Linz will Verfolgung von LGBTIQ wissenschaftlich aufarbeiten

«Es geht darum, aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu sensibilisieren»

Linz (Foto: Robert B. Fishman/dpa)
Linz (Foto: Robert B. Fishman/dpa)

Die Stadt Linz will mit einem wissenschaftlichen Projekt die Verfolgung von queeren Personen untersuchen.

Der Linzer Stadtsenat grünes Licht für das Projekt gegeben, das bis zum Jahr 2026 die Verfolgung sexueller Minderheiten in der Stadt aufarbeiten soll. Schwerpunkt ist dabei die Zeit des Nationalsozialismus, frühere Epochen sollen aber ebenfalls mit einbezogen werden.

Das von der HOSI Linz begrüsste Projekt, ist die erste umfassende Untersuchung ihrer Art für die oberösterreichische Hauptstadt. Diese Forschungslücke soll sich nun schliessen, berichteten Vizebürgermeisterin Tina Blöchl sowie Bildungsstadträtin Eva Schobesberger. Es findet im Rahmen des vor zwei Jahren im Gemeinderat beschlossenen LGBTIQ-Konzeptes statt.

Ziel sei es, durch die Darstellung der Ereignisse und Schicksale der betroffenen Personen ein Bewusstsein für die Verfolgung während des Nationalsozialismus zu schaffen und die Stimmen und Geschichten der Opfer sichtbar zu machen. Dafür soll hauptsächlich mit Gerichtsakten aus dem Landesarchiv gearbeitet werden, die anhand einer Datenbank analysiert werden. «Es geht darum, aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu sensibilisieren. Die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen reicht weit zurück und auch heute ist eine völlige rechtliche Gleichstellung noch nicht erreicht», betonte Blöchl.

Linz habe als ehemalige «Führerstadt» eine besondere Verantwortung, fügte die für das Archiv zuständige Schobesberger hinzu.«Die Verfolgung homosexueller Personen in Linz ist bis dato kaum erforscht und ich danke allen Beteiligten, dass wir nun zusammen dieses Projekt auf den Weg bringen können.»



In Österreich wurden queere Personen seit dem Mittelalter verfolgt, bis 1787 drohte die Todesstrafe. 1852 wurde «Unzucht mit Personen desselben Geschlechts» als Tatbestand in das Strafrecht aufgenommen. Erst 1971 stellte Homosexualität keinen Strafdelikt mehr dar.

«Gerade die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses dunkelsten Kapitels unserer Geschichte ist in Oberösterreich bisher weitestgehend ausgebleiben“, sagte Vereinssprecher der HOSI Linz Michael Müller: «Es freut uns daher sehr, dass der Stadtsenat heute beschlossen hat, die Verfolgungsgeschichte homosexueller Menschen in Linz während der NS-Herrschaft wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Dies, zusammen mit einem noch zu findenden öffentlichen Gedenkort an die homosexuellen Opfer des NS-Terrors, soll eine späte Anerkennung des so vielfach erlittenen Unrechts sein.»

Vor zwei Jahren begeisterte eine Tourismus-Kampagne aus Linz das Netz – mit Bausünden, Fast-Food-Restaurants und einem lesbischen Kuss (MANNSCHAFT berichtete).

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