa Flugkapitän geworden
James Bushe liess sich als erster Europäer mit HIV zum professionellen Luftfahrzeugpiloten ausbilden. Seit Montag ist er im Einsatz.
Früher war es ein Problem, HIV-positiv sein, wenn man Pilot*in werden wollte. Doch dann hat 2011 die EU eine entsprechende Verordnung erlassen, die seit 2013 auch in Deutschland gilt. Im Anhang IV der Verordnung, dem sogenannten PART-MED, der die medizinischen Tauglichkeitsvoraussetzungen für Pilot*innen und Flugbegleiter*innen beinhaltet, wurde HIV erstmals nicht mehr als Ausschlusskriterium genannt.
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Stattdessen hiess es für angehende Pilot*innen: «Bewerber mit positivem HIV-Befund können vorbehaltlich einer zufriedenstellenden flugmedizinischen Beurteilung als tauglich beurteilt werden.» Das war ein Novum, war es für HIV-Positive vorher ausgeschlossen, als flugtauglich anerkannt zu werden – der Berufswunsch Pilot*in damit unerfüllbar.
Auch für James Bushe war es ein Kindheitstraum. Schon mit 17 besass er den Privatpilotenschein. Doch vor fünf Jahren wurde bei ihm HIV diagnostiziert. 2017 wurde ihm zwar ein Platz im Ausbildungsprogramm einer Fluggesellschaft angeboten, doch aufgrund seiner Diagnose wurde ihm das ärztliche Attest verweigert, das für die nötige Lizenz erforderlich war, wie die BBC berichtet.
Damals war die Zivilluftfahrtbehörde (CAA) an die Bestimmungen der Europäischen Behörde für Flugsicherheit (EASA) gebunden, nach denen Personen, die HIV-positiv waren, kein ärztliches Attest ausgestellt werden konnten. Im Klartext: Bereits ausgebildete Piloten, die sich mit HIV infizierten, durften weiterfliegen. Wer aber mit HIV die Ausbildung beginnen wollte, dem wurde dies verwehrt.
Bushe beschloss, mit Hilfe der Organisation HIV Scotland zu kämpfen und dokumentierte anonym auf Twitter unter dem Pseudonym Pilot Anthony die Fortschritte. Zwei Jahre später hat er nun seinen Fall gewonnen und seine Identität enthüllt: Er kann offiziell seit Montag fliegen.
Seit November 2019 absolvierte er das Training bei der schottischen Regionalfluggesellschaft Loganair und flog zusammen mit anderen Kapitänen; nun darf er Regionaljets von der Basis am Flughafen Glasgow aus steuern. (In Brandenburg gibt es seit vergangenem Jahr den ersten offen HIV-positiven Bürgermeister – MANNSCHAFT berichtete).
Es geht um jeden, der mit HIV lebt und jetzt Pilot werden kann.
«Ich bin stolz, total überwältigt und Loganair sehr dankbar», so Bushe. «Es geht aber nicht nur um mich – es geht um jeden, der mit HIV lebt und jetzt Pilot werden kann.» Er hoffe, dass dies nicht nur in Grossbritannien, sondern auch im restlichen Europa etwas voranbringt. Alle, die sich durch die Krankheit eingeschränkt fühlten und sich in einer ähnlichen Situation befänden, könnten jetzt ihre Träume verwirklichen.
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Er fuhr fort: «Im Jahr 2020 gibt es keinen Grund, warum eine Person, die HIV-positiv ist, in irgendeinem Beruf mit Hindernissen konfrontiert werden sollte. Das Leben mit dieser Krankheit bedroht mein Leben oder meine Gesundheit überhaupt nicht und ich kann andere nicht mit HIV anstecken.»
Das wolle er den vielen Menschen mitteilen, die mit der gleichen Angst und dem gleichen Stigma lebten, mit denen er selber einst kämpfte. Jonathan Hinkles, CEO von Loganair, erklärte: «HIV ist kein Hindernis für die Beschäftigung in anderen Branchen, und es gibt keinen Grund, warum dies in der Luftfahrt so sein sollte.»
Bushe nannte den früheren Rugby-Star Gareth Thomas, der im vergangenen Herbst seinen HIV-positiven Status offenbarte (MANNSCHAFT berichtete), als seine Inspiration, sich ebenfalls zu outen.
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Nathan Sparling, Geschäftsführer von HIV Scotland, gratulierte Bushe zu seinem Erfolg und dafür, dass er das Problem in die Öffentlichkeit gebracht habe und einen Beitrag zur Bekämpfung des Stigmas geleistet habe
«Ohne James‘ Entschlossenheit, seine Ziele zu verfolgen, würden diese ungerechten Regeln immer noch bestehen. Diese Kampagne zeigt, dass wir nur durch das Überwinden ungerechter Vorschriften und die Forderung nach Veränderung jemals hoffen können, die Welt, in der wir leben, zu verändern.»
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