Oscar-Ruhm und Familienleben – Warren Beatty wird 85
Als er den Oscar-Gewinn für «Moonlight» verkünden sollte, kam es zum Patzer
14 Oscar-Nominierungen, vier Kinder und eine lange Ehe: Einst war er Hollywoods Herzensbrecher, nun ist Warren Beatty 30 Jahre mit Annette Bening liiert – und feiert seinen 85. Geburtstag.
Von Barbara Munker, dpa
Warren Beatty lässt sich gerne Zeit. Der Hollywood-Star aus Filmen wie «Bonnie und Clyde», «Reds» und «Bugsy» steht seit Anfang der 1960er Jahre vor der Filmkamera, doch sein Resümee umfasst gerade mal zwei Dutzend Rollen. Der Leinwandschönling mit dem Ruf als Schürzenjäger und Herzensbrecher ging es auch mit der Ehe ruhig an. Beatty war fast 55 Jahre alt, als er 1992 seinen Co-Star aus «Bugsy», Annette Bening, heiratete. Er war «unglaublich intelligent», sehr gesprächig und «ganz bestimmt charmant», schwärmte die Schauspielerin im Februar der US-Zeitschrift People vor, nach ihrem ersten Eindruck von Beatty beim Kennenlernen gefragt.
Bening (63) und Beatty, der am nächsten Mittwoch (30. März) 85 Jahre alt wird, zählen zu Hollywoods langlebigsten Paaren, die ihre Ehe aus den Schlagzeilen heraushalten konnten. Zusammen zogen sie vier Kinder gross: Stephen (30), Benjamin (27), Isabel, (25) und Ella (21). Ihr ältestes Kind begann mit 14 Jahren eine Geschlechtsanpassung. «Er ist ein Revolutionär, ein Genie – mein Held», sagte der Vater 2016 im Interview der Zeitschrift Vanity Fair über seinen trans Sohn Stephen. Er arbeitet unter dem Namen Stephen Ira als Lyriker und Filmemacher.
Die Familie sei das Beste, was ihm je passiert sei, sagte Beatty damals in der «Today»-Show des US-Senders NBC. Als älterer Mensch könne man eine Menge von Jüngeren lernen. Er lerne sehr viel von seinen Kindern, bekräftigte Beatty im Herbst 2016 auch im Interview mit dem US-Seniorenverband «AARP».
Der eher pressescheue Filmstar hatte sich 2016 nach langer Auszeit als Regisseur, Autor, Produzent und Darsteller mit der Drama-Romanze «Regeln spielen keine Rolle» zurückgemeldet. Sein Herzensprojekt über den exzentrischen Milliardär Howard Hughes, in dem er selbst den Mogul spielt, hatte Beatty über Jahrzehnte geplant. Zur prominenten Besetzung gehörten Lily Collins, Alden Ehrenreich, Alec Baldwin, Ed Harris und Ehefrau Bening. Doch an den US-Kinokassen und bei den Kritikern konnte Beatty mit seinem Werk nicht landen.
Zuvor hatte er lange pausiert. Als Schauspieler war er 2001 an der Seite von Diane Keaton in der Ehe-Komödie «Stadt, Land, Kuss» zu sehen, die letzte Regiearbeit war die Politsatire «Bulworth» (1998), in der er auch die Hauptrolle spielte.
Der Sohn einer Schauspielerin und jüngere Bruder von Shirley MacLaine (87, «Zeit der Zärtlichkeit») lernte sein Handwerk an New Yorker Schauspielschulen. Nach ersten Auftritten am Broadway gab er 1961 neben Natalie Wood in «Fieber im Blut» sein Kinodebüt – unter der Regie des legendären Elia Kazan. In «Bonnie und Clyde» (1967) glänzten Beatty und Faye Dunaway als gerissenes Ganovenpaar. Der damals ungewöhnlich brutale Gangsterstreifen holte den Oscar als bester Film.
Bei der Fantasy-Komödie «Der Himmel soll warten» führte er 1978 erstmals Regie. Mit dem Polit-Drama «Reds» (1981) liess er sich auf ein aufwendiges Hollywood-Projekt ein, das ihm seinen ersten und bisher einzigen Oscar einbrachte – als bester Regisseur.
1990 erschien «Dick Tracy», den er mit Madonna drehte. Der Film erhielt drei Oscars, u.a. für den besten Song «Sooner Or Later (I Always Get My Man)», gesungen von Madonna, geschrieben von dem kürzlich verstorbenen Stephen Sondheim (MANNSCHAFT berichtete).
Zwischen 1981 und 1999 war Beatty 14 Mal für Hollywoods höchsten Preis nominiert. Beatty ist einer der wenigen Filmschaffenden, die im selben Jahr für vier Oscars nominiert wurden, und das gleich zweimal: Für «Der Himmel soll warten» und «Reds», als Regisseur, Produzent, Darsteller und Drehbuchautor. Bei der Gala im Jahr 2000 gab es noch einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk dazu.
Doch Beatty musste auch Niederlagen einstecken, etwa mit der Filmkomödie «Ishtar» (1987), einem der teuersten Flops der Filmgeschichte. Einen peinlichen Moment im Rampenlicht erlebte die Film-Legende auf der Oscar-Bühne. Zusammen mit Faye Dunaway sollte er 2017 am Ende der Trophäenshow den grossen Gewinner des «Best Picture»-Oscars verlesen. Dabei kam es vor einem Millionen-Publikum zum Riesenpatzer.
In dem vermeintlichen Sieger-Umschlag steckt die falsche Karte – Dunaway las laut «La La Land» vor. Erst nach Schreckensminuten wird korrigiert: «Moonlight» ist der Gewinner (MANNSCHAFT berichtete). Schuld hatten die Helfer hinter der Bühne, doch Dunaway und Beatty, das längst ergraute «Bonnie und Clyde»-Gaunerpaar, bekamen die erste Kritik ab. Bei der folgenden Oscar-Gala 2018 erhielten die Kinogrössen eine zweite Chance. Sie präsentierten erneut den besten Film, fehlerfrei für «Shape of Water – Das Flüstern des Wassers».
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