Kein Konzert wegen Dreadlocks: Kritik an queerer Bar «Gleis»

Vorwurf für die Absage war «kulturelle Aneignung»

Mario Parizek (Foto:instagram.com/marioparizek)
Mario Parizek (Foto:instagram.com/marioparizek)

Weisse Menschen, die Rastas tragen – diese Kombination wurde zuletzt von unterschiedlichsten Vereinigungen kritisiert. In Zürich führte die Debatte zu der kurzfristigen Absage eines Konzerts von Mario Parizek in der queeren Bar «Gleis».

«Grossen Applaus für diese faschistische Einstellung», so Mario Parizek in seiner Mitteilung auf Instagram sichtlich erregt, nachdem er das bereits Wochen vorher ausgemachte Konzert hatte absagen müssen. Für den Österreicher seien seine Rastas seit dem er 13 Jahre alt ist, ein Zeichen gegen rechtspolitische Bewegungen, so wie er sie in dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, erlebt hat. «Heute werde ich von der linken Ecke deshalb diskriminiert. Dafür habe ich ganz ehrlich keine Worte», so der Musiker weiter, der für seine Aussagen viel Zuspruch auf seiner Seite erhielt.

Und auch auf Google wurde der Unmut geteilt. «Fühle mich unwohl», «Ein alternatives, von Rassismus gesteuertes und wenig empfehlenswertes Lokal», «Einfach nur schlecht. Hier sollte man nicht hingehen», sind einige der negativen geteilten Nachrichten, die mittlerweile aber von der Seite wieder gelöscht wurden, sodass die Bar von zwischenzeitigen 1,6 Sternen wieder auf eine 4,6-Berwertung aufgestiegen ist.

Das Kollektiv «Gleis» schrieb in einer Stellungnahme zur Absage, dass Personen aus dem Team Unwohlsein in Bezug auf die kulturelle Aneignung geäussert hätten. Man habe sich aus Rücksicht gegenüber den Personen, die sich hierzu geäussert hatten, entschieden, das Konzert abzusagen. «Wir haben dieses Konzert nicht wegen seinen Rastas abgesagt, sondern wegen dem Unwohl von unseren Mitmenschen. Wir haben Mario mehrmals ein Angebot zu einem offenen Dialog gemacht, welches er zum Teil mit Beleidigungen abgelehnt hat», hiess es von der Bar.

Die Weichen für das Kulturprojekt unweit vom Hauptbahnhof Zürich wurden 2020 von Julia Vögeli und Lou Lipp gestellt (MANNSCHAFT+ berichtete), die einen Freiraum für eine aktive Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Kultur bieten wollten. Das Motto der beiden Initiantinnen: Inklusion anstelle von Exklusivität, Zugänglichkeit anstelle von Elite.

Parizek postete am Donnerstag unterdessen erneut ein Video, in dem er seinen Ärger etwas relativierte und den Vorwurf der «faschistische Einstellung» zurücknahm. «Meine Aufgabe in der Welt ist es, dass ich Musik mache und Menschen damnit eine Freude bereite. Ich möchte keine politische Plattform bieten», sagte der Musiker.

Erst vor wenigen Wochen war es in Bern zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, als in einem Kulturzentrum ein Auftritt der Reggae-Band «Lauwarm» abgebrochen wurden war – unter anderem weil zwei der Bandmitglieder Rastas tragen. Der Vorfall sorgte für internationale Aufmerksamkeit und löste eine breite Debatte über kulturelle Aneignung und «Cancel Culture» (MANNSCHAFT+  berichtete) aus, so wie es zuvor bereits die Absage des Konzerts der Musikerin Ronja Maltzahn im März getan hatte, die bei einer Fridays-for-Future-Veranstaltung in Hannover aufgrund ihrer Rastas ausgeladen worden war.

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