Papst-Botschafter Eterovic wettert gegen Gender-«Ideologie»

Sie höhle die Grundlage der Familie aus

Der als erzkonservativ bekannte Papst-Botschafter Nikola Eterovic hat in einem Grusswort an die Deutsche Bischofskonferenz die Kirche vor Gender-«Ideologie» gewarnt.

Er zitierte aus der biblischen Schöpfungsgeschichte: «Gott erschuf den Menschen (…) Männlich und weiblich erschuf er sie.» Dazu kommentierte der Apostolische Nuntius, der den Vatikan bei der Bundesregierung vertritt: «Bedauerlicherweise ist dieses Bild inzwischen auch in manchen Kreisen der Kirche in Vergessenheit geraten.»



Eterovic zitierte aus einem päpstlichen Rundschreiben, wonach es «nicht gesund» sei, «den Unterschied zwischen den Geschlechtern auszulöschen». Insbesondere eine «Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird», leugne den Unterschied zwischen Mann und Frau. Sie stelle eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhle die Grundlage der Familie aus.

Eterovic lehnt seit Jahren alle Versuche einer Liberalisierung der katholischen Kirche in Deutschland in weitschweifigen Stellungnahmen ab. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte die Ausführungen von Eterovic vor einiger Zeit als «phasenweise fast unerträglich» kritisiert.

Am Montag begann in Wiesbaden die viertägige Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz. Mit einer Mahnwache haben Frauen- und Reformgruppen den Eröffnungsgottesdienst begleitet. Auf Transparenten und Plakaten forderten sie unter anderem eine Priesterweihe für Frauen und eine konsequente Aufarbeitung des Skandals um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche. Dieser hatte durch Vorwürfe gegen den früheren Ruhrbischof Kardinal Franz Hengsbach (1910 – 1991) eine neue Dimension erhalten. Bischof Bätzing hatte zu Beginn der Herbstvollversammlung gefordert: «Die Wahrheit muss auf den Tisch.»

«Es ist unfassbar», sagte eine Teilnehmerin der Mahnwache und klagte über jahrelange Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen. «Am liebsten würde ich austreten», sagte eine 86 Jahre alte Demonstrantin. Sie glaube auch nicht mehr daran, dass die Kirche zu echten Reformen in der Lage sei.

Vor der Kirche in der Wiesbadener Innenstadt, in der der Eröffnungsgottesdienst gefeiert wurde, standen auch Vertreter von #OutinChurch mit den Regenbogenfahnen der LGBTIQ Community. Gemeinsam mit den Frauen- und Reformgruppen verteilten sie an Gottesdienstbesucher*innen einen von 33 Gruppen unterzeichneten Appell, in dem die Bischöfe aufgefordert wurden, Verantwortung «für eine Kirche am Scheidepunkt» zu übernehmen.

Der Vatikan warnt immer wieder vor dem Reformweg in Deutschland. Die mächtigsten Mitglieder der römischen Kurie haben einen Brief geschrieben (MANNSCHAFT berichtete).

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