Lustlose Zeiten? Absatz von Kondomen weltweit eingebrochen

Umfragen zeigen, dass viele Menschen in der Pandemie weniger Sex haben aus Angst, Stress und Depressionen

Ein Kondom vor gelbem Hintergrund (Symbolfoto: Reproductive Health Supplies Coalition / Unsplash)
Ein Kondom vor gelbem Hintergrund (Symbolfoto: Reproductive Health Supplies Coalition / Unsplash)

Als vor zwei Jahren die Corona-Pandemie losging, warnte Kondom-Weltmarktführer Karex vor einem globalen Engpass. Drei seiner Fabriken standen still – wegen des Lockdowns. Dabei wurde mit einer rasant steigenden Nachfrage gerechnet, weil Menschen ja plötzlich sehr viel Zeit in der Isolation hatten. Auch für Sex?

Es kam anders. Die Nachfrage sei seit Corona um 40 Prozent zurückgegangen, erklärte Karex-Chef Goh Miah Kiat der japanischen Zeitung Nikkei. Zur Einordnung: Sein Konzern stellt jedes fünfte Gummi der Welt her, in Vor-Corona-Zeiten waren das über fünf Milliarden Kondome pro Jahr. Diese verkaufte Karex auch an andere Kondommarken in mehr als 140 Ländern, sagte Goh, wo sie dann unter bekannten Markennamen wie Durex, Carex oder One erhältlich seien.

Dazu kämen, laut Goh, etliche Regierungen der Welt, die Kondome verteilten, ebenso staatliche Hilfsorganisationen und Vereine, die in Beratungsstellen Präservative ausgaben, u.a. im Zusammenhang mit der AIDS-Prävention. Wegen Covid-19 waren viele dieser Stellen monatelang geschlossen.

Hotels, Saunen und Sexarbeit Ebenso geschlossen waren für längere Zeiträume Hotels und Saunen, in denen Menschen Sex hatten, die dies zuhause nicht konnten bzw. wollten. Auch Sexarbeit – wo überdurchschnittlich oft Kondome zum Einsatz kommen – gab es während der Pandemie weniger, schreibt die Süddeutsche Zeitung (hinter einer Bezahlschranke).

Dazu komme, dass Umfragen aus mehreren Ländern gezeigt haben, dass viele Menschen in der Pandemie schlichtweg weniger Lust und weniger Sex haben. Die SZ zitiert Autor*innen einer Studie aus Indonesien, die vermuten, dass das an «Depressionssymptomen, Angst, Reizbarkeit, Langeweile, Verwirrung und dem Gefühl der Isolation» liegen könnte sowie an «Stressfaktoren wie Arbeitsplatzverlust». Es seien hat gerade keine besonders romantische Zeiten, meint die SZ.

Umfragen haben gezeigt, dass viele Menschen in der Pandemie schlichtweg weniger Lust und weniger Sex haben

CockyBoys
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Kein Corona-Babyboom Mit Blick auf die Hetero-Welt meint die Süddeutsche, nach einem Corona-Babyboom sehe es derzeit nicht aus. Derweil hat die Dating-App Grindr in ihrem statistischen Jahresrückblick für 2021 konstatiert, dass es «ein echtes Comeback» gegeben habe und User*innen – nachdem Impfungen weltweit möglich waren – wieder intensiver auf die Suche nach Sexpartner*innen gingen. Mit «vaccinated» als meist genutztem Tag im vergangenen Jahr. (MANNSCHAFT berichtete über die Grindr-Statistik, die auch auflistet, in welchen Ländern die meisten Tops und Bottoms zu finden sein sollen.)

Karex habe in der Zwischenzeit wegen Verlusten die Produktion umgestellt und eröffne nun eine Fabrik für Einweghandschuhe, heisst es. Nach denen ist die Nachfrage in der Pandemie bekanntlich gestiegen.

Um nochmals auf Grindr zurückzukommen: Das Unternehmen hatte im Frühjahr 2021 unter dem Titel «Romance in the Age of Covid» eine Umfrage gestartet und festgestellt, dass 88 Prozent der teilnehmenden Nutzer*innen ein «Gespräch über Corona-Sicherheitsmassnahmen» geholfen habe sich zu entscheiden, ob sie sich mit einem Partner bzw. einer Partnerin treffen wollten oder nicht. 31 Prozent gaben damals an, um Treffen auch Maske zu tragen – während 69 Prozent sich entschieden, lieber mehr Pornos zuhause zu schauen, statt ein Infektionsrisiko einzugehen.

Wenn der Pornokonsum weiter steigen sollte, sind das schlechte Aussichten für Karex & Co. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass der Pornokonsum während des Lockdown stark gestiegen ist und das Problem Pornosucht zunimmt.)

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