«LGBTIQ Rights Index» zur Pride-Saison 2022
Das Bildungsportal Preply hat ein Top-20-Länder-Ranking mit Fokus auf trans Rechte erstellt
In Vorbereitung auf den internationalen Pride-Monat im Juni hat das Bildungsportal Preply die historische Gleichstellung queerer Menschen weltweit untersucht. Daraus entstand ein «LGBTIQ Rights Index», der zeigt, welche Länder in diesem Bereich historisch gesehen Vorreiter waren. Im Zentrum steht das Recht auf Gender-Anpassung in offiziellen Dokumenten.
«Die Ergebnisse erlauben einen Blick in die Geschichte des Rechts auf Gender-Änderung, die, trotz aller Fortschritte, weiterhin von Stereotypen, Diskriminierung und Ablehnung/ Hass geprägt wird», heisst es in einer Pressemitteilung. «Die wichtigste Erkenntnis: Nicht überall, wo sich das Gender ändern lässt, ist dies auch bedingungslos möglich. Auflagen sind teilweise streng, teuer und unverhältnismässig.»
Die Studie analysiert die aktuelle Gesetzeslage zur Gleichstellung in 50 Staaten und berücksichtigt, wie lange queere Menschen in den verschiedenen Ländern bereits gleichgestellt sind. So erfährt man u. a.: «Südafrika war 2004 das erste Land, welches die Änderung des Gender-Eintrag ermöglichte, ohne zuvor eine geschlechtsangleichende Operation zu verlangen.»
Und: «In Tschechien ist die Änderung des Geschlechtseintrag in offiziellen Dokumenten seit 1970 erlaubt, allerdings unter der Bedingung einer OP und bis 2018 der Sterilisation.»
Im Kontext der trans Geschichte müsse zwischen dem Recht auf Änderung des Gender-Eintrags unter Auflagen und dem Recht auf Änderung des Gender-Eintrags ohne wesentliche Bedingungen unterschieden werden, schreibt Preply. Zu den am weitesten verbreiteten, behördlichen Auflagen als Voraussetzung für die Änderung des Genders in offiziellen Dokumenten gehört eine bereits durchgeführte angleiche Operation.
«In Deutschland ist die Änderung des Gender-Eintrags seit 2011 möglich. Eine Anpassung des Vornamens war seit 1981 möglich. Es müssen zwei unabhängige Gutachter bestätigen, dass eine Transidentität vorliegt», so Preply. «Das Verfahren ist sehr umstritten und ein zentrales Element bei der Debatte um die Reform des sogenannten Transexuellengesetzes.» (MANNSCHAFT berichtete.)
Zum Vergleich: «In Österreich ist die Änderung des Gender-Eintrags offiziell seit 2009 möglich. Österreich war erst der vierte Staat in der Geschichte, der für die Umsetzung des Rechts keine Auflagen verlangte. In der Schweiz wurde das Recht zur Änderung des Gender-Eintrags in offiziellen Dokumenten erst 2018 implementiert.»
Preply hat eine Liste mit zehn historischen Vorreitern ohne Auflagen erstellt. Diese umfasst folgende Länder:
#1 Südafrika 2004 Bedingungslos
#2 Vereinigtes Königreich 2005 Bedingungslos
# 3 Spanien 2006 Bedingungslos
# 4 Österreich 2009 Bedingungslos
#5 Sri Lanka 2010 Bedingungslos
#6 Argentinien 2012 Bedingungslos
#7 Niederlande 2013 Bedingungslos
#8 Schweden 2013 Bedingungslos
#9 Südkorea 2013 Bedingungslos
#10 Dänemark 2014 Bedingungslos
Bei den 20 historischen Vorreiter in Bezug aufs Recht auf Änderung des Geschlechtseintrags mit und ohne Auflagen, ergibt sich diese Top-20-Liste:
#1 Tschechien 1970 Unter Auflagen: Operation, bis 2018: Sterilisation
#2 Iran 1987 Unter Auflagen: Operation
#3 Kroatien 1994 Unter Auflagen: Operation
#4 Singapur 1996 Unter Auflagen: Operation
#5 Russland 1997 Unter Auflagen: Operation
#6 Estland 1999 Unter Auflagen: Psychologisches Gutachten, Genetische Analyse
#7 Finnland 2003 Unter Auflagen: Medizinisches Gutachten, Status: ledig
#8 Mexiko 2003 Unter Auflagen: Operation
#9 Südafrika 2004 Bedingungslos
#10 Japan 2004 Unter Auflagen: Operation
#11 Vereinigtes Königreich 2005 Bedingungslos
#12 Spanien 2006 Bedingungslos
#13 Philippinen 2007 Unter Auflagen: Diagnose der Krankheit Kongenitale Nebennierenhyperplasie
#14 Österreich 2009 Bedingungslos
#15 Lettland 2009 Unter Auflagen: Operation
#16 Sri Lanka 2010 Bedingungslos
#17 Deutschland 2011 Unter Auflagen: Psychologisches Gutachten
#18 Argentinien 2012 Bedingungslos
#19 Niederlande 2013 Bedingungslos
#20 Schweden 2013 Bedingungslos
Vorreiter Frankreich: Homosexualität seit 1791 entkriminalisiert In den Erläuterungen zu Studie wird darauf hingewiesen, dass in Frankreich Homosexualität bereits sei 1791 entkriminalisiert ist (MANNSCHAFT berichtete). Es folgten die Türkei im Jahr 1858 und Japan im Jahr 1881 – «zwei Länder, in denen das öffentliche Bekenntnis zu Homosexualität und queerer Identität gegenwärtig weitestgehend tabuisiert ist.» Zuletzt kippte Indien im Jahr 2018 ein Gesetz, das Homosexualität unter Strafe stellte. (MANNSCHAFT über den ersten schwulen Richter, der in Indien für den Supreme Court nominiert wurde.)
Schutzlos gegenüber Diskriminierung in allen öffentlichen Bereichen seien LGBTIQ unter anderem in Südkorea, Japan, der Türkei, Russland, Sri Lanka, China, Singapur, im Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Afghanistan, heisst es. Lückenhaft seien laut Preply die Antidiskriminierungsgesetze in Dänemark, Argentinien, Italien, Taiwan, Estland, Philippinen, den USA, Thailand, im Vatikan und in Venezuela. (MANNSCHAFT über Homophobie in Estland.)
Eine Auflistung der verwendeten Quellen kann hier eingesehen werden.
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