Oslo gedenkt der Anschlagsopfer mit Gottesdienst

Norwegen trauert

Kronprinzessin Mette-Marit beim Trauergottesdienst (Foto: dpa)
Kronprinzessin Mette-Marit beim Trauergottesdienst (Foto: dpa)

Nach dem möglicherweise islamistisch motivierten Terroranschlag ist in Oslo mit einem Gottesdienst der Opfer gedacht worden.

«Wir haben uns in Trauer, Verzweiflung und Ohnmacht versammelt», sagte Dekanin Anne-May Grasaas am Sonntag bei der Messe im Dom der norwegischen Hauptstadt, wie die Zeitung Verdens Gang berichtete. Bei dem Anschlag waren in einem Kneipenviertel zwei Menschen getötet und mehr als 20 verletzt worden (MANNSCHAFT berichtete). Grasaas sagte, damit auch die Vielfalt angegriffen worden, die sich das Land erkämpft habe.

Ein Angreifer hatte in der Nacht zum Samstag in einer beliebten Schwulen-Bar und mehreren anderen Orten Schüsse abgefeuert und damit zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt. Der Geheimdienst PST stufte die Attacke als islamistischen Terroranschlag ein. Der Nachtclub «London Pub» – das Hauptziel der Angriffe – gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene.

Eines des Todesopfer ist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, das andere zwischen 60 und 70. Die Verletzten kamen in Krankenhäuser oder wurden vor Ort behandelt. Der Polizei gelang es schliesslich mit Hilfe von Zivilisten, den Angreifer festzunehmen. Das Motiv des 42-Jährigen ist noch nicht klar.

Eigentlich wollten dort viele ins Wochenende hineinfeiern: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder eine «Pride-Parade» stattfinden sollen – sie fiel jetzt wieder aus (MANNSCHAFT berichtete)

Der mutmassliche Angreifer, ein 42 Jahre alter Norweger mit iranischen Wurzeln, wurde festgenommen. Die Untersuchungen laufen. Ermittler Christian Hatlo sagte der norwegischen Zeitung VG, der 42-Jährige sei zuvor schon straffällig geworden und habe sich radikalisiert. Dem Sender NRK zufolge soll der Mann Kontakte ins islamistische Milieu gehabt haben – auch zu einem bekannten Extremisten, der Mitte Juni im Internet dazu aufrief, Schwule zu töten.

An dem Gottedienst nahmen auch Ministerpräsident Jonas Gahr Støre sowie Kronprinzessin Mette-Marit teil. Kronprinz Haakon musste Medienberichten zufolge wegen einer Corona-Infektion absagen.

Regierungschef Støre rief die Bevölkerung auf, sich gegen Hass zu wenden und weiter für eine vielfältige Gesellschaft einzustehen. Den Muslimen in Norwegen sicherte er zu, dass sie Teil der Gemeinschaft seien. Er wisse, dass viele von ihnen bestürzt darüber seien, dass der Angreifer aus islamistischen Motiven gehandelt haben soll.

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