Papst schliesst Segnungen für homosexuelle Paare nicht aus

Die Weltsynode in Rom gilt als wichtigstes Reformprojekt des Pontifex

papst franziskus
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Am Mittwoch beginnt in Rom die Weltsynode. Obwohl der Papst Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundsätzlich ausschliesst, gibt es Zweifel, dass sich konkret etwas ändern wird.

Zur Weltsynode in Rom kommen Hunderte Kirchenmänner und einige Frauen zusammen. Die Erwartungen sind hoch.

Der Vatikan veröffentlichte Antworten des Papstes auf einen kritischen Brief mit kontrovers diskutierten Fragen, den ihm fünf Kardinäle geschickt hatten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche äusserte sich etwa zu Segensfeiern für homosexuelle Paare und zur Rolle der Frau in der Kirche. Das sogenannte Dubia-Schreiben der konservativen Kardinäle vom Juli war am Montag publik geworden – wenig später machte die vatikanische Glaubensbehörde Franziskus‘ Antworten auf ihrer Webseite öffentlich.

In einem Dubia-Schreiben werden theologische Fragen als Zweifel formuliert, auf die der Papst üblicherweise in einem «Ja oder Nein»-Format antwortet. In dem nun bekannt gewordenen Brief, an dem auch der deutsche Kardinal Walter Brandmüller beteiligt war, wollten die Kirchenmänner etwa wissen, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare sowie die Frauenordination weiter verboten bleiben sollen (MANNSCHAFT berichtete). Die Kardinäle stehen den Reformansätzen des Papstes kritisch gegenüber.

Ehe sei immer noch «Verbindung zwischen Mann und Frau» Vor allem Franziskus‘ Antwort zu Segnungen für homosexuelle Paare liess aufhorchen, denn er lehnte diese nicht grundlegend ab. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu durch Bistümer oder Bischofskonferenzen lehnte der Papst aber ab. Er betonte erneut, die Ehe sei eine Verbindung zwischen Mann und Frau.



Was die Frauenordination angeht, also die Berufung von Frauen in Weiheämter, blieb der Pontifex vage. Er äusserte sich zwar nicht klar, liess aber anklingen, dass das zurzeit geltende strikte Verbot zumindest ein weiteres Mal überprüft werden könnte.

Dass der Vatikan – und vor allem das mächtige Dikasterium für die Glaubenslehre – die Antworten des Papstes veröffentlichte, wird unter Vatikan-Kennern als bemerkenswerter Schritt gesehen. Seine Replik wurde wie der Brief im Juli verfasst. Die fünf konservativen Kirchenmänner veröffentlichten ihr Schreiben zwei Tage vor Beginn der mit Spannung erwarteten Weltsynode, die als eines der grössten Reformprojekte Franziskus‘ gesehen wird.

Der Papst hatte ihnen mitgeteilt, dass es zwar nicht immer ratsam sei, an ihn gerichtete Fragen direkt zu beantworten. Angesichts der Nähe zur Synode habe er es in diesem Fall jedoch für angebracht gehalten, dies zu tun.

Der Papst will eine «offene Kirche für alle» Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Reformprojekte von Papst Franziskus (86) in seiner bisher gut zehnjährigen Amtszeit. Der Pontifex stellt die Synode als grosses Mitbestimmungsprojekt dar. An der Konferenz vom 4. bis zum 29. Oktober nehmen etwa 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die grosse Mehrheit sind Bischöfe, es sind aber auch andere Geistliche und Laien – Nicht-Kleriker – dabei. Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche wurden auch 54 Frauen als stimmberechtigte Mitglieder zugelassen. Dazu kommen Experten, die nicht abstimmen dürfen.

Im vorbereitenden Teil der Weltsynode hatte der Papst alle Ortskirchen danach gefragt, welche Themen sie in den Prozess einbringen wollten. Die Ergebnisse wurden in einem Arbeitsdokument, dem «Instrumentum laboris», festgehalten, auf dessen Basis nun gesprochen wird.

Bei dem bereits seit längerem mit Spannung erwarteten Treffen geht es im Kern um die Vision des Papstes von einer offenen Kirche für alle. Der Argentinier hat immer wieder betont, in der katholischen Kirche dürfe sich niemand ausgeschlossen fühlen. Kritiker halten ihm allerdings vor, dass es mit solchen Bekundungen nicht getan sei: Wenn die Kirche offen für alle sein solle, dann müssten auch die Strukturen dementsprechend verändert werden. Zurzeit ist es aber so, dass zum Beispiel Homosexualität nach katholischer Lehrmeinung eine Sünde darstellt und der Vatikan die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare verboten hat. Das Priesteramt und damit auch alle Bischofsämter sind allein Männern vorbehalten.

Reformer kritisieren vielfach, auch die Weltsynode werde keine greifbaren Veränderungen bringen. Das Arbeitspapier, das bereits im Juni veröffentlicht wurde, sei dafür viel zu vage. Konservativen hingegen geht der gesamte Prozess schon viel zu weit. Sie fürchten jede Veränderung etwa mit Blick auf Themen wie Homosexualität und Frauenordination – die Berufung von Frauen in Weiheämter.

Bei der Versammlung sind auch sechs Teilnehmer aus Deutschland dabei. Die Deutsche Bischofskonferenz hat ihren Vorsitzenden Georg Bätzing aus Limburg, Bertram Meier aus Augsburg und Franz-Josef Overbeck aus Essen berufen. Der Papst ernannte zusätzlich die Bischöfe von Münster, Felix Genn, und Passau, Stefan Oster, sowie den Ex-Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.



Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Theologieprofessor Thomas Söding, wurde als nicht stimmberechtigter Experte berufen. Vom Vatikan ignoriert wurde dagegen die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Sie forderte in einer Stellungnahme «mutige Debatten» bei der Weltsynode. «Es ist keine Zeit mehr zu zögern. Es ist Zeit zu handeln», so Stetter-Karp.

Bätzing sagte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur, er sei «überzeugt, dass alle Themen auf den Tisch kommen». Es sei auch keineswegs so, dass die Themen, die den deutschen Gläubigen wichtig seien, in anderen Ländern keine Rolle spielten: «Die Fragen zu Reformen sind von vielen Ländern im Vorfeld eingebracht worden.»

Papst Franziskus und der Synoden-Koordinator Jean-Claude Hollerich haben immer wieder gesagt, es gehe bei der Weltsynode zunächst noch nicht um konkrete Veränderungen, sondern darum, wie Katholiken künftig innerhalb der Kirche miteinander umgehen und Entscheidungen treffen wollten. Man wolle also eher über das «wie» als über das «was» reden. Das komme erst später in weiteren Schritten an die Reihe. Dementsprechend soll die Synode Ende Oktober mit einer «Roadmap» zu Ende gehen, die den Weg bis zum nächsten Treffen vorzeichnet. Denn Papst Franziskus hat die Generalversammlung der Weltsynode zweigeteilt: Im Herbst 2024 geht es weiter.

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