Netflix macht Jesus schwul – Petition lanciert
Bereits über 1 Million Menschen haben unterschrieben
Und plötzlich ist Jesus schwul. Ein brasilianisches Weihnachtsspezial auf Netflix erzürnt das konservative Publikum.
Das Weihnachtsspezial «A Primeira Tentação de Cristo» (deutsch: «Die erste Versuchung Christi») startete pünktlich zur Adventszeit auf Netflix und schlug weltweit hohe Wellen. Die brasilianische Parodie nimmt nicht nur die heilige Familie auf die Schippe, sondern stellt Jesus als schwulen Mann dar, der nun zum ersten Mal einen Mann nach Hause nimmt, um ihn seinen Eltern Maria und Josef vorzustellen. Es ist das Werk der Comedy-Gruppe «Porta dos fundos» (deutsch: «Hintertüre»).
Netflix deutet bereits im Teasertext darauf hin, dass die dreiviertelstündige Satire nicht allzu ernst genommen werden darf: «Ein Weihnachtsspezial so verkehrt, dass nur die Komiker von Porta dos fundos dahinterstecken können.»
Für viele Zuschauer*innen ist die Sendung jedoch zuviel des Guten. Auf change.org fordern Konservative den Streamingdienst zur sofortigen Entfernung auf, aufgrund «schwerwiegender Beleidigungen» gegenüber dem Christentum. Innert einer Woche kamen bereits über eine Million Unterschriften zusammen.
Netflix macht Jesus schwul – neue Kreuzigung? Die Petition lanciert hatte die «Coalizão pelo Evangelho» ein Dachverband mehrerer brasilianischen Kirchen. Die Sendung habe dazu geführt, dass er sein Netflix-Abo gekündigt habe, schrieb Joel Theodor, Pfarrer der Igreja Presbiteriana do Brasil, in einem Kommentar. Die Parodie käme einer erneuten Kreuzigung Christi gleich.
Gesellschaftliche Provokation ist die Spezialität von Porta dos fundos. In den Sketches geht es neben Religion auch um Drogenkonsum, Sexualität und staatliche Korruption. Die drei Komiker bestritten ihre Anfänge auf Youtube und lehnten TV-Angebote zunächst ab – dies aus Angst, sich zensieren lassen zu müssen.
«A Primeira Tentação de Cristo» ist als «The First Temptation of Christ» mit deutschen Untertiteln bei Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz verfügbar.
In Brasilien leben rund 120 Millionen Katholik*innen, so viele wie sonst nirgendwo auf der Welt. Seit der Wahl des Präsidenten Jair Bolsonaro, vermelden LGBTIQ-Organisationen ein zunehmend LGBTIQ-feindliches Klima im südamerikanischen Land.
«Brasilien war schon immer ein homophobes Land», sagte Aktivistin Natalia Pasetti gegenüber der MANNSCHAFT. «Aber die letzten Regierungen haben wenigstens versucht, das zu verbessern.» Jetzt sei das Gegenteil der Fall, Homophobie werde salonfähig gemacht.
Das könnte dich auch interessieren
Kultur
Alter Ego: Der Sirenengesang der Schokolade
Von Mirko Beetschen
Kultur
Troye Sivan: «Ich muss nicht durchs Land touren, um Sex zu haben»
Troye Sivan wehrt sich gegen die Behauptung in einer Klatschkolumne, er sei nur auf US-Tournee, um sich unterwegs bei Grindr zu vergnügen und Sex zu haben.
Von Newsdesk
Community
Kultur
Comeback mit Fettnäpfchen: Kann Katy Perry ihre Karriere retten?
Mit ihrem neuen Album versucht Katy Perry an frühere Erfolge anzuknüpfen. Dabei scheint sie zu vergessen, dass sich die Zeiten (nicht nur) für weibliche Popstars geändert haben.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
«Euer Leben hängt davon ab» – Billie Eilish für Kamala Harris
Billie Eilish hat ihre knapp 120 Millionen Instagram-Follower*innen aufgerufen, sich ins Wahlregister eintragen zu lassen und dann Kamala Harris von den Demokraten die Stimme zu geben.
Von Newsdesk/©DPA
International
News